Franz K. – Purer Stoff

Franz K. – Purer Stoff
sony music (2010)
(13 Stücke, 50:35 Minuten Spielzeit)

Franz K. ist eine Deutschrocklegende, die bereits 1969 von Mick Hannes (Gitarre), Peter Josefus (Bass, Gesang † 14. November 1997) und Stefan Josefus (Schlagzeug) gegründet wurde. Zunächst spielte das Trio Blues und Jazz, was sich aber ab 1972 änderte. In den ersten Jahren traten sie oft zusammen mit dem Lyriker Arnold Leifert auf. Der Stil wurde in dieser Zeit immer rockiger bis hin zu Hardrock. Was die Band heute bietet ist einfach nur gute Laune Rock.


Zwischen den letzten Veröffentlichungen lag eine lange Zeit, so gab es zwischen den Jahren 1990 und 2000 keinen Output. Neun Jahr später setzten die Rocker im Jahr 2009 in neuer Formation mit den Gründungsmitgliedern  Mick Hannes (Gitarre) und Stefan Josefus (Schlagzeug) sowie Tim Husung (Perkussion), Michael „Momo“ Grimm (Bass, Gesang) und Klaus Vanscheidt (Gitarre) mit „Mehr Respekt“ eine erneute Duftmarke.

So lange wie beim letzten Mal ließen sie die Rockfreunde danach aber nicht warten, denn bereits im Herbst 2010 kommt mit „Purer Stoff“ der Nachfolger heraus. Machte „Mehr Respekt“ schon Spaß, so toppt das neue Album den Vorgänger doch um Längen, denn es beinhaltet eingängige Melodien und mitreißenden Rock gleichermaßen. Das ist Musik für jede Fete im Rockformat.

1986 wollte Rio Reiser der „König von Deutschland“ sein. Franz K. begnügen sich auf dem Opener mit der deutschen Kanzlerschaft. Im Stück „Wir woll’n Bonn“ brechen sie mit einem Augenzwinkern eine Lanze für unsere alte Hauptstadt und wollen sie von Berlin wieder zurück nach Bonn verlegen. Schon bei diesem ersten Song ist man als Hörer geneigt schnell mitzusingen, denn Melodie und Text gehen schnell ins Ohr. Neben diesem humorvollen Song haben Franz K. aber vor allem Liebeslieder bzw. Songs mit dem Thema Beziehungen auf der CD platziert.

„Wir sind vom selben Stoff“, eine inbrünstige Liebesballade, geht ebenfalls schnell ins Ohr und hat, wie schon der Opener Radioqualität. Mit diesem Song geht’s so ein bisschen in die Alternativeecke. Ein Boogierock kommt dann mit „Der Wildeste der Stadt“ und mit „Blick zurück in Frieden“ kommt eine mitreißende Midtemponummer, die wieder zum Mitsingen animiert und ebenfalls radiotauglich ist. Nach der Gitarrenlastigen Rocknummer „Wie der Vater so der Sohn“ kommt mit „Ich vermisse Dich“ eine weitere mitreißende Nummer die zwischen Rock und Pop hin- und herpendelt.

Hatten Franz K. auf „Mehr Respekt“ mit dem Song „Komm, reiß diese Mauer ab“ einen Titel, der sich mit sozialkritischen Themen wie Vorurteilen gegen ausländische Mitbürger befasste, so wundert es zunächst auf dem neuen Album einen Song mit dem Titel „Baut die Mauer wieder auf“ zu finden. Doch die erste Assoziation, das sie nun die Mauer, die beide deutschen Länder trennte, wieder hochzuziehen wollen, bestätigt sich nicht. Schon nach den ersten Klängen dieses Bluesrock-Songs stellt der Hörer fest dass es sich hierbei um einen lupenreinen Fußballsong handelt, der prima ins Stadion passt. Sehr schön die eingebauten Effekte und Sprachfetzen, die die Stadionatmosphäre unterstützt. Auch die Bläser und der Bluesinstrumentalteil in der zweiten Hälfte können voll überzeugen.

Wieder ein bisschen Alternative klingt „Ich bin ich“, das klasse abgeht. Atmosphärischer, balladesker Rock, mit einer Spur Ethno wird bei „Einer von uns“ geboten, gefolgt von dem mit akzentuiertem Rhythmus getragenen „Diese Angeber“. Und auch der Rest der Songs hält diesen Standard.

Als Bonus haben die Jungs dem Silberling noch ein Video zum Song „Wir woll’n Bonn“ spendiert, das auf jedem handelsüblichen Windows-PC abgespielt werden kann.

Mit „Purer Stoff“ ist Franz K. ein hervorragendes Album gelungen, das Spaß macht und schon eine Menge Umdrehungen in meinem Player absolvieren musste. Hat man die CD durchgehört, dann ist man geneigt schnell die Repeat-Taste zu drücken. Das liegt vor allem an den eingängigen Melodien und den mitreißenden Refrains, die man schon nach kurzer Zeit mitsingen muss. Mein Geheimtipp!

Stephan Schelle, Oktober 2010

   

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