Fughu – Human Part I + II

Fughu – Human Part I + II
(2013)
(15 Stücke, 85:40 Minuten Spielzeit)

Fughu ist eine Band aus Buenos Aires, Argentinien. Wenn man sich die zahlreichen Veröffentlichungen von Progmetal-Bands wie zum Beispiel Dream Theater oder Rush anschaut, die in Südamerika regelrecht gefeiert werden, dann ist es erstaunlich, das bisher noch nicht wirklich viel in diesem Bereich an Bands aus diesen Ländern über den Großen Teich zu uns herübergeschwappt ist. Fughu sorgen nun aber dafür, dass dies anders wird.


Bereits 1999 trafen sich Ariel Bellizio (Gitarren) und Alejandro Lopez (Schlagzeug). Aus ihnen entstand zusammen mit den weiteren Musikern Marcelo „The Salmon“ Malmierca (Keyboards) Juan Manuel Lopez (Bass) und Santiago Burgi (Gesang, Gitarren) die Band Fughu. Das erstes Dokument ihrer Zusammenarbeit veröffentlichten sie 2010 unter dem Titel „Absence“. „Human I + II“, das als DoppelCD in 2013 herausgekommen ist, stellt nun das schwere Zweitwerk dar. Aber ist es das wirklich?

Das zwei CDs umfassende Konzeptalbum ist in die beiden Teile „The Tales“ und „The Facts“ aufgesplittet (es ist auch in Form von zwei EinzelCDs erhältlich, macht aber in der DoppelCD-Version am meisten Sinn), denen jeweils eine CD gewidmet ist. Das argentinische Quintett hat sich noch mit Jeff Kollman, Dario Schmunck und Damian Wilson, letzteren sollten die Musikfreunde von Threshold her kennen, noch einige Gastmusiker an Bord geholt. Geboten wird bester Progmetal, der sich vor Genregrößen nicht zu verstecken braucht.

CD 1 „Human (The Tales)“ beginnt im Opener „The Human Way“ mit düsterem Gesang sowie mit harten Riffs und zeigt gleich die Marschrichtung Progmetal an. Aber die Band spielt auch mit den unterschiedlichen stilistischen Mitteln wie der Lautstärke und dem Härtegrad. So zeigt sich beispielsweise diese Mischung in sanften, ja fast zerbrechlichen Teilen und dem Wechsel zu härteren Metalgebilden im zweiten Stück „Inertia“. Diese stilistischen Elemente sind aber sehr gut von Fughu zusammengefügt worden.

Proggig wird es dann im Stück „Dry Fountain“, bei dem gar wunderbare Gitarrenmotive aufkommen, die in Richtung Neo-Prog weisen und eine Nähe zu Bands wie Pain Of Salvation & Co. aufbauen. Sehr elektronisch ist dagegen „Twisted Mind“ durch den pumpenden Synthie, der den Rhythmusboden des Stückes bildet. Das verströmt eine unerhörte Faszination. Aber auch hier wechseln Lautstärke, Intensität und Struktur.

„Godbye“ ist eine unter die Haut gehende, melancholische, zeitlupenartige Nummer, die für Gänsehaut sorgt und die wie ein Drama aufgebaut ist. Es folgen noch das druckvolle „Evil Eyes“ und das von Jeff Kollman gesungene „Mayhem“. Jeff’s Gesang erinnert in einigen Passagen gar an Michael Sadler von Saga.

CD2 „Human (The Facts)“ beginnt mit zerbrechlichem Gesang im ersten Stück „Void“. Der Song entwickelt sich aber zu einem theatralischen, kraftvollen Rockdrama. Die Gastsänger übernehmen wie etwa Damian Wilson im zweiten Stück „Quirk Of Fate“ die Stimmen von weiteren Charakteren. Dieses Stück ist dann auch wieder recht proggig mit zahlreichen Anleihen an große Namen aus der Szene wie etwa ELP, sobald die Keyboards erklingen. Dem ist die Ballade „The Play“ hinten angefügt.

„Climb“ ist ein abwechslungsreiches Stück mit einigen Richtungswechseln, während „Vater“ zunächst durch sehr atmosphärische Synthieflächen, die durch den Raum wehen, bestimmt wird. Dann aber ändert sich im zweiten Teil der Sound komplett durch den Einsatz elektronischer sowie klassischer Sounds und härteren Gitarrenmotiven. Dazu kommt dann ein englisch und deutsch gesungener Text, im Stile einer Oper. Das ist außergewöhnlich und mystisch.

„Winter“ ist ein eingängiger Song, der von herrlichen, sanften Melodiebögen durchzogen ist. Es folgt das zweiminütige Zwischenspiel „Till The Day I Die“ um dann im abwechslungsreichen Stück „The Facts“ zu enden.

Mit „Human I + II“ zeigt die argentinische Band Fughu, dass auch jenseits des großen Teiches sehr gute ProgMetal-Musik gespielt wird. Es ist zu hoffen, dass hier noch mehr aus dieser Richtung kommt. Genrefans sollten hier unbedingt mehr als ein Ohr riskieren.

Stephan Schelle, Dezember 2013

   

CD-Kritiken-Menue