Fuchs – And Once Again
Tempus Fugit (2024)

(5 Stücke, 44:05 Minuten Spielzeit)

Nachdem die Stuttgarter Rock-Mannschaft Fuchs um Ines & Hansi Fuchs in letzter Zeit durch verschiedene Beiträge, ebenso durch das hörenswerte Konzept-Album „Too Much Too Many“ (2023), aber besonders durch ihren fulminanten Auftritt beim Night Of The Prog (NOTP) 2023 deutlich auf sich aufmerksam gemacht haben, gilt es jetzt die Gunst des günstigen Moments zu nutzen und das macht das Septett Fuchs clever mit einer 5-Titel-EP „And Once Again (Welcome Max Paul)“.


Ein erfahrener Drahtzieher im Hintergrund ist immer Dirk Jacob von Tempus Fugit. Und der zweite Teil des Titels assoziiert schon eine Neuigkeit, denn der langjährige Sänger Baggi Buchmann, seit dem zweiten Album „The Unity Of Two“ (2014) mit dabei, hat die Formation Anfang 2024 nach 10 Jahren verlassen. Es ist aber ein kluger Schachzug des musikalischen Leiters Hans-Jürgen Fuchs, der nun aus der Not eine Tugend macht und drei Fliegen mit einem Schlag fängt. Zum einen bringt sich diese eingespielte Truppe kurz vor ihren beiden Live-Auftritten in Stuttgart (11-2024: Robert Koch Realschule) und Oberhausen (03-2025: Zentrum Altenberg) wieder mit neuer Musik in Erinnerung, zum anderen stellen sie damit auch gleich ihren neuen 28-jährigen Sänger Max Paul vor. Und das, zum dritten, mit fünf Titeln einer EP (??) mit Laufzeit von immerhin satten 44 Minuten.

Hier zeigt Max schon alle Qualitäten als Solist mit seiner bisher nur digital veröffentlichten Single „Modern Times“ (2022) und vier Kompositionen zusammen mit seiner neuen Band Fuchs. Dieser äußerst talentierte junge Sänger und Musiker hat ein Solo-Programm unter seinem Namen, spielt auch Bass und Keyboards bei der angesagten Indie-Folk-Truppe Kids Of Adelaide.

Das erste Lied „Don’t Think About“ vom Debüt „Leaving Home“ (2012), es wurde auch beim NOTP 2023 vorgetragen, ist komplett von der aktuellen Band zusammen mit Max neu eingespielt. Und schon hier zeigt sich wie gut dieser Sänger zu dieser Komposition und auch den Prog-Schwaben Fuchs passt. Sehr schön schon hier die Doppelungen und Verfremdung der Stimme und auch die Dynamik des Gesangs je nachdem wo man sich thematisch in dem Lied befindet.

Die anderen drei 10-minütigen Stücke „The Scent And Warmth (Prologue Part 2)“, „Sleepwalking Man“, „And Once Again“ stammen jeweils von den drei weiteren Studioalben der Band. Die sind aber allesamt mit Sänger Max teilweise neu eingespielt worden. In der kraftvollen Komposition „Prologue Part 2“ von „The Unity Of Two“ (2014) kommt noch die weibliche Gesangsstimme von Mirjam Michutta hinzu, was zusammen mit dem Sänger-Duo Max und Michael Wasilewski einen mehrstimmigen, breiten und wohlklingenden Gesang ergibt. Bei der inzwischen 10-jährigen Komposition passt nun meines Erachtens alles zusammen, sie wirkt frisch und man kann sich auf eine Live-Aufführung freuen. Und das gleiche gilt genauso für die beiden weiteren Stücke, „Sleepwalking Man“ vom Album „Station Songs“ (2018) und vom erfolgreichen „Too Much Too Many“ schaffte es „And Once Again“ auf diese EP.

Natürlich erinnert das typische melodiöse Keyboard-Arsenal von Ines und Hansi, aber auch die restliche Instrumentierung gelegentlich an einige lyrische Klangbilder vergangener großer Rock-Helden. Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen. Besonders durch das Nutzen der modernsten Technik durch Hans-Jürgen Fuchs (Mixing) und Steve Kitch (Mastering) von The Pineapple Thief erreichen die zeitgemäßen Titel eine erstklassige Qualität, die oft sogar über die Vorbilder hinausragt. Auch die vielfältigen vokalen Darbietungen von insgesamt vier Sänger/innen plus Gäste zeigt auch einen Schwerpunkt auf Lyrik und deren Transport an das Ohr des Hörers. Das erinnert auch an die Projekte Marek Arnold’s Artrock Project und Seven Steps To The Green Door vom Musik-Tausendsassa Marek Arnold. Die Stimme von Max Paul passt hervorragend zu den Fuchs -Kompositionen und zum Gesamtbild dieser Truppe aus „THE LÄND“.

Stand bei der letzten digitalen Fuchs EP „Night Of The Prog: Festival EP“ (2023) natürlich das NOTP und das damals veröffentlichte Album „Too Much Too Many“ mit jeweils zwei Titeln Live und Studio im Mittelpunkt, liegt nun bei der aktuellen EP „And Once Again (Welcome Max Paul)“ der Fokus klar auf der gesamten Karriere und dem neuen Bandgefüge. Es gibt erfreulich keine Überschneidung zwischen den Titeln beider EP’s.

Wer noch kein Material von Fuchs sein eigen nennt, dem empfehle ich diese preiswerte EP. Und bestellt euch bei Tempus Fugit gleich das schöne Live-Album „One Lively Decade (Stuttgart, February 1st, 2020)“ mit, damit habt ihr einen umfassenden Einstieg in die Welt dieser professionellen Rock-Truppe aus Region Stuttgart. Wir haben eine lebendige, äußerst kreative Szene im Bereich anspruchsvoller Rockmusik im deutschsprachigen Raum, die aktuell fantastische Studio/Live Alben sowie Konzerte am Fließband abliefern. Und Fuchs gehören eindeutig dazu. Bitte unterstützt diese leidenschaftlichen Musiker und besucht deren Konzerte, erlebt dann selbst was ich euch hier berichtet habe und überzeugt euch ob ich richtiggelegen habe.

Roland Koch, November 2024

   

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