Exess – Deus Ex Machina
Fastball Music / BOB-MEDIA (2020)
(9 Stücke, 43:26 Minuten Spielzeit)

Exess nennt sich eine aus der Schweiz stammende Metal- und Rockband. Das Quartett besteht aus Sängerin Céline Bart, Gitarrist Stéphane Froidevaux, Bassist David Pauli und Schlagzeuger Alan Montanari. Am 01.05.2020 erscheint bei Fastball Music das Debüt der Schweizer unter dem Titel „Deus Ex Machina“.  


Das Album, das im Jewelcase mit zwölfseitigem Booklet erscheint, enthält neun Songs (darunter einen Bonus Track), die die unterschiedlichsten Metal- und Rock-Genres gekonnt miteinander verbinden, dabei aber immer im eigenen Stil-Universum der Band bleiben.

Sängerin Céline gelingt es dabei auf beeindruckende Weise, zwischen mitreißenden Refrains, hartem Gitarren-Wall-Of-Sound und fast schon poppigen Melodien zu balancieren, die nicht selten mehrfach innerhalb eines Songs wechseln können. Die Grundlage bilden sehr abwechslungsreiche Arrangements, die bei den meisten Songs von Drummer Alan und Gitarrist Front erarbeitet wurden, das musikalische Können der Bandmitglieder sowie eine Produktion, die immer songdienlich und nie selbstverliebt ins überlaute „Metal-Gedröhne“ abdriftet.

Neun Songs mit Laufzeiten zwischen 4:14 und 5:30 Minuten Spielzeit bietet das Album. Gestartet wird mit dem Stück „Not An Eternal Day“, bei dem Exess schon mal ordentlich Gas geben. Sobald sich Céline’s Gesang hinzugesellt wird der Sound aber sanfter und ihre Stimme klingt eine Spur bluesig, was dem rockigen Song mit leichten Metalanklängen (durch die druckvollen Riffs) aber gut zu Gesicht steht. Das bringt eine gewisse Sanftheit in den Sound, ohne aber den Rockcharakter zu zersetzen.

„Find A Shelter“ beginnt zunächst sehr atmosphärisch mit Gitarrensounds, die hin- und herwabern. Dann aber kommt nach wenigen Momenten ein druckvolles Riff auf, unterlegt von treibendem Schlagzeug. Auch hier zeigt sich, dass der Sound durch Céline’s Stimme eine weichere aber doch rockige Note bekommt. Zwar steht damit ihre Stimme im Kontrast zu den oft metallastigen Riffs, passt aber ganz hervorragend dazu.

Gitarre und Gesangsstimme verbinden sich in „The Letter“ zu einer wunderbaren Einheit, die unter die Haut geht. Erst nach fast einer Minute kommen dann auch Bass und Schlagzeug sehr atmosphärisch hinzu und nach anderthalb Minuten sind dann alle in diesem herrlich sanftem Rocksong angekommen, der unter anderem auch proggige Strukturen enthält.

„Chrysalis“ zeigt sich dann beispielsweise von einer sehr epischen und abwechslungsreichen Art und Weise. Die Band beginnt hier sehr ruhig um dann im weiteren Verlauf den Song zu einem druckvollen Track weiterzuentwickeln. Dabei bauen sie auch den ein oder anderen Rhythmus- und Strukturwechsel ein. Das ist fesselnd und spannend. Die restlichen Stücke halten diesen Standard. Mit „Bittersweet Lullaby“ hat die Band dann aber noch eine sehr schöne Akustiknummer auf dem Album platziert. Und mit dem Bonustrack „Sleeping Satellite“ haben sie eine Coverversion des bekannten Songs von Tasmin Archer ans Ende gesetzt, den sie in ein Metalgewand kleiden und ihm somit eine ganz eigene Note verpassen.

„Deus Ex Machina“ ist eine musikalische Reise, auf der verschiedene Metal- und auch Rock-Spielarten vom klassischen Rock, progressive Metal und Melodic-Metal gekonnt miteinander verwoben werden und die Genre-Grenzen zu verschmelzen scheinen. Dabei bestechen die Songs vor allem durch einen guten Aufbau, die Melodieführung und Céline’s Gesangsstimme, die oftmals durch ihr weiches Timbre im Kontrast zu den Riffs und Schlagzeugkaskaden steht, aber dadurch das Salz in der Suppe ist. Mit „Deus Ex Machina“ haben die Schweizer Exess eine sehr gute Visitenkarte abgegeben.

Stephan Schelle, April 2020

   

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