Edy Edwards - Medienapplaus
M2 Music / In-Akustik (2016)

(12 Stücke, 38:26 Minuten Spielzeit)

Wenn Stoppock noch mehr RocknRoll-Biss hätte. Wenn ein Westernhagen ohne Allüren müllern würde. Wenn Selig noch direkter und Rio und seine Scherben noch intimer geklungen hätten, dann hätte man den perfekten deutschsprachigen RocknRoller. Edy Edwards vereint all diese Eigenschaften in seiner Musik. Der Mann aus dem Ruhrpott rockt mit Biss, Hirn und Herzblut, singt Songs aus der Mitte des Lebens, authentisch und mit einer gehörigen Portion Witz. Das sind die hohen Vorschusslorbeeren, die der Pressetext ausspricht.


Da fragt man sich natürlich sofort, kann der 24jährige Musiker, der seinen Musikstil selbst FolknRoll nennt, diesem Anspruch gerecht werden. Edy Edwards ist kein klassischer Liedermacher, vielmehr bietet er einen Stilmix aus klassischem Rock, Americana, Blues und Singer/Songwriter-Musik.

„Medienapplaus“ hat er sein Debütalbum getauft, das ein Dutzend Songs aufweist, bei denen Edy vornehmlich in deutscher Sprache singt. Das Album beginnt mit dem knackigen Rocksong „Was man so hört“, bei dem Edys Gesang schon mal eine Mischung aus genau den obigen Künstlern wie Westernhagen und Stoppock zeigt. Knackige Riffs und ein treibendes Schlagzeug machen aus dem Song eine Mischung aus RocknRoll und Beat, was zu einer tollen Nummer mutiert, bei der man den Spaß, den Edy und seine Band (bestehend aus Bassist Ian Stewart, Schlagzeuger Daniel Knop und Gitarrist Henning Leise, die schon Studio- und Bühnenjobs bei Nelly Furtado, Aretha Franklin, Nathalie Akoma und weiteren Musikern hatten) im Studio zu haben schienen, direkt heraushört.

Einfühlsam und fast zerbrechlich agiert er zunächst dann im Song „So laut ich nur kann“, der davon handelt wie ein Mensch am Bett eines geliebten Menschen, der im Koma liegt, verzweifelt um das Leben eben dieses Menschen fleht. Dabei findet Edy direkte, ungeschminkte Worte. Nach dem zerbrechlichen Beginn, wechselt der Song dann ab dem Refrain in einen knackigen Rocksong.

In „Pummelpo“ zeigt Edwards dann wieder seine Nähe zu Westernhagen & Co. Und in dem funkig/bluesigen „Herzinfarkt“ singt er über eine Person mit Depressionen, die nicht mehr das Haus verlässt. Das ist so rausgerotzt, wie man es aus besten Westernhagen-Zeiten kennt. Der Rest der Stücke weist die gleiche, hohe Qualität auf.

Die obige vollmundige Beschreibung aus dem Pressetext kann man nach dem Hören dieses Albums nur bestätigen. Wem Westernhagen zu bieder geworden ist, der findet in Edy Edwards einen Musiker wie du und ich, der mit seiner Musik und seinen Texten auf den Punkt kommt. Ein klasse Album.

Stephan Schelle, März 2016

   

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