Flying Circus – The Eternal Moment
Fastball Music / BOB-Media (2025)

(10 Stücke, 54:59 Minuten Spielzeit)

Die aus Grevenbroich stammende Rockband Flying Circus ist schon ein Phänomen. Da gibt es sie bereits seit 35 Jahren, doch erst vor gut fünf Jahren haben sie so langsam in der Szene Fuß gefasst und sind bekannter geworden. Vielleicht liegt es auch an ihrer Internetpräsenz, ihren Auftritten u. a. mit Chandelier und an ihrem Angebot ihre Livealben quasi zu verschenken bzw. gegen eine Spende zu versenden. Verdient haben sie allemal den Erfolg, denn sie bieten einen straighten, ehrlichen Rock. Am 07.11.2025 erscheint offiziell ihr neuestes Album, das den Titel „The Eternal Moment“ trägt. Es kann aber jetzt schon auf der Bandseite vorbestellt werden.


Das Album erscheint auf Vinyl, auf CD sowie in zwei limitierten Sonderauflagen, die ab jetzt nur über die Band bestellt werden können. Zum einen ist dies die auf 500 Exemplare limitierte „Personal Moments Edition“, die von jedem Bandmitglied handsignierte Retro-Prints im Polaroid-Stil aus den Dierks-Studio-Sessions enthält. Wer es etwas opulenter wünscht, der kann die „Eternity Edition“ bestellen, die neben der CD bzw. optional der LP 5 signierter ORIGINAL-Polaroid-Unikate im hochwertigen bedruckten Umschlag, ein Textbuch sowie das „Scrapbook“ mit Demo-CD, Noten & Notizen enthält.

Mir lag zur Besprechung die reguläre CD vor, die in einem vierseitigen Papersleeve mit zwölfseitigem Booklet erscheint. Das schön gemachte Booklet enthält zwar keine Songtexte, hat dafür aber eine Sammlung zahlreicher Fotos im Polaroid-Stil zu bieten.

Das neue Album „Eternal Moment“ ist wieder ein Konzeptalbum. Michael Dorp erklärt: Alle Stücke kreisen um das Thema Vergänglichkeit und dem paradoxen Phänomen, dass trotz dieses Faktums, dem wir alle als Menschen unterworfen sind, bestimmte Momente dauerhaft oder gar ewig erscheinen. Das soll der paradoxe Albumtitel ausdrücken, und die einzelnen Stücke versuchen verschiedene Arten dieser „ewigen Momenten“ einzufangen und darzulegen, „was bleibt“ - von uns selbst als Menschen über unseren Tod hinaus oder auch von anderen Menschen, die uns geprägt haben und in uns nachwirken. Also eher ein offenes Konzept wie bei „Dark Side Of The Moon“ im Gegensatz zu einer stringenten „Handlung“ wie bei „The Wall“.

Aufgenommen wurden die Stücke ganz klassisch live im Dierks-Studio. Einige Overdubs an einer echten Kirchenorgel und an einem Flügel wurden zusätzlich aufgenommen. Wie schon auf ihren vorangegangenen Alben bieten Flying Circus (der Name wurde an Monty Python’s Flying Circus angelehnt) eine Mischung aus Hardrock und Progressive Rock. Das LineUp ist seit Jahren konstant und besteht aus Michael Dorp (Gesang, Perkussion), Michael Rick (Gitarre), Rüdiger Blömer (Keyboards, Geige), Roger Weitz (Bass) und Ande Roderigo (Schlagzeug, Gesang).

Gestartet wird mit dem achteinhalbminütigen „A Talk With The Dead“, das zugleich auch der längste Song des Albums ist. Es beginnt mit knackigen Basssounds, die zunächst an Black Sabbath & Co. erinnern. Sobald dann aber die E-Gitarre einsetzt kommen proggige Elemente auf. Rüdiger Blömer streut gleich ein paar jazzige Klänge ein, die schnell wieder in Richtung Prog weisen. Das ist zunächst auch etwas vertrackt. Dann setzt Michaels markanter Gesang ein, der einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Auch die Geige von Rüdiger kommt in diesem ersten Stück schon zum Einsatz, der im Mittelteil ein ausuferndes Solo bietet. Die Band wechselt im Verlauf Struktur, Rhythmus und Melodie, so dass ein abwechslungsreiches Stück entstanden ist.

Etwas direkter kommt dann „Green“, dessen Rhythmus zu Beginn ein wenig an „The Shouter“ von Hölderlin erinnert. Der proggige Song mit leichten jazzigen Einschüben ist nicht so vertrackt wie der Opener und geht gut ins Ohr. In der zweiten Hälfte geht die Band ganz schön druckvoll zur Sache und Michaels Stimme erhebt sich in ungeahnte Höhen.

Das folgende „A Sweet Thing Called Desire“ hat dann Hardrock zu bieten. Der Song besitzt einen guten Groove und zeigt die typischen Merkmale von Flying Circus, die man an der Band so liebt. In der zweiten Hälfte wird es dann eine Spur proggiger um in einem ekstatischen Finale zu enden. Sicherlich ist das ein Stück, das in die Setliste der Livekonzerte Einzug halten wird.

„And You Run“ ist eine zarte Ballade, die zunächst von Akustikgitarre und sanftem Gesang getragen wird. Nach gut zwei Minuten wird dann der Progfaktor angezogen und mit leichten Folkelementen vermischt.

Das Stück mit dem ungewöhnlichen Namen „Pilikua Akajai“ startet mit einer Pianopassage und wechselt nach wenigen Momenten in einen proggigen Part, der unter anderem einen Rhythmus enthält, der kurz an den Alan Parsons-Stil andockt, dann aber doch eine andere Wendung nimmt. Auch Xylophonklänge hat die Band mit eingebaut. Das Instrumentalstück ist äußerst filigran ausgearbeitet und abwechslungsreich gestaltet.

Danach rockt die Band in „What Remains“ richtig los. Nach einer Minute spielt sich dann Rüdiger Blömer an der Geige fast in Ekstase, in dem er sein Instrument zum flirren bringt. Und auch Michael Rick soliert am Sechssaiter. Ein knackiger Rocksong mit viel Esprit.

Akustisch geht es dann im zweiten Instrumental „And You Rest“ weiter. Akustikgitarre und Geige gehen hier eine wunderbare Liaison ein. In „Movie Moments“ mischen Flying Circus dann wieder verschiedene musikalische Elemente. Der gut achtminütige Song wird durch Struktur, Melodie- und Rhythmuswechsel sowie Soli spannend gehalten. Hier kommt dann auch die Kirchenorgel an einigen Stellen dezent zum Einsatz.

„The Time Machine“ wechselt zwischen atmosphärisch/druckvollen und sanften Passagen und bietet im Mittelteil herrliche Soli. Ein fetter Kirchenorgelsound beendet dann dieses Stück. Mit dem rockigen „The Dancing Stone“, das als Bonustrack auf der CD zu finden ist, endet das Album.

Flying Circus haben auf ihrem neuen Album „The Eternal Moment“ den hohen Standard, den ihre letzten Alben besaßen, bestätigt. Das neue Werk ist ein kompaktes Werk geworden, das in sich sehr stimmig ist und Hardrock mit Progressive Rock vermischt. Es ist zu hoffen, dass sie damit noch mehr Beachtung in der Rockszene finden werden.

Stephan Schelle, Oktober 2025

   

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