Franz K. – „Heute”
Sonic Revolution / Soul Food (2014)
(14 Stücke, 50:25 Minuten Spielzeit)

Die deutsche Rockband Franz K. ist in den letzten Jahren umtriebiger und aktiver denn je. Seit 2009 kommen in regelmäßigen Abständen neue Studioalben auf den Markt („Heute“ ist das mittlerweile fünfte seit 2009) und auch live ist die Band oft unterwegs. Das LineUp hat sich seit der letzten Veröffentlichung „... so einfach“ nicht geändert, doch die neue Produktion hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Das liegt vor allem daran, dass sich die Band auf mehreren Stücken nun doch einem Sound zugewandt hat, der stark in Richtung deutschen Schlager geht. Dass sie es auch noch anders drauf haben, beweisen sie in einigen, aber für meinen Geschmack zu wenigen Songs.


Ein Dutzend neuer Stücke finden sich auf dem Album. Dazu haben Franz K. auch noch zwei Bonusstücke mit auf den Silberling genommen. Zum einen ist dies ein DJ-Mix von dem Titel „Auf der Suche“ der im Original auch die erste Singleauskopplung des Albums darstellt sowie dem Song „So einfach“ vom gleichnamigen Vorgängeralbum. Der Titel des Stückes wurde aber erweitert und heißt nun „So einfach - Brasilien 14“. Nachdem die Band bei einer Veranstaltung die Sportreporterlegende Manni Breukmann kennen gelernt hatte, kam die Idee auf, für die WM in Brasilien einen Song aufzunehmen. Und so textete man kurzerhand „So einfach“ um. Neben einem leicht auf die WM veränderten Text sind es vor allem die Wortbeiträge von Manni Breukmann, die wie eine Reportage aus dem Radio wirken, die dem Song das nötige Flair geben. Deutschland allerdings als Gewinner der Weltmeisterschaft hinzustellen, halte ich allerdings vor der WM für sehr gewagt. Da kann man nur hoffen, dass dies kein schlechtes Omen ist.

Mit einem recht deutlichen Schlager „Das Paradies kannst du vergessen“, die Stilrichtung wird vor allem durch den Schlagzeugrhythmus geprägt, geht es in das Album. In die gleicher Kerbe schlagen dann „So und nur so“ und „Auf der Suche“, das auch als Single ausgekoppelt wurde. Rockiger wird es dann im Stück „Heute nicht damals“, mit einem herrlichen Refrain zum mitgröhlen. Ein richtiger Fetenkracher.

Mit dem folgenden „Mit uns“ wird es balladesk. Sehr romantisch zeigt sich diese Nummer, die haarscharf am Schlager vorbeischlingert. Es ist aber eine typische Franz K.-Nummer der aktuellen Ära. Fast jazzig mit einem Flair einer Barlounge zeigt sich dann „Spieglein, Spieglein an der Wand“. Eine sehr schöne Nummer, die Abwechslung in das Album bringt. Und wie schon der Titel verrät, bietet „Die Beatles fuhr’n nicht Strassenbahn“ eine Mischung aus Franz K. und einem Hauch Beatles.

Wieder kommt mit „Das Leben ist stärker“ eine schöne balladenhafte Rocknummer. Danach fällt das Album aber wieder ab, denn mit „Deine Art und Weise“ und „Mit Sand in den Schuh’n“ kommen wieder zwei Songs die eher in die Sparte Schlager gehören. Danach besinnen sich die Rocker wieder auf ihr wahres Metier und werden mit „Bye, Bye Garten Eden“ wieder etwas kraftvoller, so wie auf den letzten Alben. Und auch „Das geht an all die“ ist eher im Rock verhaftet und macht wieder richtig Spaß. Den Abschluss bilden dann die zuvor beschriebenen Bonusstücke.

„Heute“, das neueste, mittlerweile fünfte Album der Neuzeit, der Rockformation Franz K., hinterlässt bei mir einen sehr zwiespältigen Eindruck. Die Musiker um die Urmitglieder Stefan Josefus und Mick Hannes durchbrechen für meinen Geschmack zu oft die Grenze in Richtung Schlager. Der Großteil der Stücke ist aber immer noch im sehr rockigen Bereich angesiedelt. Man kann nur hoffen, dass sie sich wieder ihrer Stärken besinnen und den Rock wieder in den Vordergrund stellen.

Stephan Schelle, Juni 2014

   

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