Dream Theater – Parasomnia (Artbook)
Inside out music (2025)

(CD 1: 8 Stücke, 71:16 Minuten Spielzeit
CD 2: ( Stück, 71:16 Minuten Spielzeit - Instrumentalversionen
BluRay: 8 Stücke, 71:16 Minuten Spielzeit)

Am 07.02.2025 ist das 16. Album der Progmetaller Dream Theater unter dem Titel „Parasomnia“ erschienen. Normalerweise bespreche ich an dieser Stelle keine Platten, die ich selbst gekauft habe, mache aber bei Veröffentlichungen, die mich richtig überzeugen, auch mal eine Ausnahme.


Und das neue Album von Dream Theater hat mich wirklich gepackt, denn das Quintett aus New York (James LaBrie – Gesang, John Petrucci – Gitarren, Gesang, John Myung – Bass, Jordan Rudess – Keyboards und Mike Portnoy Schlagzeug, Percussion, Gesang) klingt wie zu besten Zeiten, was vielleicht auch auf die Rückkehr von Drummer Mike Portnoy zurückzuführen ist. Es wirkt, als hätte die Band eine Frischzellenkur bekommen. Damit will ich aber keineswegs die Qualitäten von Schlagzeuger Mike Mangini diskreditieren. Aber Dream Theater klingen mit Portnoy befreiter und euphorischer als zuletzt.

Ich hatte mir das Artbook gegönnt, das ich nur wärmstens empfehlen kann. Das Album erschien aber unter anderem auch noch als CD sowie als DoppelLP auf schwarzem Vinyl und in einer limitierten DoppelLP in drei verschiedenen Farben auf Vinyl.

Als erstes fällt die grandiose Gestaltung des Artbooks auf, das im LP-Format daherkommt und auf 68 Seiten neben den Texten und einigen Fotos der Band vor allem grandios gemachte Grafiken von Hugh Syme bietet, die die Story um Schlafstörungen und Albträume sehr gut unterstützen. Die beiden vorangegangenen Artbooks zu „Distance Over Time“ und „A View From The Top Of The World“ waren auch optisch schon sehr gut gemacht, enthielten aber umfangreiche Linernotes, auf die zugunsten der tollen Grafiken bei „Parasomnia” verzichtet wurde. So setzt das neue Werk aus dieser Sicht noch mal einen drauf.

Die beigefügte BluRay enthält das Studioalbum in den Formaten Dolby Atmos, DTS-HD 5.1, Surround Sound und 24-bit Stereo. Wo übliche BluRays mit sich ständig wiederholenden Standbildern die Musik unterlegen, haben sich Dream Theater für einen quasi 71minütigen Film entschieden (wie schon bei den BluRays zu „Distance Over Time“ und „A View From The Top Of The World“), der unter anderem die tollen Grafiken zum Leben erweckt. Das ist faszinierend und fesselnd und auf einem noch höheren qualitativen Stand wie bisher gemacht. Lediglich die oft flackernden Lichteffekte hätten aus meiner Sicht reduziert werden sollen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Man kann sich in dem Rausch aus Bildern und Musik einfach verlieren.

Wie frisch die Band agiert, spürt man schon in der instrumentalen Ouvertüre „The Arms Of Morpheus“, das mit Geräuschen beginnt und dass das Kommende zusammenfasst. Das wirkt schon mal wie ein fiebriger Traum mit teils fetten, druckvollen Riffs, fettem Bass und stakkato artigem Schlagwerk. Jordans Keyboardspiel sorgt hier für harmonische Melodiebögen.

Nahtlos geht es dann in den ersten Longtrack „Night Terror“ über. Das ist zunächst rockig und melodiös. Ein sehr abwechslungsreiches Stück, das zwischen melodischen und kraftvollen Parts wechselt. Die Hookline geht dabei gut ins Ohr. Schon hier zeigt sich das die Stücke zum Großteil aus langen, virtuos gespielten Instrumentalpassagen bestehen, bei denen auch mal gefrickelt wird.

„Broken Man“ thematisiert die traumatische Bewältigung von Soldaten, die im Krieg schreckliches erlebt haben. Das fetzt ganz ordentlich. Im Mittelteil glänzt Jordan Rudess mit einem herrlichen Keyboardsolo. Und John Petrucci baut dann auch noch ein Bluesrockiges Solo ein. „Deep Asleep“ bietet ein fettes Brett während „Midnight Messiah“ atmosphärische und härtere Riffs miteinander verbindet und zwischendurch, wenn Jordan seine Orgelsounds beisteuert, eine Prise Deep Purple mit einstreut.

„Are We Dreaming?“ ist ein anderthalbminütiges Zwischenspiel, das schon fast Soundtrackartig und durch die Orgel auch leicht sakral rüberkommt. „Bend The Clock“ ist das wohl melodischste und sanfteste Stück des Albums. Dieses balladeske Stück mit AOR-Elementen und seinem fast schon gehauchten Gesang schiebt sich sofort in die Gehörgänge.

Den Abschluss bildet dann der mehr als 19minütige Longtrack „The Shadow Man Incident“, bei dem es dann noch mal richtig zur Sache geht. Hier haben Dream Theater noch einmal alles hineingepackt, was sie ausmacht. Mit einer Spieluhr beginnt das Stück und endet mit den Worten „Wake up“ und der Wecker klingelt.

Dream Theater ist mit „Parasomnia“ ein klasse Werk gelungen, bei dem Härte und Melodien genau passen. Und das Artbook macht darüber hinaus aus dem Album ein Gesamtkunstwerk.

Stephan Schelle, März 2025

   

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