Dudley Taft – Simple Life
American Blues Artist Group (2019)
(11 Stücke, 47:33 Minuten Spielzeit)

Kürzlich flatterte mir die neue Scheibe des US-Amerikanischen Gitarristen, Bassisten und Sängers Dudley Taft ins Haus. Das mittlerweile siebte Album des Musikers trägt den Titel „Simple Life“ und erscheint am 06.09.2019. Taft, der sich zuvor u.a. im Grunge bewegte, gründete im Jahr 2006 die Dudley Taft Band und widmet sich seit einer prägenden Begegnung mit Robert Plant dem Bluesrock.  


Hier aber zunächst einige Infos aus dem Pressetext: Auf der High School gründete er mit Trey Anastasio (Phish) seine erste Band, Ende der 1980er Jahre zog er nach Seattle, war Teil der Grunge-Szene, spielte bei Bands wie Sweet Water und in der Band Second Coming, die es mit zwei Singles sogar in die Top 20 schafften. Mit diesen Bands tourte Dudley dann im Package mit Bands wie Alice in Chains, Monster Magnet, Candlebox, Lenny Kravitz oder Godsmack.

Eine Begegnung mit Led Zeppelin Sänger Robert Plant inspirierte Dudley dann sich näher mit dem Blues zu beschäftigen. Die Musik von Texas-Heroen, wie Johnny Winter, Stevie Ray Vaughan und ZZ Top, kamen als Inspiration hinzu und so entstand im Laufe der Zeit die Austin-Seattle-Experience, durch die sich Tafts Sound auszeichnet.

Das Album enthält elf Eigenkompositionen sowie mit „If Heartaches Were Nickels“ ein Stück aus der Feder von Warren Haynes. Die CD beginnt gleich mit einem Kracher, dem Opener „Give Me A Song“. Dieser krachende Beat von Schlagzeug und Gitarre erinnert anfangs an Glamrock der 80’er und besitzt einen mitreißenden Refrain, der zum Mitsingen animiert. Damit hat Dudley die Messlatte für den Rest des Albums schon mal recht hoch gehängt. Er schafft es aber in den weiteren Songs diesen Qualitätsstandard zu halten. Taft sagt dazu: Statt nach einem vorgefassten Konzept vorzugehen, folge ich der Inspiration eines Songs, was mich häufig an unerwartete neue Orte führt. „Give Me A Song” feiert das Entdecken einer neuen Liebe nach einer Scheidung. Das Titelstück „Simple Life” setzt dieses Thema fort, beschreibt die kleinen Dinge, die großes Glück in sich bergen – etwa mit der Ehefrau und den Hunden zu entspannen und das ständige Geschnatter der Außenwelt auszublenden.

Das Titelstück folgt dann direkt im Anschluss. In diesem rockigen Song klingt Dudley Taft streckenweise wie Alice Cooper, sowohl was Melodie als auch die Gesangsstimme an einigen Stellen bewirkt. Es ist aber ein bluesiger Rocksong mit viel Verve und einigen herrlichen Soli. „I Can’t Live Without You“ ist ein Midtempobluesrocker mit herrlichen Twinguitars und einem leicht souligen Refrain mit Satzgesang. In diesen ersten drei Stücken zeigt sich schon die Bandbreite und Vielfalt, die sich Dudley zu Eigen gemacht hat.

Druckvoller wird es dann wieder in „In Your Way“, gefolgt von dem etwas ruhigerem „Don’t Let Them Get Away”, die sich mit politischen Themen befassen. Dudley Taft dazu: „In Your Way” und „Don’t Let Them Get Away” sind meine Reaktion auf die aktuelle politische Lage in Amerika – etwas, über das ich noch nie geschrieben habe, wozu ich mich aber zu diesem Zeitpunkt gezwungen sehe.

Die akustische Gitarre, die jetzt ein wenig nach Led Zeppelin klingt, leitet dann in den Song „Death By Bliss“ ein. Der Song wandelt auch so ein bisschen im Umfeld von Bon Jovi & Co. Die einzige Coverversion auf dem Album ist „If Heartaches Were Nickels”. Dudley dazu: Einer meiner absoluten Blues-Favoriten, „If Heartaches Were Nickels” aus der Feder von Warren Haynes, ist die einzige Coverversion auf dem Album. Von dieser Nummer kann ich gar nicht genug bekommen!

Es folgt das knackige „Never Fase“ mit seiner eingängigen Melodie. Dudley: Für „Never Fade” musste ich sehr in die Tiefe gehen, aber das Ergebnis ist es wert und einer meiner Lieblingstracks auf der CD. Gibt es ein Leben nach dem Ende des gegenwärtigen oder verblassen wir alle im Äther? Auch die anderen Songs glänzen auf ganzer Linie.

„Simple Life“ ist ein herausragendes Album im Bluesrock geworden. Es strotzt nur so vor tollen Melodien und knackigen Rhythmen. Dudley’s Stimme zeigt sich dabei äußerst variantenreich. Auch seine musikalischen Inspirationsquellen wie Johnny Winter, Stevie Ray Vaughan und ZZ Top lässt er durchblitzen und klingt streckenweise wie Alice Cooper. Ein Topalbum.

Stephan Schelle, September 2019

   

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