Flying Circus - Same
Fastball Music / BOB-Media (2021)

(15 Stücke, 79:44 Minuten Spielzeit)

Im Corona-Jahr 2020 feierte die Grevenbroicher Rockband Flying Circus ihr 30jähriges Bandbestehen. Da ist es nicht von der Hand zu weisen mal ein Best Of-Album herauszubringen, denn die Band hat in ihrer Laufbahn bereits sieben Studioveröffentlichungen herausgebracht. Bis auf die beiden Songs „Derry“ und „The Hopes We Had (In 1968)“, die erst in 2020 auf ihrem Album „1968“ erschienen sind, wurden die Restlichen vom aktuellen LineUp neu bearbeitet.


Michael Dorp (Gesang), Michael Rick (Gitarre), Rüdiger Blömer (Keyboards und Geige), Roger Weitz (Bass) und Ande Roderigo (Schlagzeug) haben sich für das Album entschieden, ihr Jubiläumsjahr damit zu verbringen, einen großen Teil ihres alten Repertoires ins Hier und Jetzt zu transformieren.

Alle Songs dieses Albums, die ursprünglich vor 2011 veröffentlicht wurden, hat die Band im aktuellen Line-Up komplett neu eingespielt, und allen Titeln, die älter sind als 2020, wurde ein frischer Mix verpasst. Lediglich zwei Tracks, die auf dem noch nicht mal ein Jahr alten Konzeptalbum „1968“ vertreten sind, kommen gänzlich unverändert daher, und mit dem durchaus als Kommentar zur aktuellen politischen Lage gemeinten „Dystopia“ ist auch ein brandneuer Song vertreten.

Da ich die älteren Alben nicht kenne und daher keinen Vergleich ziehen kann, hier noch eine Info aus dem Pressetext: Doch auch (ja: insbesondere!) die Neueinspielungen der älteren Songs bieten immer wieder Überraschungen: So überlässt Sänger Michael Dorp etwa bei der Akustikballade „Carpe Noctem“ auch mal Drummer Ande Roderigo das Gesangsmikro, und Keyboarder Rüdiger Blömer garniert klassische FLYING CIRCUS-Tracks wie „Seasons“ oder (wiederum) „Carpe Noctem“ wahlweise mit geradezu wahnwitzigen oder einfach nur wunderschönen Soli an seinem weiteren Instrument, der Geige. Blömers Streicher-Arrangements, bei denen er selbst jede Geige einzeln eingespielt hat, statt Samples zu verwenden - etwa beim wuchtigen Bombast-Opener „The World Is Mine“ - tun ihr Übriges, um zu demonstrieren, was für ein hohes Maß an Musikalität sich bei FLYING CIRCUS spätestens seit dem Zusammenfinden der aktuellen Besetzung im Jahr 2012 versammelt hat.

Mit recht psychedelischen Klängen startet das Eröffnungsstück „The World Is Mine“ aus dem 2010’er Album „Forth“, um nach wenigen Momenten dann in einen hard-rockigen Part überzugehen. Im weiteren Verlauf wechseln sich ruhige mit harten Passagen ab und sorgen so für einen hohen Spannungsbogen. Dieser erste Track ist mit 8:37 Minuten Spielzeit auch gleichzeitig der längste Track des Albums. Die restlichen Stücke variieren zwischen kurzen 1:59 und 7:05 Minuten Länge.

Mit dem 3:40minütigen „Dystopia“ folgt dann auch gleich der bisher unveröffentlichte Song. Ein Song mit Hardrockcharakter, durchtränkt von proggigen Passagen. Alle Songs hier zu besprechen würde den Rahmen sprengen. Die Stücke zeigen sich aber alle von ihrer sehr melodischen Seite und bieten reichlich Platz für Soli. Im Song „Seasons“ ist beispielsweise ein herrliches Violinensolo enthalten, das neben dem Rhythmus dem Stück eine treibende Wirkung verleiht. Mal klingt die Band nach Hardrock, dann wiederum machen sich Prog und Neo-Prog-Sounds breit.

Die CD erscheint in einem sechsseitigen Digipack mit einem ausklappbaren jeweils sechsseitigen Booklet, das als Poster dient. Auf der Vorderseite ist das aktuelle Band-LineUp zu sehen, während auf der Rückseite die bisher erscheinen Alben mit Coverabbildung und der Zuordnung der Songs zu den Alben abgedruckt ist.

Mit dem selbst betitelten Album haben die aus Grevenbroich stammenden Flying Circus eine gelungene Zusammenstellung ihrer bisherigen sieben Studioalben veröffentlicht, die die ganze Bandbreite der Band aufzeigt. Ein gelungenes Werk.

Stephan Schelle, Januar 2021

   

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