Driving Mrs. Satan - Popscotch

Driving Mrs. Satan - Popscotch
Agualoca Music / Indigo (2014)
(11 Stücke, 40:22 Minuten Spielzeit)

Das einige Metalbands ihre eigenen Stücke in akustischen Versionen performen, ist ja spätestens seit MTV’s „Unplugged“ bekannt. Das aber eine Band sich darauf fokussiert Songs von großen Metalbands in ein eigenes akustisches Gewand zu hüllen, das ist eher selten. Zuletzt hat dies die deutsche Band Hellride auf ihrem 2013’er Album „Acousticalized“ gemacht. Einen ähnlichen Ansatz haben Driving Mrs. Satan (was für eine abgefahrener Name!!!). Hinter diesem Namen steckt das Trio Claudia Sorvillo (Gesang), Giacomo Pedicini (Bass) und Ernesto Nobili (Gitarren, Ukulele, Backgroundgesang).


Diese Drei haben sich Songs von AC/DC, Iron Maiden, Faith No More, Black Sabbath, Judas Priest und weiteren Bands vorgenommen und sie neu interpretiert. Man kann die Stücke zwar noch erkennen, aber sie versprühen ein ganz neues Flair und sind von Grundauf Generalüberholt worden. Das Ergebnis ist akustischer Indiepop, der mit Metal soviel zu tun hat wie eine Kuh mit Schlittschuhlaufen.

Bereits im Jahr 2012 sind Versionen von AC/DC’s „Hells Bells“, Black Sabbath’s „Never Say Die“ und Judas Priest’s „Living After Midnight“ entstanden. Bis das Trio - mit Unterstützung weiterer Musiker - Material für einen Longplayer zusammen hatte, dauerte es aber noch ein Jahr. Im November 2013 ist „Popscotch“, das erste Album von Driving Mrs. Satan, erscheinen und geht im April 2014 weltweit in den Vertrieb.

Die drei Musiker - vor allem Claudia mit ihrer sehr einfühlsamen und bezaubernden Stimme - schaffen es den Songs neues Leben einzuhauchen und beweisen damit, welche Melodien und Gefühle hinter Metalsongs stecken können.

Wie eine zarte Ballade wirkt das eröffnende „I Want Out“, das im Original von Halloween stammt. Atmosphärischer Pop mit jeder Menge Gefühl und Seele, das ist es, was Driving Mrs. Satan aus den harten Songs machen. Zum Mitklatschen und locker fröhlichem Mitsingen lädt Metallica’s „Battery“ ein. So reduziert sind die Songs für die Bar, das Radio, eine Autofahrt oder für eine relaxte Stimmung an einem sonnendurchfluteten Tag am Strand bestens geeignet.

Wie eine balladeske Jazznummer wirkt Iron Maiden’s „Killers“. Kindlich und naiv kommt Claudia’s Gesang im Song „Caught In A Mosh“ von Anthrax rüber. Das passt zu den meisten Songs und gibt ihnen eine ganz eigene Note. Driving Mrs. Satan machen aus dem Song eine ganz coole Nummer, die - auch durch den Einsatz von Bläsern - eine Menge mexikanisches Flair verströmt.

Dann steht Motörhead auf dem Programm. Von der Metalformation hat sich das Trio „Killed By Death“ ausgesucht, das in dieser Form nicht mehr wieder zu erkennen ist. Ein Metalsongs, der auf keiner Rockfete fehlen darf ist sicherlich AC/DC’s „Hells Bells“. Sich an diesem Song (wie auch an vielen anderen dieses Albums) zu vergreifen stellt für den Metalfan bestimmt einen Frevel dar. Aber auch hier schafft es das Trio den Song komplett neu zu interpretieren. Auch wenn man die Gitarre am Anfang sofort erkennt, muss man doch genau hinhören, um den Song zu erkennen. Auch diese Version ist äußerst cool und total sexy, was wieder an Claudias Gesang liegt.

Es zeugt schon von großem Mut, bekannte Stücke von großartigen und erfolgreichen Metalbands bis auf die Grundmauern einzureißen und sie dann komplett neu zusammenzusetzen. Driving Mrs. Satan ist das aber äußerst gut gelungen. Es macht tierischen Spaß diesen Versionen zuzuhören. Zwischen Akustikballaden und Indiepop pendeln die einzelnen Stücke auf „Popscotch“ hin und her. Ein tolles Album, das man immer wieder hören kann.

Stephan Schelle, März 2014

   

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