![]() |
Esthesis
– Out Of Step Die französische Band Esthesis ist mir erstmals auf dem Night Of The Prog-Festival 2023 aufgefallen, wo sie einen eindrucksvollen Auftritt auf die Bretter legte. Am 15.11.2025 veröffentlichte die Band - drei Jahre nach ihrem letzten Album - ihren dritten Longplayer, der den Titel „Out Of Step“ trägt. Die aktuelle Besetzung besteht aus dem Kopf der Band Aurélien Goude (Keyboards, Gesang, Gitarren, Sampling) sowie Remi Geyer (Lead-Gitarre), Marc Anguill (Bass), Arnaud Nicolau (Schlagzeug) und Mathilde Collet (Backgroundgesang). Das LineUp ist bis auf den Lead-Gitarristen unverändert. |
|||
Goude, der für die
Musik und die Texte verantwortlich zeichnet, hat für die Songs des neuen
Albums, wie in einem aktuellen Interview zu lesen war, die direktesten und
persönlichsten Texte geschrieben, die er je zu Papier gebracht hat.
„Connection“ handelt beispielsweise von der Schwierigkeit in der
heutigen Zeit echte Beziehungen zu haben. Gerade in der aktuellen medialen
Zeit ist es schwer echte Verbindungen zu Menschen aufzubauen, ohne dass
man hinter einem Bildschirm ausharrt. Und mit „Connection“
beginnt auch das Album. Hier zeigt sich schon zu Beginn, dass es ein wenig
düsterer auf darauf zugeht. Ein leicht mystischer Beginn wechselt in
einen rockigen Part, der auch an Künstler wie Steven Wilson erinnert. Die
Melodie wirkt leicht träge und melancholisch, wird aber immer wieder von
rauen Gitarreneinschüben unterbrochen. Im folgenden „The
Frame“ beschäftigt sich Goude mit Themen wie Entfremdung und das Gefühl,
in der eigenen Routine und im eigenen Leben gefangen zu sein. Er ist aber
der Auffassung, dass das Album keine pessimistische Ausrichtung besitzt,
sondern legt Beobachtungen zugrunde und weist auf einige Hilfsmittel hin.
Ein wichtiger Teil dabei ist auch die Selbstreflexion. In dem Stück sind
vor allem herrliche Keyboardflächen am Anfang zu hören. Dann setzen
Gitarre, Bass und Schlagwerk ein und bieten zunächst einen atmosphärischen
Artrock. Das besitzt aber auch eine gewisse melancholische Grundnote. In
dem Stück kommen zudem Taktwechsel auf, die so typisch für den Prog
sind. Goudes Stimme legt sich sanft auf die Instrumente, während im
Refrain der cineastische Stil, der Band hervorkommt. Ein sehr schöner,
melodischer Song. Das erste Mal werden die
Songs von dem nur etwa einminütigen „Fractures #1“ unterbrochen. Hier
präsentiert die Band ein kurzes, atmosphärisches Zwischenspiel. Danach
folgt dann das Titelstück „Out Of Step“. Ein schöner Rhythmus und
leicht disharmonische Keyboardsounds starten in dieses Stück, das wieder
in Richtung Steven Wilson weist. Ein hochgradig spannender Song, der durch
hypnotische Instrumentalparts besticht. Etwas leichter kommt
dann „City Lights“ aus den Boxen. Wunderbare Keyboardharmonien
verbinden sich mit sanftem Schlagzeug. Die Gitarre bringt darüber hinaus
atmosphärische Klänge, die mich vom Sound ansatzweise an Bands wie The
Cure erinnern. Und auch der Gesang schlägt in die atmosphärische Kerbe.
Ein Song, der einen aus dem Hier und Jetzt beamt. Mit „Fractures #2“
schließt sich dann ein weiteres, kurzes atmosphärisches Zwischenspiel
an, das hier aber etwas rhythmischer angelegt ist. Sehr melodisch zeigt
sich „Circus“ mit einem angenehm entspannten Groove, der aber immer
wieder vom Schlagwerk vorangetrieben wird und im Verlauf auch an Dynamik
gewinnt. Der akzentuiert gespielte Bass punktet ebenso. Darauf folgt mit
dem fast elfminütigen „The Storm“ das längste Stück des Albums.
Helle Keyboardsounds leiten in den Longtrack ein. Das Stück entwickelt
sich immer weiter und ist vielleicht der härteste Track des Albums, denn
an einigen Stellen erinnern die Gitarren an Bands wie Black Sabbath &
Co. Esthesis spielen in diesem Stück aber mit der Dynamik und so wechseln
sich ruhige mit druckvollen Passagen ab. Den Abschluss des Albums
bildet dann der Bonustrack „Abyss“. Ein abwechslungsreicher
Instrumentaltrack, der neben atmosphärischen Strecken auch Postrockartige
Parts enthält. Esthesis haben sich seit
ihrem Beginn kontinuierlich weiterentwickelt. Auf „Out Of Step“ haben
sie neben atmosphärischen Klängen auch den Härtegrad an einigen Stellen
etwas angezogen. Insgesamt legt die Band aber auch weiterhin großen Wert
auf die Melodien. Ein klasse Album mit dem sich die Band im Artrock eine
feste Position erspielt hat. Stephan Schelle, Dezember 2025 |
||||