Glass Hammer – Three Cheers For The Broken Hearted

Glass Hammer – Three Cheers For The Broken Hearted
Sound Resources / Just For Kicks Music (2009)
(11 Stücke, 51:44 Minuten Spielzeit)

Zwei Jahre nach ihrem letzten Album „Culture Of Ascent“ präsentiert uns die amerikanische Band Glass Hammer ihr mittlerweile elftes Studioalbum im komplett neuen Gewand. Glass Hammer standen bisher für symphonischen, progressiven Rock der recht nah am Stil von Yes angelehnt war. Die beiden Köpfe Fred Schendel und Steve Babb hatten für ihre aufwendigen Produktionen immer eine ganze Reihe an Musikern um sich geschart, das ist bei dem neuen Album nun anders.


Der Titel des Albums und das Cover lässt es schon erahnen, der Kern der Band besteht nun aus drei Musikern. Von den bisherigen Mitstreitern gehört nun Sängerin Susie Bogdanowicz zum festen LineUp. Daneben wirken noch David Wallimann (er war auch bei früheren Alben dabei) und Josh Bates als Gastmusiker mit.

Auf „Three Cheers For The Broken Hearted” haben sich Schendel & Babb mit ihrem Projekt runderneuert, denn die ausufernden Progstücke, die sehr an Yes erinnerten, sind wesentlich leichteren Songs gewichen, die in ihrer Instrumentierung nun eher an die Beatles in ihrer Endphase erinnern. Das zeigt auch die Länge der Stücke, die jetzt eher kürzer sind (zwischen 3:08 und 7:34 Minuten). Lediglich drei Stücke bringen es auf eine Länge von mehr als fünf Minuten.

Dieser beatleske Stil wird gleich im Opener „Come On, Come On“ offenbar. Versehen ist das Ganze aber immer noch mit herrlichen Keyboardsounds dem Mellotron recht proggig klingen. Ein schöner Einstieg in das Album. Es folgt „The Lure Of Dreams“, bei dem vor allem ein sehr akzentuierter Bass den Rhythmus vorgibt. Hier mischen Glass Hammer nun etwas rockig/proggige Elemente hinzu, so dass der Song wie eine moderne Version des 70’er Jahre Rock anmutet. Das ist aber nicht wirklich neu. Susie’s Stimme, die bisher sporadisch zum Einsatz kam, bestimmt auf diesem Album nun fast die kompletten Gesangslinien. Dabei wirkt die Stimme aber an manchen Stellen wie zum Beispiel bei „The Lure Of Dreams“ etwas dünn.

Ein Popsong folgt mit „A Rose For Emily“, der wieder eine etwas beatleske Struktur aufweist. Ob das die Fans von Glas Hammer erwartet hätten, ich glaube nicht. Dass die drei es auch etwas härter angehen können, zeigen sie an einigen Stellen, wie zum Beispiel in „Sleep On“, allerdings gehen sie nicht so weit wie manch andere Progband (Riverside oder Porcupine Tree). „The Mid-Life Weird“ beginnt mit einer Supertramp-Keyboardpassage um dann erneut beatleskes zu präsentieren. Das klingt zwar eher nach Popmusik, hat aber einen gewissen Reiz. Auch „A Bitter Wind“ startet mit Sounds, die mich in den ersten Sekunden an Supertramp erinnern. Diese Atmosphäre hält aber nur wenige Augenblicke. Hier herrschen Mellotron und Keyboards vor, was sehr Retro klingt, aber gut ins Ohr geht. Es folgen das recht rockige „The Curse They Weave“, das balladeske „Sun Down Shores“ das ungewöhnliche “Schrodinger’s Lament”, das durch seine Instrumentierung und dem gesprochenen Text recht zappaesk wirkt, das in den Bereich Melodic Rock angrenzende „Hyperbole“ und das an Bands wie Procol Harum erinnernde „Falling“, das dass Album beschließt.

Wenn man sich erst einmal mit dem Material vertraut gemacht hat und sich damit abgefunden hat, dass Glass Hammer nun einen anderen Weg eingeschlagen haben, dann können die Songs schon gefallen, heben sich aber leider auch nicht so stark von der Masse ab, dass man diesen radikalen Wandel als Quantensprung bezeichnen könnte.

Mit „Three Cheers For The Broken Hearted” haben Glass Hammer einen elementaren Kurswandel vollzogen, der den Fans wohl recht schwer im Magen liegen wird, hat er doch mit den bisherigen Produktionen nichts mehr am Hut. Ob das gefällt, muss der Hörer selbst entscheiden. Glass Hammer haben mit diesem Album zwar keinen Ausfall produziert (einiges weiß zu gefallen), aber vor dem Kauf sollte man das Album unbedingt erst antesten.

Stephan Schelle, November 2009

   

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