FB 1964 - Störtebeker
FC Metal Recordings / Soulfood (2017)

(12 Stücke, 76:56 Minuten Spielzeit)

Nachdem sich der aus Deutschland stammende Gitarrist Frank Badenhop, nach dem sein Musikprojekt FB 1964 benannt ist, im Jahr 2013 mit der musikalischen Umsetzung des Roman Polanski Filmklassiker’s „Tanz der Vampire“ auseinandergesetzt hat und dieses in ein Metal-Gewand verpackte, erscheint im Sommer 2017 das zweite Album dieses Projektes. Es trägt den Titel „Störtebeker“ und handelt, wie könnte es bei dem Namen auch anders sein, vom berühmt berüchtigten deutschen Piraten Klaus Störtebeker.


Um den Seeräuber, dessen Geschichte alljährlich bei den Störtebeker-Festspielen auf Rügen nacherzählt wird, ranken sich zahlreiche Legenden. Am bekanntesten dürfte sein, dass er einigen seiner Besatzungsmitglieder das Leben rettete, als er geköpft an ihnen vorbeilief. Diese Legende hat Frank Badenhop zusammen mit zahlreichen Gastmusikern ebenfalls so arrangiert, das ein klassisches Metalalbum im Stile der 80’er Jahre dabei herausgekommen ist.

Neben Mirko Gätje am Bass und Michael Wolpers am Schlagzeug, die zu seiner Stammmannschaft zählen, sind in den einzelnen Songs so illustre und bekannte Gäste wie Jennifer Batten (Michael Jackson, Jeff Beck), Udo Dirkschneider (U.D.O., Dirkschneider, Ex-ACCEPT), Gerre Jeremia (Tankard), Bobby „Blitz“ Ellsworth (Overkill), Chris Boltendahl (Grave Digger), Ronnie Romero (Rainbow, Lords Of Black), Henning Basse (Firewind, Metalium), David De Feis (Virgin Steel) und John Gallagher (Raven) am Mikro sowie als Solisten an ihren Instrumenten Gary Holt (Exodus, Slayer), Jeff Loomis (Sanctuary, Arch Enemy, Nevermore), John Norum (Europe), Axel Rudi Pell, Victor Smolski (Almanac, Ex-Rage) und David T. Chastain (Chastain, Southern Gentleman) beteiligt.

Mit einer sehr folkigen, mittelalterlich wirkenden „Introduction“ startet das Album. Schon hier kommen erste metalartige Passagen auf, die sehr schön in das Album einleiten. Das erinnert unter anderem auch an Veröffentlichungen von Ayreon & Co.

„Restless And Wild“ ist dann der erste Song, der mächtig losgeht. Gesungen wird er von Bobby „Blitz“ Ellsworth, der den Text so richtig rausrotzt. Im folgenden „Victual Brothers“ teilen sich dann den Gesang in den einzelnen Fersen Peter Bekusch, Andy Müller, Stefan Kaiser und Chris Pfeiff während den Refrain Becky Gaber übernimmt. Auch wenn die Stimmen recht unterschiedlich ausgeprägt sind, so funktioniert dieser Song doch erstaunlich gut. Die Soli werden ebenso schwesterlich/brüderlich zwischen Jennifer Batten, Axel Rudi Pell, Guilia Marta Vallar und Giuseppe Ricciolino geteilt. Und gerade die Soli sind es auch, die das Salz in der Suppe der Songs ausmachen. Es ist eine wahre Freude den Saitenkünstlern bei ihren Alleingängen zu folgen. Das trifft im Übrigen auf das ganze Album zu.

Die druckvolle Midtemponummer „Gotland“ beginnt zunächst recht folkig mit einer ruhigen, sanften Instrumentalpassage. Ein herrlicher Mix aus treibenden Gitarrenriffs und balladeskem Sound (im Gesangspart) bietet dann „Escaped“. Ein klasse Song der schnell ins Ohr geht. Ronnie Romero verfeinert dann den herrlichen Song „Mortal Symphony“ mit einer zerbrechlichen Stimme, die durch Uschi Hertzberg’s Backgroundgesang noch verstärkt wird. Dieser Song schiebt sich direkt unter die Haut.

Das Instrumentalstück „Hexenkessel“ besticht durch seine Solisten Katie Jacoby an der Violine sowie Nita Strauss, Charlie Parra und John Novom an den Gitarren. Allerdings wirkt dieses Stück wie die Aneinanderreihung dieser Soli.

Durch die unterschiedlichen Sängerinnen und Sänger wirkt das Album in der Folge wie ein Sampler, so dass der Erzählfluss nicht so wirklich - wie zum Beispiel bei den Konzeptwerken eines Arjen Lucassen - aufkommen mag, was aber den Genuss nicht weiter schmälert.

In dem wunderbar gestalteten 32seitigen Booklet sind nicht nur die Texte enthalten. Es finden sich neben passenden Grafiken auch Fotos der jeweiligen Sänger und Solisten bei den einzelnen Stücken, was das Booklet sehr informativ und ansprechend macht. Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass die Einkünfte aus der CD „Rettet den Regenwald“ (Regenwald.Org) gespendet werden. Damit liegt neben der hervorragenden Ausführung des Konzeptes ein weiterer Kaufanreiz vor.

Frank Badenhop hat mit „Störtebeker“ ein ansprechendes Metalalbum veröffentlicht, auf dem so mancher Metaller – vor allem auch durch die zahlreichen Gastmusiker – etwas für sich entdecken wird. Aber auch für alle nicht Metaller ist dieses Album empfehlenswert zumal neben dem melodischen Anteil die Einnahmen dem Erhalt des Regenwaldes zugutekommen.

Stephan Schelle, August 2017

   

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