Frumpy – Live – NinetyFive
Mig music (2024)

(11 Stücke, 70:58 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 1969 lösten sich die City Preachers auf. Keyboarder Jean Jacques Kravetz, Bassist Karl-Heinz Schott und Schlagzeuger Carsten Bohn machten zunächst mit einem englischen Sänger weiter, während Inga Rumpf sich eine Auszeit gönnte. Als es aber mit dem Briten nicht richtig zu funktionieren schien, fragten sie Inga, ob sie nicht doch wieder Lust hätte einzusteigen. Das tat sie zum Glück. 


Nun musste ein neuer Bandname her. In ihrer Biografie schreibt Inga: Carsten hatte sich schon Gedanken gemacht und brachte eine Platte der englischen Band Raven mit. Ein Titel auf dem Album hieß Frumpy. Den Begriff, der etwa so viel bedeutet wie „alte Schreckschraube“ oder auch „Vogelscheuche“, fanden wir so abgefahren und cool, das wir nicht länger darüber nachdachten; der neue Name war geboren: FRUMPY! Inga Rumpf definierte die musikalische Ausrichtung, die sich dem damaligen Begriff „Krautrock widersetzen wollte, als Jazz, Soul und orientalischen Elementen, mit der Orgel als Ausgangspunkt und wichtigstem Element.

Von 1970 bis 1972 veröffentlichten Frumpy drei hochklassige Alben. Dann, nach einem Konzert am 22.07.1972, war aufgrund interner Schwierigkeiten erst einmal Schluss und die Band löste sich auf. Erst 1988 kamen Rumpf, Kravetz und Bohn wieder zusammen (Bassist Schott stieß danach dazu) und brachten 1990 und 1991 zwei weitere hervorragende Alben heraus. Man spielte einige Konzerte, von denen ihr 1995’er Auftritt aus Hamburg unter dem Titel „NinetyFive“ erschienen ist.

Am 29.11.2024 wird dieses Livedokument bei mig music wiederveröffentlicht. In der Besetzung Inga Rumpf (Gesang, Gitarre), Karl-Heinz Schott (Bass), Jean-Jacques Kravetz (Orgel, Piano), Carsten Bohn (Schlagzeug) und den Gästen Frank Dietz (Lead-Gitarre) und Pascal Kravetz (Orgel, Keyboards, Backgroundgesang) spielten sie an diesem Abend wie entfesselt auf, was man deutlich in der Aufnahme hören kann.

Inga Rumpf ist die wohl bedeutendste Rockröhre Deutschlands. Aber nicht nur ihre markante, kehlige Stimme mit viel Blues und Soul bestimmten dieses grandiose Konzert, auch die unglaublichen Soli von Gitarrist Frank Dietz und die Organisten Jean-Jacques Kravetz und Pascal Kravetz sorgten für große Momente, von denen man sich nun bei der Wiederveröffentlichung des Livemitschnitts überzeugen kann.  

Auf dem Programm standen vor allem Songs der letzten beiden Alben „Now“ und „News“. Aber ihr Klassiker „How The Gipsy Was Born“ durfte natürlich auch nicht fehlen und wurde - wie gehabt - in einer ausufernden, mehr als neunminütigen Version gespielt.

Aber auch die neueren Stücke zeugen von hoher Qualität, was sich beispielsweise in dem Opener „Loverman“ zeigt, der nur so vor Energie sprüht. In ihren treibenden Blues werden so auch Funk- und Soulelemente mit eingebunden.

Und in das Stück „Everyday Song“ baute die Band dann noch eine Passage mit Klassikern wie Wilson Picketts „In The Midnight Hour“ und Otis Reddings „Sittin’ In The Dock Of The Bay“ ein.

Mit der Zugabe „Backwater Blues“ (ein Song den sie schon früher gecovert hatten) endet das Album. Es handelt sich dabei um einen Bluessong aus dem Jahr 1927, der aus der Feder der amerikanischen Bluesmusikerin Jessie Smith stammt und von zahlriechen Musikern neu interpretiert wurde. Frumpy machten daraus ihr eigenes Ding und verpackten es in einen druckvollen Bluesrocksong mit Boogiepiano. Ein grandioser Abschluss eines unglaublichen Konzertes. Das Publikum feierte Inga und Band völlig zu Recht enthusiastisch.

Mig music hat mit dem 1995’er Album „NinetyFive“ der deutschen Bluesrockband Frumpy ein fantastisches Livealbum wiederveröffentlicht, dass Inga Rumpf und die Band in Bestform präsentierte. Die Band um Deutschlands Rockröhre Nummer 1 lieferte einen unglaublich Energie geladenen Gig ab, der sich auch beim Hören in den eigenen vier Wänden eindrucksvoll bestätigt und mitreißt. Ein Album, das man als Rockfan haben muss.

Stephan Schelle, November 2024

   

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