Interview mit Sebastian und Lars am 23.04.2005
 

 

Die Band besteht aus:

Sebastian Moser (Gesang, Gitarren und Synthies)
Martin Walczak (Gitarren, Stimmen)
Lars Schneider (Bass, Backgroundgesang)
Ulf Grüne (Schlagzeug)

Bei mir sind: Sebastian Moser und Lars Schneider

Stephan: Evenless nennt sich das junge Rockquartett aus dem sauerländischen Arnsberg. Evenless, bei diesem Namen kommen mir sofort Assoziationen zu dem gleichnamigen Stück der englischen Prog- und Artrockband Porcupine Tree (der Song findet sich auf dem 99’er Album „Stupid Dreams“). Da stellt sich mir sofort die Frage: Ist das Zufall, oder habt ihr euch nach dem vorgenannten Song benannt?

Lars: Also letztendlich war schon der ausschlaggebende Faktor der Song von Porcupine Tree. Wir fanden. das der Name irgendwie cool klingt. Aber letztendlich war es nicht so, dass wir nur dachten. he, cool, nehmen wir, sondern es steckt auch schon irgendwo eine Bedeutung dahinter, dass wir versuchen. die Musik auf das Nötigste zu reduzieren. Vorher haben wir auch schon unter einem anderen Namen etwas gemacht und da waren die Songs noch ein bisschen länger und einfach nicht so auf den Punkt gebracht. Und der Name Evenless, noch weniger, soll halt ausdrücken, das wir versuchen, das Wesentliche rüber zu bringen. Also keine fünf Minuten langen Gitarrensoli oder so …

Sebastian: Das ist mir aufgefallen, wenn ich das jetzt als Anekdote erzählen darf, als wir zu Porcupine Tree gefahren sind (Anmerkung: gemeint ist das Konzert am 18.04.2005 in Bochum) haben wir von Clapton die Platte „Layla“ gehört und da merkt man es zum Beispiel ganz eindeutig an den Gitarrensoli. Da sind zwei Gitarristen, die zeigen wollen, was sie können. Und dann müssen die da fünf Minuten dudeln und dazu fällt mir dieser Spruch ein, das es dem Song dienen muss, was gemacht wird. Und wenn es den Song nicht nach vorne bringt, dann kann man es auch weglassen.

Lars: Also nichts gegen solche Bands, wir hören die selbst alle total gerne, aber es passt halt nicht zu dem, was wir machen. Wir versuchen eher straffe Rocksongs zu machen, die einfach nur auf die Fresse hauen.

Stephan: Du sagtest gerade, dass ihr vorher unter einem anderen Namen schon Musik gemacht habt. Wie hieß die Band?

Lars: Dead Poets hießen wir früher, also von „Dead Poets Society“.

Stephan: Woher kommt das?

Sebastian: Das kommt vom Film „Der Club der toten Dichter“ und davon gibt es ein Buch, das heißt „Dead Poets Society“, also die „Janus“-Sachen (Anmerkung Red. . die erste CD von Evenless), ich weiß nicht, ob du die kennst …

Stephan: Nein, die kenne ich gar nicht.

Sebastian: Das ist die erste Platte und da sind einige Stücke drauf, die zu der Zeit entstanden sind. Da waren wir noch nicht Evenless.

Stephan: Seit wann gibt es euch? Bitte erzählt mal ein wenig über die Entstehung der Band.

Sebastian: 1999 haben so die Dead Poets Sachen (Teile von „Janus“) angefangen und Ulf ist seit 2002 dabei, das ist der Schlagzeuger. Und kurz nach seinem Einstieg haben wir angefangen die „Janus“ aufzunehmen und die ersten Coverentwürfe haben wir auch noch unter Dead Poets gemacht. Dann kam ein Bruch in dem wir sagten ’Wir brauchen einen neuen Namen. Wir wollen einen neuen Namen. Wir wollen mit dem Namen auch etwas sagen.’ Und Evenless war eine gute Wahl, würde ich sagen.

Stephan: Du sagst gerade, dass Ulf als Schlagzeuger eingestiegen ist. Habt ihr vorher als Trio gearbeitet?

Lars: Nee, wir hatten früher einen anderen Schlagzeuger. Durch den Einstieg von Ulf hat sich die Musik verändert, so dass wir gedacht haben, dass wir einen anderen Namen brauchen. Ulf hat viel damit zu tun, das alles kürzer und präziser wurde. Auch wenn er jetzt bei den alten „Janus“-Sachen beim Songwriting nicht so sehr involviert war, hat er uns - was Arrangementsachen angeht - nach vorne gebracht. Er meinte so ’Dieser Part ist ja ganz cool, aber den können wir auch nur halb so lang spielen.’ oder ’Hier die Gitarre in der Strophe, die können wir auch ganz weglassen.’ Deswegen hat er die Musik schon ein ganzes Stück nach vorne gebracht. Und deshalb war es nicht mehr so wie vorher und wir brauchten einen neuen Namen. Und das uns der Name nicht mehr gefiel, war sicher auch ein Grund das wir ihn geändert haben (lacht).

Stephan: Das heißt aber nicht, dass ihr den Namen jetzt alle paar Jahre ändern werdet.

Sebastian: Nein, wir sind zufrieden mit dem Namen. Ich glaube, wir haben schon in so vielen Bands gespielt. Für mich persönlich ist Evenless so ein Name, wo ich sage, das ist ein geiler Name mit dem ich alt werden könnte (lacht).

Stephan: Ich muss euch ehrlich sagen, speziell der Name hat meine Neugier geweckt, weil ich Assoziationen zu dem Porcupine Tree-Song hatte. Und ich hab auch gelesen, dass eure Wurzeln einerseits im Progbereich liegen, Peter Gabriel und Porcupine Tree wurden genannt, aber auch zu härteren Bands sollt ihr eine Beziehung haben. Als Beispiele wurden hier The Who und Metallica angegeben. Ist das richtig, dass eure Wurzeln unterschiedlich gelagert sind? Gibt es da bei euch vier Unterschiede, dass der eine zum Prog neigt, der andere mehr zum Metal?

Lars: Wir hören zwar alle sehr unterschiedliche Musik, aber es gibt trotzdem einige wenige Bands, auf die wir uns alle einigen können. Das sind mehr oder weniger die, die wir auch genannt haben. Porcupine Tree auf jeden Fall und auch Metallica. Martin, unser Gitarrist kommt mehr so aus der härteren Ecke, den kann man mit Prog jagen.

Stephan: Das hört man.

Lars: Und Sebastian kommt ehr so aus dem 70’er Jahre Prog- und Rockbereich. Und ich bin eigentlich so dazwischen, weil ich mir beides gerne anhöre. Und Ulf hört sowieso alles. Ulf ist nach allen Seiten offen. Also Progeinfluss könnte verwirrend sein, wenn wir jetzt sagen würden, dass wir wirklich so starke Progeinflüsse in unserer Musik haben. Wahrscheinlich eher nicht. Ein Progfan, der liest, wir haben Progeinflüsse, wird wahrscheinlich denken, wenn er die Musik hört ’Mmmhh, so richtig progressiv ist es jetzt nicht wirklich’.

Stephan: Mir ist es auch so gegangen. Als ich den Artikel über euch in der Zeitung las und dann die CD in den Player gelegt habe, war es für mich im ersten Moment auch nicht das, was ich erwartet hatte.

Sebastian: Das ist mir gerade noch eingefallen. Mit Prog- oder Peter Gabriel-Einflüssen, das ist … Ich finde, wenn man Genesis oder auch Gabriel hört, diese Melancholie, die immer irgendwie unterschwellig da ist, bei allem, was die gemacht haben, das würde ich sagen, ist etwas, was wir übernommen haben.

Stephan: In den langsameren Stücken?

Sebastian: Nein, überhaupt, so eine Grundmelancholiestimmung. Und selbst Sachen, die nach vorne gehen - wir machen keine Partymusik oder so etwas - haben für mich eine gewisse Melancholie, was dann auch in den Texten herauskommt.

Lars: Obwohl man natürlich auch live mal ne gute Party feiern kann (lacht).

Sebastian: Live ist nur Party! Aber trotzdem sind wir auch … Ich glaube auf der neuen Platte „Split Infinity“ sind wir noch ein Stückchen mehr in die Progrichtung gegangen. Wir haben krumme Takte, huh (lacht). Nicht, das wir das jetzt krampfhaft versucht hätten, aber es sind schon Sachen dabei, die anders sind. Nicht mehr ganz so normal, sag ich mal. Es sind ein paar Sachen dabei, die auch einem Progfan gefallen könnten.

Lars: Songdienlich eben eingebaut.

Stephan: Auf dem zweiten Album „Songs From The Basement“ schlagt ihr eine Mischung aus Prog und härteren Rhythmen und Gitarrenriffs an. Ich weiß, es ist eine schwierige Frage, aber wie würdet ihr selbst eure Musik beschreiben? Kann man das überhaupt als Musiker?

Sebastian: Also ich kann das nicht.

Lars: Das ist schwer. In unserer offiziellen Presseinfo steht drin, Alternative Rock, was vielleicht auch irgendwo stimmt. Ich persönlich kann mit diesem Label eher überhaupt nichts anfangen. Wenn ich lesen würde, eine Band macht Alternative Rock, wäre das nichts für mich. Bei Alternative Rock denke ich an Seattle und das ist überhaupt nicht meine Baustelle. Ich meine, der Begriff ist ja auch sehr weit gefasst, deswegen fallen wir da schon irgendwo drunter. Wir haben Einflüsse aus dem Progbereich, aus dem Metal, aus dem klassischen Rockbereich und sicherlich aus dem Alternative Bereich. Deswegen ist das immer so ein Nachteil, wenn man fragt: ’Was macht ihr denn für Musik?’ Wenn man direkt sagen könnte: ’wir machen Powermetal’ dann weiß sofort jeder, was das ist. Da wir Klischee mäßig nicht eine Stilrichtung machen. Das ist aber wieder ein Vorteil, wenn wir live auftreten, da kannst du dann vor verschiedenen Publikumsschichten bestehen. Wir haben schon oft genug vor Metal-Leuten gespielt, vor totalen ’Normalos’, die vielleicht nur auf die Charts stehen oder auch vor Punkkiddies oder Gothik-Leuten, die vielleicht mehr das Melancholische schätzen. Da ist es ein Vorteil wenn wir sagen können, wir machen genau das.

Stephan: Das Festival Winternachtstraum, auf dem ihr aufgetreten seid, war auch eher von härterer Natur.

Lars: Ja, da waren wir ein ziemliches Kontrastprogramm.

Sebastian: Es war nur härter.

Lars: Ja, ich glaube eine Rockband hat da noch gespielt.

Sebastian: Ja wir (lacht). Das ist wirklich wahr. Als wir da gespielt haben, oder auch Lüdenscheid, wo wir kurzfristig bei der Gothik-Night eingesprungen sind…. Wir kamen da rein und da waren nur weiß angemalte Leute mit abrasierten Haaren – jeder wie er mag – und dann fing der erste Sänger an zu brüllen. Und ich dachte: ’Ach du Scheiße’ und wir fangen nachher mit „Rain“ an, das ist ja das erste Stück der „Songs From The Basement“. Da dachte ich nur ‚’Ach du Scheiße, die werden uns töten oder so.“ Aber, die sind richtig abgegangen.

Stephan: Ihr habt vorhin schon „Janus“ angesprochen. War die CD von gleichem Kaliber oder muss man sich die Musik anders vorstellen?

Sebastian: Ich würde sagen das dies etwas für Progfans ist, da es sich bei „Janus“ um ein Konzeptalbum handelt. Und wenn man Lust hat, sich mit der Story auseinander zu setzen, dann ist es – glaube ich – schon etwas anderes. Wobei die Songs selber eher in Rockrichtung gehen, aber sie ergeben zusammen etwas anderes, als auf der „Songs From The Basement“

Stephan: Was für eine Geschichte steckt dahinter?

Lars: Das konkret auszuführen, wäre wahrscheinlich zu lang. Wie fasst man die Geschichte zusammen? Es handelt davon, dass die Hauptperson, die Janus heißt, von einer maskierten Gestalt, die sich selbst Joziah nennt, entführt wird. Sie klagt Janus für die Sünden, die er begangen hat an. Janus weiß allerdings nicht um was es geht. Daraufhin zeigt Joziah ihm anhand verschiedener Situationen aus seinem Leben - Ex-Freundin, Vater, Freunde - was er halt in seinem Leben falsch gemacht hat. Dadurch versucht er ihn zu einem besseren Menschen zu machen. Letztendlich kommt halt raus, dass diese maskierte Gestalt niemand anders ist als Janus selbst. Das ist halt der Twist am Ende. Das ist jetzt ganz kurz zusammengefasst, worum es bei dem Album geht. Es geht halt um die kleinen Altagssünden, die jeder so begeht.

Stephan: Wie kommt man dazu, bei seinem Erstlingswerk gleich ein Konzeptalbum zu machen?

Lars: Das ist eine gute Frage. Es war ja der Erstling von Evenless, es war ja nicht das erste, was wir als Band gemacht haben. Als Dead Poets haben wir schon mal eine kleine Demo-CD gemacht. Ich glaub es entstand aus einer Schnapsidee, als wir in einer Kneipe saßen. Da ist ein Song drauf, auf der „Janus“, ein 13-Minuten-Stück, das war der erste Song, den wir für die Platte geschrieben hatten. Und ich weiß noch, wir saßen in einer Kneipe und Sebastian meinte zu mir „Also dieser Song, der könnte der Ausgangspunkt von etwas größerem sein, ich würde mal sagen, ein Konzeptalbum“.

Sebastian: Genau.

Lars: Das war der Ausgangspunkt. Ich meine, wir sind alle, oder wir beide auf jeden Fall, Martin wieder nicht, totale Fans von Konzeptalben wie zum Beispiel „The Wall“, „Tommy“ oder „Operation Mind Crime“ von Queensrhyche oder Jethro Tull. Und deswegen war das immer schon so ein Wunsch, so was auch mal irgendwann zu machen. Das es jetzt wirklich das erste Album von Evenless war, ist so gesehen schon ein bisschen krass. Andererseits, jetzt haben wir es weg, jetzt brauchen wir es nicht mehr machen (lacht).

Sebastian: Wobei wir schon überlegt haben, demnächst eventuell noch mal eins zu machen. Weil es einfach bock macht, sich textmäßig mit was auseinander setzen zu müssen und eine Geschichte zu schreiben, die dann aber nicht platt ist. XY geht in den Supermarkt, kauft sich eine Flasche Wein, betrinkt sich abends mit seiner Freundin, hat Sex und geht am nächsten Tag zur Arbeit. Ich hab schon von vielen gehört, die sich mit der Geschichte der Platte auseinandergesetzt haben, dass sie ein bisschen knifflig ist, so dass man nicht hinter alles direkt steigt.

Stephan: Gibt es eine Begleitgeschichte zur CD oder ergibt sich die Story aus den Texten?

Lars: Also es ergibt sich schon aus den Texten heraus. Ich glaube aber, wenn man nur die Texte hat, kann man nicht alles erfassen, was die Story ausmacht. Ich bin dabei die Story zu schreiben. Die wird dann auch bei uns auf der Homepage veröffentlicht (www.evenless.de). Nur das dauert. Es soll schon alles drin sein, deswegen ist das schon ein Mordsakt.

Sebastian: Wie weit bist du eigentlich?

Lars: Der erste Akt ist fertig (lacht). Es sind insgesamt drei.

Stephan: Wie geht ihr an neue Songs ran? Entstehen erst die Texte oder die Musik? Arbeitet einer von euch ein Thema aus und zusammen wird das Stück dann fein poliert, oder wie läuft das?

Lars: Sowohl als auch. Wir haben inzwischen schon alle Möglichkeiten die es gibt gemacht. Relativ oft ist es so, dass einer eine Grundidee hat sowohl als Text und Musik – beides entsteht mehr oder weniger gleichzeitig – man hat einige Akkorde und singt erst „Mmmmhhhh“ drüber, daraus entwickelt sich der Text und dann ist auch schon der Song da. So haben wir für die „Songs From the Basement“ und die neuen Platte Songs entwickelt. Also wirklich beim Jammen. Wir haben uns in den Probenraum gestellt und einer fängt an und daraus sind dann Songs entstanden und hinterher haben wir dann halt den Text dazu geschrieben. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass wir einen Text hatten und dann dazu die Musik gemacht haben. Gerade bei der neuen Platte ist das öfter gewesen.

Stephan: Ich denke, dass gerade bei einem Konzeptalbum ja erst die Geschichte im Kopf entstehen muss und dann erst die Musik. War das bei eurer ersten CD so?

Sebastian: Wir hatten diesen einen Song, „Dead Man Walking“ heißt er, dieses lange Stück. Da war so ein Grundtenor drin, den wir weitergesponnen haben. Ich weiß noch, dass wir uns irgendwann, mal getroffen haben um die Story zu entwickeln. Und Lars kommt rein und sagt „Pass auf, ich hab die Idee … bla bla bla bla bla“ und wir anderen: „Genau so machen wir das“. Und dann sind diese Anklagen, die da kommen. Was nimmt man da? Was für Situationen können es sein? Wir konnten uns ja aus dem Schatz der menschlichen Unvernunft sozusagen beliebig bedienen.

Lars: Aber teilweise war’s dann auch so, dass wir die Story schon hatten und genau wussten, was wir zu erzählen hatten. Wir hatten dann irgendwie eine gewisse Anzahl von Songs und dann dachten wir: „Moment mal, an der Stelle muss aber noch was hin“, so Story mäßig. Wir mussten quasi noch einen Song schreiben, das ist dann auch vorgekommen (lachen). Und da hat der Text quasi die Musik vorgegeben, weil erst der Text da sein musste und deswegen musste noch eine Musik kommen.

Stephan: Auf der „Songs From The Basement“ habe ich gelesen, dass alle Bandmitglieder an den Kompositionen beteiligt sind. Wie geht ihr vor, entwickelt einer eine Idee und die anderen arbeiten sie dann aus?

Lars: Das ist eigentlich immer so.

Stephan: Die Musik entsteht generell im Proberaum?

Lars: Es ist schon so, dass gerade Martin unser Gitarrist oder Sebastian, wenn die Songs schreiben, komplette Demos von den Stücken machen.

Stephan: Auf Tape aufgenommen?

Lars: Ja, rough Demos. Aber trotzdem werden die noch weiterentwickelt, da die Demos nicht das Gebot für alle sind, dass sie so bleiben sollen. Und dann verändern sich die Songs natürlich auch noch. Es kommt aber auch vor, dass wir zu einem Demo sagen: „Das ist geil, das machen wir jetzt so“. Ich meine wenn ein Song geil ist, dann muss man nichts mehr dran verändern.

Sebastian: Evenless.

Stephan: Ihr kommt gerade aus dem Studio und habt die Aufnahmen für euer neues Album (es trägt den Namen „Split Infinity“), das voraussichtlich noch in diesem Jahr erscheinen soll, abgeschlossen. Wie war die Arbeit und was wird den Hörer erwarten?

Sebastian: Großes (lacht). Ich weiß selber nicht so genau, wie das passiert ist, dass wir schon wieder Songs für ein Album zusammen hatten, na ja es ist aber auch viel passiert in der Zeit. Das neue Album ist an einigen Stellen noch kompakter als die „Songs From The Basement“, würde ich sagen. Und Sachen, die auf der „Songs From The Basement“ manchmal unterschwellig da waren, so wie du vorhin sagtest – Prog mäßig –haben wir ein bisschen mehr ausgearbeitet. Ich glaube dass auch ein paar Songs drauf sind, die ganz bewusst auch aus diesem Schema rausgehen, Strophe, Refrain, Strophe, Refrain … Das ist zwar nicht schlecht und nicht schlimm, wir machen das ja auch immer wieder, aber es geht eben auch anders. Und das haben wir auch ein bisschen verfolgt und wir sind glaube ich, wenn ich das so salopp sagen darf, ein bisschen mehr durchgedrehter als auf der „Songs From The Basement“ (lacht).

Lars: Generell würde ich sagen, weil die gleiche Frage hat mir, als wir aus dem Studio gekommen sind auch ein Freund gestellt, „Ja, was würdest du denn sagen, wie ist die neue Platte in deinen Worten.“ Anders als vorher. Es ist halt schwer über seine eigene Musik was zu sagen. Es ist von allem ein bisschen mehr als auf der „Songs From The Basement“. Die harten Sachen sind noch härter, die weichen Sachen sind noch softer, noch träumerischer oder epischer. Wir haben ein paar Sachen die mehr so in die Richtung der epischen Sachen gehen, so zwei, drei Songs. Und wir haben noch mehr experimentiert - mit irgendwelchen komischen Sounds - als auf der letzten Platte. Was wir im Gegensatz zur „Songs From The Basement“ gemacht haben, bei „Nowhere“ haben wir ja so einen Drumloop, das haben wir diesmal nicht gemacht. Ganz einfach aus dem Grund, weil es sich nicht angeboten hat. Wir haben aber ansonsten viel mit Sounds experimentiert. Das haben wir dann aber nicht nur mit Synthies gemacht, sondern auch Gitarren verfremdet, damit es freakig klingt.

Sebastian: Man kann auch mit so was Sounds erzeugen, die man mit einem Keyboard einfach nicht hinkriegt. Es ist schon ein Unterschied, ob man was auf der Gitarre einspielt und dann verfremdet, weil sich auch die Melodieläufe ganz anders auf einer Gitarre anhören.

Stephan: Ihr bringt die CDs ja komplett in Eigenregie heraus. Man muss aber neidlos eingestehen, dass sie sehr professionell gemacht sind. Das tolle 12seitige Booklet enthält neben den Texten auch sehr schöne Fotos. Mir kommt so etwas sehr entgegen, weil ich bei einer CD immer etwas in der Hand haben muss und das ist für eine Newcomerband schon recht ungewöhnlich. Erzählt mal, wie ihr da so vergeht.

Sebastian: Ich glaube wir machen das deswegen, weil es bei uns genau so ist. Ich will auch etwas in der Hand haben, wenn ich Musik höre. Ich möchte gerne die Texte lesen, ich möchte gerne Bilder vielleicht auch von den Bands sehen, wissen wer die Sachen geschrieben hat, also Zusatzinformationen. Ich glaube da machen wir als Musikfans Musik für Fans, wenn man’s so sagen kann. Weil es einfach schön ist, wenn man was in der Hand hat.

Stephan: Wie wird die neue aussehen? Habt ihr da schon eine Idee?

Sebastian: Also das Cover ist ziemlich fertig, glaube ich. Martin unser Gitarrist macht das.

Stephan: Hat er das Cover zur „Songs From The Basement“ auch gemacht?

Sebastian: Ja, er hat alle gemacht.

Stephan: Das heißt, dass er die Fotos gemacht hat? Oder hat er die Bilder bearbeitet?

Lars (zu Sebastian): Die Fotos hast du gemacht.

Sebastian: Ja, von der „Songs From The Basement“ hab ich die Fotos gemacht.

Stephan: Was sollen die Fotos bedeuten?

Sebastian: Sollen wir es sagen?

Stephan: Ich hab in den 70’ern mal ein Bild mit einer Fackel gemacht, bei dem ich mich von der Genesis-LP „And Then There Were Three …“ hab inspirieren lassen, so ähnlich sehen die Fotos auf der „Songs From The Basement“ auch aus. Vorne, das könnte ein „X“ darstellen, aber die Fotos im Innenteil finde ich noch schöner. Das ist klasse gemacht.

Lars: Martin hat das ganze Design gemacht, das heißt diese Farben verfremdet usw. Letztendlich waren die Innenfotos ganz normale Fotos wie das Frontcover. Obwohl auch das Coverbild vom Kontrast her verändert wurde. Es war, wie du schon sagtest, so ähnlich, nur wir haben statt der Fackeln Leuchtstäbe benutzt. Wir haben nicht gesagt „Komm lass uns das mal für ein Cover machen“, sondern haben oben im Feld rumgehangen und hatten diese Leuchtstäbe. Und dann dachten wir, dass wir ein paar coole Fotos damit machen könnten.

Sebastian: Weil der Himmel auch sehr geil aussah. Was er da so genau macht, können wir auch nicht sagen. Er hat die Leuchtstäbe in die Hand genommen und ich hab gesagt, mach das so schnell es geht. Und da sind echt geile Sachen rausgekommen.

Stephan: Das stimmt, die sind echt super. Vor allem weil sich dieser Stil komplett durchs Booklet zieht, hat es eine tolle Wirkung. Dann haben die Bilder keinen direkten Bezug zum Album und zu den Texten?

Lars: Also es geht mehr um die Stimmung. Die Bilder sollen eine bestimmte Stimmung rüberbringen.

Sebastian: Wenn ich das mal so sagen darf. Das Album ist von 2004 und wir sind im Sommer 2003 unheimlich oft auf diesem Hügel gewesen (Anm. wo die Fotos entstanden sind). Es sind dort ein paar Songs entstanden. Wir haben da auf der Wiese gesessen und Songs gespielt. Wir waren es dem Berg schuldig, dass wir die Fotos genommen haben (lacht). Nee, wirklich, das hat sich das ganze Jahr so durchgezogen, das wir da oben gewesen sind und deswegen war es mehr recht als billig. Für die neue Platte ist auf jeden Fall geplant das wir bei den Bildern im Booklet auch Bezug auf die Songtexte nehmen. Unser Gitarrist macht das ja alles und der hat geplant, für jeden Songtext ein optisches Äquivalent zu finden. Mit dem Bild soll die Aussage im Text noch unterstrichen werden.

Stephan: Das heißt aber nicht, dass du wieder Fotos schießt? Er macht das auf eine andere Art?

Sebastian: Ja. Wir fotografieren alle zwischendurch mal. Also es gibt soviel Bildmaterial wie zum Beispiel die Kuppe eines Baumes, die etwas rüberbringt, was wir verwenden können. Wir haben auf jeden Fall genug Material um das zu füllen.

Stephan: Wie sieht es mit Liveauftritten aus? Ich hab gelesen, dass ihr in 2004 ca. 12 bis 13-mal aufgetreten seid, das ist ja ca. einmal pro Monat. Wo kann man euch mal sehen? Wie sehen die Konzerte aus und in welchem Umkreis tretet ihr auf?

Lars: Also letztes Jahr war es viel hier im Sauerland und im Umkreis. Mit einer Ausnahme. Wir haben auf einem Festival in Bayern gespielt. Es ist halt eben schwer in Kneipen zu spielen, die weiter weg liegen. Wir haben ein paar Kneipen in Süddeutschland, die an einem Auftritt interessiert sind nur da ist es dann eine finanzielle Frage. Kneipenbesitzer haben kein Geld und die sagen dann „Kommt vorbei und spielt, aber viel zahlen können wir euch nicht“. Und wenn wir dann mit zwei Autos darunter juckeln müssen, dann müssen wir unsere Spritkosten schon drin haben. Mehr Anspruch haben wir so noch nicht. Wenn unsere Kosten gedeckt sind, dann spielen wir auch.

Stephan: Was ist in nächster Zeit geplant? Auf eurer Page habe ich gelesen dass ihr am 02.07.2005 auf dem Rothaarfestival u. a. mit H-Blockx, Slut und Wir sind Helden auftretet.

Lars: Das ist irgendwo im tiefsten Sauerland.

Sebastian: Am Drei-Länder-Eck habe ich mir sagen lassen. So in der Ecke von Bad Berleburg.

Stephan: Da seid ihr dann auf einem richtig weit gefächerten Festival zu sehen. Spielt ihr da im Vorprogramm?

Sebastian: Wir spielen Samstagnachmittag. Es ist schon gut, dass wir Samstag und nicht Freitag spielen, weil alle Leute, die das ganze Wochenende da sind, die sind dann auch zu unserem Auftritt da. Das Problem an dem Freitag ist, das viele der Besucher am Nachmittag noch nicht da sind. Wir hoffen schon das am Samstag viele Leute da sind und das ordentlich was abgeht.

Stephan: Wart ihr schon mal bei „Under The Bridge“?

Sebastian: Als Dead Poets haben wir da mal gespielt.

Stephan: Auf euerer Page schreibt ihr zu euren Konzerten kleine Berichte. Das ist ja eine total interessante Sache, mal das Drum und Dran bei Konzerten aus Sicht der Musiker zu erleben. Wie kam es zu der tollen Idee?

Sebastian: Ich möchte gerne im Vorfeld sagen … Natürlich liest man die immer mal wieder. Und was lustig ist, ist so eine gewisse Kontinuität, das immer wieder dasselbe passiert. Wir treffen uns nachmittags, dann wird ein Bier getrunken, dann wird eingepackt, dann wird losgefahren und am Abend endet es dann wieder mit dem Auspacken des Bullis und wir sitzen alle noch mal rum, trinken ein Bier und dann gehen alle nach hause (lacht). Für mich persönlich ist es schön, so eine Gedächtnisstütze zu haben (lacht), dann weiß man auch ungefähr, was passiert ist.

Lars: Wir schaffen es nur nicht immer zu jedem Gig das zu machen, weil wir auch andere Sachen um die Ohren haben. Irgendwann nach zwei Wochen sagt dann mal einer „Wie sieht das aus, will nicht mal jemand eine Gigstory schreiben?“ Und dann geht das: „Ach, ist doch schon so lange her“. Wenn, muss das direkt kommen und da haben wir halt nicht immer die Zeit für. Und es ist ja auch so, dass sich manches oft wiederholt.

Stephan: Macht ihr dass denn dann mehr für euch selber oder für die Fans?

Lars: Ich würde sagen, sowohl als auch. Wie Sebastian es vorhin schon sagte ist es eine coole Sache und eine Gedächtnisstütze für einen selbst, wenn man nach ein paar Wochen noch mal nachliest, was da so abging. Aber es ist auch für die Fans. Ich würde so etwas auch gerne von den Bands lesen, die ich gut finde. Wir haben auch schon gehört, dass das viele gerne lesen.

Stephan: Apropos Fans. Habt ihr ein Stammpublikum, das z. B. ständig zu euch kommt?

Lars: Ja, das gibt es inzwischen auf jeden Fall schon. Es sind halt lokale Fans, klar. Das liegt daran, dass wir hier in Arnsberg und Umgebung am meisten gespielt haben. Da gibt es schon die üblichen Verdächtigen, die zu jedem Konzert kommen und die man kennt.

Sebastian: Wobei wir auch Meldungen von Fans bekommen, die weiter weg wohnen.

Lars: Was wir erwähnen sollten ist, dass wir einen amerikanischen Fan haben. Der schreibt regelmäßig Emails.

Stephan: Wie ist er auf euch aufmerksam geworden? Über euere Homepage?

Lars: Nein, nicht über unsere Page, sondern über das Internetportal www.scenenet.com. Das ist eine ziemlich große mp3-Börse die Weltweit operiert. Da hat er uns entdeckt und hat uns eine Email geschrieben. Er will uns immer in die USA rüberholen.

Stephan: Ihr habt also auch schon Songs im Internet zum Download bereitgestellt?

Sebastian: Ja. Ich bin eigentlich selber erstaunt, weil ich selber so etwas nicht mache (downloaden). Ich selber höre mir nicht viele Sachen von mp3.de an. Aber die Downloadzahlen, die man sich da holen kann …. Wir sind jetzt etwa bei 9.000, mit allen Songs die da stehen. Ich meine 9.000 Leute, die schon mal deinen Namen oder einen Song gehört haben, kann von Vorteil sein.

Stephan: Gibt es noch weitere Musikprojekte, an denen einer von euch beteiligt ist?

Sebastian: Wir alle sind an weiteren Projekten beteiligt.

Stephan: Um welche Art von Musik geht es da?

Sebastian: Um meine Sachen noch zu nennen. Ich bin noch Schlagzeuger in einer Band, in der Lars singt. Es ist schwer zu sagen, aber ich meine wir machen Progmetal, aber nicht so auf Dream Theater, sondern irgendwie etwas anderes. Ich selber komme nicht aus dem Metal-Bereich von daher muss ich sagen, ich finde das ist was anderes. Wir haben noch eine Band zusammen, die unter dem Namen Brain Salad Surgery firmiert. Diese Musik geht mehr in den Progbereich und weist Ähnlichkeiten zu Mike Oldfield auf.

Stephan: Ich muss mich erst einmal für das tolle und lockere Interview bedanken, Es hat eine Menge Spaß gemacht sich mit euch zu unterhalten.

Stephan Schelle

 
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