Frank Woelfer - The Human Factor
Fuego (2014)
(10 Stücke, 64:48 Minuten Spielzeit)

„The Human Factor“ ist das zweite Soloalbum des deutschen Gitarristen Frank Woelfer. Im Jahr 2012 hat der zur deutschen Band Univerve gehörende Gitarrist zum ersten Mal unter dem Titel „Unification“ Solopfade beschritten. Das Debüt wurde beim Deutschen Rock&Pop-Preis 2012 zum besten Jazz-Rock-Album gewählt. Als weiter Auszeichnung belegte er selbst in der Kategorie Bester Instrumentalsolist den ersten Platz. Das neue Album trägt den Titel „The Hunman Factor“, bei dem Frank Unterstützung von Daniel Hopf (Bass), Fabian Koke (Schlagzeug) und Niklas Hauke (Keyboards) bekam. 


Ein schweres Erbe, das Frank da angetreten ist, wo sich doch in der Musikszene die Meinung hält, dass das zweite Album immer das schwerste ist. Frank schreibt im Innenteil des sechsseitigen Booklets: „Musik wirkt im Kleinsten wie im Größten - in der Welt der Quanten und im gesamten Universum. SIE ist Klang und Stille - Materie und Raum und Energie. Durch eine PerSon tönt SIE. SIE bestimmt den menschlichen Faktor. Wir machen SIE, SIE macht uns (aus).“ Recht hat er damit, denn auch für mich ist Musik ein Lebenselexir, ohne das ich nicht sein kann.

Gestartet wird mit dem Longtrack „Confidance“, der sehr funky beginnt. Die Rhythmusgitarre erinnert mich dabei ein wenig an „Sexmachine“ von James Brown. Schnell entwickelt sich der Track aber in eine andere Richtung. Symphonische Klänge kommen auf und Frank lässt seine Gitarre wie ein Streichinstrument klingen (er benutzt hier einen Gitarrensynthesizer). Der hypnotische Rhythmus, der vom Bass getragen wird, unterstreicht den fast tanzbaren Part. Ein sehr rhythmisches Stück, bei dem auch Jazzelemente und tolle Soli eingebaut wurden. Frank spielt hier mit den unterschiedlichen Lautstärken, einer variablen Dynamik und variiert auch Melodien und Strukturen.

Dem folgt dann mit „Forgivness“ eine sanfte, verträumte Nummer. Hier breitet Frank herrliche Gitarrenmotive aus, die zwischen atmosphärischen Parts und rockigen Elementen hin- und herschwanken. Ein sehr eingängiger Track. Den Funk lässt Frank dann wieder im nächsten Track „Traction“ los. Hier ist er neben den herrlich wabernden Gitarren auch am Keyboard zu hören. Zum Ende hin steigert sich das Stück immer mehr in einen ekstatischen Zustand.

Ein pulsierender Takt eröffnet „Hubble - The Deep Fields“. Dem sehr fröhlichen Rhythmus stellt Frank einige Keyboardsounds entgegen, die das Stück recht spacig erscheinen lassen. Sobald er dann seine Melodien auf der Leadgitarre spielt, entwickelt es sich zu einem intensiven Track, der sofort gefangen nimmt. Hier wandelt Frank zwischen rockig/poppigen Gefilden und elektronischer Musik.

Ebenfalls sanft/sphärisch mit sehr schönen Klangtupfern kommt „Night Views“ daher. Immer baut Frank aber auch eine Spur Funk mit in die Tracks hinein, so auch hier. Hypnotisch geht dieses Stück über acht Minuten Länge. Danach wird es rhythmisch mit ethnischen Einflüssen, denn die Perkussion und auch die Rhythmusgitarre bringen nun afrikanisches Flair in das Stück „People In Desperation“. Damit kommt noch mehr Abwechslung in das Album, das nur so vor Ideen strotzt.

Südamerikanisches Flair verbreitet dann „LHC“, bei dem vor allem Fabian Koke mit seinem Schlagzeugspiel glänzt, während „M With A Space Factor“ Funk und Jazzrock miteinander verbindet. Sehr gut kommt hier auch der Bass zur Geltung, der ein ums andere Mal Akzente setzt. Das sehr eingängige „Like A Child“, das gesungen auch gut ins Radio passen würde und das recht theatralische Titelstück (der Anfang ist zunächst etwas schwieriger zu verdauen, während der Track dann im weiteren Verlauf eine sphärisch/melodischen Anstrich bekommt) beenden dann die CD.

Dass der Zweitling kein Problem sein muss, das beweist Frank Woelfer auf „The Humnan Factor“ in beeindruckender Weise. Er hat zehn Instrumentalstücke auf dem Album versammelt, die alle eine hohe Qualität aufweisen und Funk, Jazzrock und Progressive Rock mit ethnischen Elementen verbindet. Dazu gibt es reichlich tolle Soli. Was will man also mehr? Ich liebe seine Musik, denn sie verbreitet Energie und Wohlbefinden.

Stephan Schelle, Juli 2014

   

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