Foreigner – Can’t Slow Down Ich kann mich noch gut erinnern, als ich das erste Mal „Feels Like The First Time“, noch vor dem ersten Hit „Cold As Ice“ von Foreigner’s Debütalbum hörte. Ich war sofort von Sound, Stil und Stimme begeistert. Das Album musste her und seitdem gehörten Foreigner zu meinen Favoriten im Melodic-Rock. Allerdings kam dann ein Zeitpunkt, ab dem ich mit der Musik nicht mehr viel anfangen konnte. Ab „Unusual Heat“ schloss ich dann mit der Band ab, das mag auch an dem Umstand gelegen haben, dass Lou Gramm nicht mehr an Bord war und es aus meiner Sicht den Songs am gewissen Spirit mangelte. |
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Der Opener, das Titelstück „Can’t Slow Down“, startet und ich denke bei mir, Moment mal, singt da doch Lou Gramm? Nein, es ist Kelly Hansen, der hier schon zeigt, dass er stimmlich nah an Lou heranreicht und somit eine gewisse Authentizität widerspiegelt. Dazu kommen die tollen Melodien und Gitarrenlicks, die das alte Gefühl schlagartig wieder heraufbeschwören. Irgendwie scheint es mir, als habe Mick Jones befreit an den Kompositionen gearbeitet, so als sei ihm eine tonnenschwere Last abgefallen. Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, wenn man liest, dass die Songs während einer Tour entstanden und in einem mobilen Studio aufgenommen wurden. Die einzelnen Tracks klingen frisch, unverbraucht und wie zu besten Foreigner-Zeiten. Auch wenn so ein richtiger Oberhammer nicht aus dem Album heraussticht (obwohl „In Pieces“ schon ein richtig tolles Teil ist, bei dem Gänsehaut garantiert ist), so ist „Can’t Slow Down“ doch in sich stimmig und überzeugt auf ganzer Länge. Quasi vom Opener bis zum Rausschmeißer „Fool For You Anyway“, das durch seinen Bluesstil etwas aus dem Rahmen fällt, kann der Körper nicht ruhig bleiben, sondern wippt ständig im Takt mit oder wiegt sich bei den sehr schönen Balladen. Das zeigt, welch mitreißende Songs Mick da aus seinen Fingern herausgeholt hat. Das balladenhafte „When It Comes To Love“ hat eine eingängige Melodie, die direkt unter die Haut geht, klassisch wirkt dagegen die pianolastige Ballade „I Can’t Give Up“ und so geht es mit weiteren mitreißenden Songs auf dem Album kontinuierlich weiter. Immer wieder blitzen die typischen Riffs und Rhythmen, die man von Foreigner kennt auf und werden mit modernen und altbekannten Phrasen verziert (mal meint man Toto, dann wieder Free herauszuhören). Das Ganze ist aber so perfekt gestaltet, dass es nicht zu einem Abklatsch von Altbekanntem verkommt. Das abschließende „Fool For You Anyway“ klingt dann so bluesig, als wäre es direkt aus den frühen 70’ern in das Hier und Jetzt transportiert worden. Damit fällt das Stück zwar aus dem Konzept der anderen Tracks, passt aber trotzdem ins Gesamtbild. „Can’t Slow Down“ ist für mich eine absolute Überraschung und dokumentiert eine der beeindruckendsten Reunionen der letzten Zeit. Mick Jones hat es geschafft dem AOR-Flaggschiff Foreigner mit Kelly Hansen (Gesang, Backgroundgesang), Jeff Pilson (Bass, Backgroundgesang), Tom Gimbel (Gitarre, Saxophon, Backgroundgesang), Michael Bluestein (Keyboards) und Brian Tichy (Schlagzeug) eine Frischzellenkur zu verpassen, die sie so jung und frisch wie lange nicht mehr klingen lässt. Wenn die Jungs mit diesem Werk nicht in den Topplatzierungen landen, dann weiß ich es auch nicht. Wer die alten Alben von Foreigner mochte, der wird das neue Werk ebenfalls verschlingen. Und wer Foreigner nicht kannte, sollte dies mit diesem Album schnellstens ändern. Live werden Foreigner dieses Jahr ebenfalls zu sehen sein. Die neuen Stücke werden dabei ebenso gut zünden wie ihre Klassiker, da bin ich mir sicher. Neben der normalen CD-Version wird es weitere Editionen als Minialbum, DoppelCD mit DVD (enthält 80 Minuten Filmmaterial), einer auf 1.000 Stück limitierten farbigen Vinyl-Version sowie einer Collector’s Edition mit Single und Signatur geben. Als Fan ist es wahrlich schwer da eine Entscheidung zu fällen. Stephan Schelle, Februar 2010 |
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