GMBH - GMBH
Sireena Records / Broken Silence (1982/2019)
(12 Stücke, 45:27 Minuten Spielzeit)

GMBH nannte sich eine deutsche Band, die 1981 von Christian Schneiderbauer und Wesley Plass gegründet wurde. Christian schrieb die Texte und Wesley (vormals in den Bands Oktagon, Rock Candy und TAX) war für die musikalische Umsetzung zuständig. 1981 war die Zeit der Neuen Deutschen Welle kurz NDW und genau daran orientierten sich auch GMBH. „Wir wollten aber rockiger und solider daherkommen und keinen sinnfreien Klamauk machen, eher mit feinsinnigen, tiefgründigen Texten und mit Qualität punkten.“, so Chistian.


Die zwölf auf dem Album enthaltenen Songs wurden zwischen April und August 1982 eingespielt. Neben Christian (Gesang, Backgroundgesang) und Wesley (Gesang, Backgroundgesang, Gitarre, Bass, Tasteninstrumente) wirkten noch Tom Krüger (Bass), Hermann Weindorf (Tasteninstrumente), Laurent Antony (Backgroundgesang), Berthold Weindorf (Saxophon), Jan Zelinka (Schlagzeug) und der bekannte Schlagzeuger Curt Cress (u. a. ex-Snowball) mit.

Noch im Jahr 1982 erschien das selbstbetitelte Album bei der TELDEC. Das Album bekam sehr gute Kritiken. So titelte die Bella in 1983 „Nicht jeder kann auf der ‚Neuen Deutschen Welle’ mitschwimmen. Doch diese Gruppe wird nicht untergehen. Flotte, freche Songs.“ Allerdings solle das Blatt nicht Recht behalten, denn es kam aufgrund von Differenzen mit dem Plattenlabel nicht zu Liveauftritten und die Band löste sich bereits 1983 wieder auf. Das erste Album blieb auch das Letzte von GMBH. Am 26.04.2019 bringt das deutsche Label Sireena Records nun diese Perle der NDW erstmals auf CD heraus. So können all die – mich eingeschlossen - diese sehr gute NDW-Scheibe endlich neu entdecken.

In „Heidi“ geht es um eine beendete Liebe, bei der der Protagonist sich den Verlust nicht wirklich eingestehen will, während im Titelstück die Skrupellosigkeit der Geschäftswelt anhand der Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung thematisiert wird. Diese beiden Beispiele machen deutlich dass sich GMBH nicht im gleichen Fahrwasser bewegten wie es damals Songs wie „Hohe Berge“ von Frl. Menke & Co. vormachten.

Musikalisch sind die Songs aber schon klar im Stil der 80’er Jahre verankert und sind so deutlich der NDW zuzuordnen, sie unterschied sich aber vor allem durch die Gitarrenarbeit deutlich vom Rest der NDW-Bands.

Die Songs entwickeln einen außerordentlichen Groove, was zum Beispiel im Stück „GMBH“ deutlich wird. „Luxuskind“ wartet dagegen mit einem sehr schönen Rhythmus (Gitarre und Schlagzeug) auf. In den Song haben sie ein klasse Gitarrensolo eingebaut, was ihren Rock-Ansatz bestätigt. Hier kommen mir beispielsweise The Police oder Spliff in den Sinn. Apropos Spliff: GMBH haben einen ähnlich hohen qualitativen Ansatz wie die bekannte deutsche Band, die aus der Nina Hagen-Band hervorging. Leider ist das Album Anfang der 80’er nur wenig beachtet worden. 

Der Saxophonpart von Berthold Weindorf, gibt dem Ganzen noch einmal mehr Drive und eine ganz besondere Note. Etwas nervig sind die für die 80’er so typischen E-Drums. Immer dann, wenn das Schlagzeug organisch klingt (wie zum Beispiel im letzten Song „Schimmer“), kommen die Songs noch besser rüber und haben noch mehr Rockappeal.

„Nüchtern viel zu schüchtern“ klingt wie eine Mischung aus Phil Collins und einer Gitarre ähnlich der aus „Albatross“ von Fleetwood Mac. „Schwierig“ ist ein knackiger Rocksong, der vor allem von der E-Gitarre vorangetrieben wird. Das klingt wie eine härtere Version von Rheingold. „Echolot“ ist der einzige Instrumentaltrack des Albums. Eine recht elektronischer Track, der nur so vor Atmosphäre und Groove sprüht.

Die CD erscheint in einem vierseitigen Digipack mit einem zwölfseitigen Booklet, in dem sich einige Bandfotos und die kompletten Texte befinden.

Das Debütalbum der deutschen Band GMBH, das 1982 auf den Markt kam, erscheint erstmals auf CD am 26.04.2019. Sireena Records hat damit einen echten Schatz der NDW gehoben, der weit mehr als die üblichen, bekannten Songs dieser Ära zu bieten hat. Natürlich ist in den Stücken der Zeitgeist der frühen 80’er zu hören, aber mit einem weit rockigeren Ansatz. Ein sehr gutes Album, das hoffentlich mit dieser Veröffentlichung aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wird.

Stephan Schelle, April 2019

   

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