Frank Woelfer - IIIII
Fuego (2020)
(9 Stücke, 47:43 Minuten Spielzeit)

„IIIII“ ist, wie man am Titel erkennen kann, bereits das fünfte Album des Multiinstrumentalisten Frank Woelfer. Aber nicht nur als Solist hat Frank bisher von sich Reden gemacht, war er doch einige Jahre auch Mitglied der Band Univerve. Das neueste Werk ist wieder ein Instrumentalalbum und im Dezember 2020 herausgekommen, gut zweieinhalb Jahre nach dem letzten Album „Future Was Now“. Für seine Soloeinspielungen sowie als Instrumentalist hat er bereits mehrere Auszeichnungen beim Deutschen Rock&Pop-Preis eingeheimst. 


Musikalisch hat Frank sich auf dem neuen Album wieder dem Erzeugen von ganz unterschiedlichen Stimmungen durch moderne wie retro-mäßige Grooves und Sounds gewidmet, die oft tanzbar, aber auch mit vielen virtuosen Gitarren-Parts gewürzt sind. Genau das macht auch seine Musik aus, die einen Stilmix aus Loungemusik, Rock und Jazz der Marke Pat Metheny darstellt. Das Album ist als CD-Version sowie auf allen gängigen Download- und Streaming-Portalen wie iTunes, TIDAL, Spotify, Qobuz, Deezer etc. verfügbar.

Bis auf einen Track hat Frank alle Instrumente allein eingespielt. Lediglich bei „1975“ unterstützten ihn Frank Konrad am Bass und Andrej Berg an den Keyboards. Entstanden sind die Stücke in der Zeit von Juli 2019 bis Mai 2020.

Gestartet wird die CD, die im vierseitigen Digipack erscheint, mit dem 4:40minütigen „Life“. Das Stück beginnt mit atmosphärischen und rhythmischen Elektroniksounds, die zunächst an Kraftwerk erinnern. Doch schnell fügt Frank herrliche Gitarrenlicks hinzu und startet einen unwiderstehlichen, basslastigen Rhythmus. Das ist wunderbare, tanzbare Loungemusik. Einfach zum Träumen. Vor allem die Gitarreneinschübe sorgen für Gänsehaut und unterscheiden ihn von anderen Loungeproduktionen. Das hat was von Robert Schroeder’s Projekt Double Fantasy. In der zweiten Hälfte fügt Frank dann einen sehr rhythmischen Gitarrenpart, kombiniert mit treibenden Perkussion hinzu.

Sanfte Flächen eröffnen dann das sechsminütige „Voyager“. Man begibt sich förmlich musikalisch ins All. Doch nach einer halben Minute zündet Frank dann einen kraftvollen Basslauf (auf dem E-Bass) und kombiniert diesen dann mit tollen elektronischen Sounds und Rhythmen. Das geht richtig gut ab. Auch hier sind die Gitarrensoli wieder das Salz in der Suppe.

Im Fünfminüter „Flow“ nimmt Frank dann - dem Titel entsprechend - das Tempo raus. Sanfte Rhythmen und weite Flächen sind der Unterboden für eine unter die Haut gehende Gitarrenmelodie. Einfach nur schön. Eine Strandstimmung kommt dann im 3:44minütigen „Ocean“ auf. Das wirkt aber nicht kitschig sondern einfach nur relaxt und erinnert mich wieder eine Spur an den luftigen Sound von Double Fantasy. Leicht mediterranes Feeling kommt im Mittelteil auf.

Eine leicht rockige Note versprüht als nächstes das 4:28minütige „You“, das mit einer Spur Jazzrock aufwartet. Sehr eingängig und rhythmisch. Der nächste Titel erinnert stark an die Düsseldorfer Kraftwerker. Das 8:12minütige Stück trägt den Titel „TEE (Trance Europe Express)“. Die etwas andere Schreibweise „Trance“ deutet aber schon darauf hin, dass Frank hier einen anderen Weg beschreitet. Und in der Tat sind zwar einige wenige Klänge der Düsseldorfer Elektroniker auszumachen, aber Frank haut hier eine funkige Bassgitarre raus, die einfach nur Spaß macht. Rhythmus- und Leadgitarre sorgen dann für weitere Akzente, die mit Flächen und Rhythmusmustern unterlegt sind, die einen fahrenden Zug assoziieren. Ein klasse Track.

Mit dem 6:20minütigen Stück „1975“ erzeugt Frank zunächst Stimmungsbilder, denn der Anfang besteht vornehmlich aus elektronischen Klangskulpturen. Nach gut der Hälfte kommen ein Rhythmusmuster und ein von Frank Konrad gespielter Basslauf auf. Das Ganze wirkt aber sehr psychedelisch. Richtige Melodien findet man in diesem Stück nicht.

Ungewohnt geht es dann im folgenden Fünfminüter „Meta“ weiter. Dieser Track weist durch die Sounds an Klassik erinnernde Elemente auf und wird zum Ende hin gar experimentell. Das letzte Stück ist das 3:38minütige „Clear“, das wieder mit tollen, flächigen Harmonien, die ein wenig Retro klingen, glänzt. Darauf setzt Frank dann auf seine unnachahmliche Weise eine E-Gitarrenmelodie. Ein schöner Abschluss dieses wunderbaren Albums.

Auch auf seinem fünften Soloalbum („IIIII“) hält Frank Woelfer den qualitativen Standard und präsentiert wieder tolle Instrumentalstücke. Er verbindet erneut Loungemusik, Rock und Jazz der Marke Pat Metheny und hat mit „Meta“ gar ein recht experimentelles Stück dabei. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, Januar 2021

   

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