Dobbeltgjenger – The Twins
Apollon Records (2023)
(13 Stücke, 48:04 Minuten Spielzeit)

Die Alternative Rockband Dobbeltgjenger veröffentlicht am 10.02.2023 ihr viertes Album mit dem Titel „The Twins“. Die Band besteht aus Vegard Wikne (Gesang, Synthesizer, Gitarre), Jone Kuven (Bass), Bastian Veland (Synthesizer, Gitarre) und Sondre Veland (Schlagzeug).


Die neue Platte handelt von den Kämpfen, die man gegen sich selbst führt. Dies wird durch zwei innere und rivalisierende Zwillinge konzeptualisiert. Das Album spiegelt eine chaotische Zeit im Leben des Songwriters Vegard Wiknes wider, die durch einen psychischen Zusammenbruch ausgelöst wurde. Es war eine Zeit, in der die Grundlagen des Lebens zu einem Kampf wurden: aus dem Bett aufstehen, essen, reden, schlafen usw. Mit umfassender Hilfe des psychiatrischen Gesundheitssystems und durch das Schreiben von Liedern als Möglichkeit, seine Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten, gelang es ihm sieben Monate später, wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen. Als ausgebildeter Musiktherapeut in demselben System, das ihm geholfen hat, weiß Wikne sehr wohl, wie das Musizieren Menschen aus tiefen und schlammigen Gewässern herausziehen kann, und genau das hat „The Twins“ für ihn getan.

Das Album spiegelt diesen Prozess wider, sowohl musikalisch als auch textlich. Die Musik ist energetisch, manisch und farbenfroh, aber auch dunkel, erdrückend und hart. Sie verändert sich und variiert, genau wie das Leben in einer chaotischen Zeit. Textlich ist das Album selbstreflektierend, manchmal aus der Sicht der „bösen“ Zwillinge und manchmal aus einer kohärenteren Sicht. „Wenn es einem psychisch wirklich schlecht geht, kann es sich so anfühlen, als würde man sich selbst und sein Leben von außen beobachten, ohne sich irgendwie einmischen zu können“, sagt Wikne. In „The Twins“ geht es um den Kampf um den Fahrersitz in deinem eigenen Leben.

13 Stücke mit Laufzeiten von 2:47 bis 4:59 Minuten Länge sind auf den Silberling gepresst, der mit einem zwölfseitigen Booklet ausgestattet ist in dem sich alle Songtexte befinden und in dem das Coverlayout fortgeführt wird.

Rockig mit funkigen Gitarren starten Dobbeltgjenger mit dem 3:26minütigen „Rocket Shoes“ ins Album. Das kommt recht gut und erinnert in einigen Momentan auch an die letzten Alben von Archive. Mit fettem Groove, der an den The Rasmus-Klassiker „In The Shadows“ erinnert, geht es dann im folgenden, 3:20minütigen „Harakiri Witchcraft“ weiter. Dobbeltgjenger gehen aber rockiger, mit einer Spur Psychedelic, ans Werk. Das hat Kraft und Esprit.

Rockig, Poppig, mit einer Wall Of Sound zeigt sich das 4:45minütige „Blood Money“. Hypnotisch dagegen das 3:29minütige „Purplegreenish“, das auch wieder einen recht funkigen Groove besitzt und schnell ins Ohr geht. Ein schöner Song.

Das 4:17minütige „Pink“ erinnert ein wenig an INXS und geht genau so gut ab. Nach dem rockigen „Genghis Khan“ wird es dann in „Like A Crocodile“ recht elektronisch. Die Beispiele zeigen die große Bandbreite und den Abwechslungsreichtum, den das Album versprüht.

Dobbeltgjenger haben auf ihrem neuen Album „The Twins“ einen bunten Blumenstrauß an Sounds und Stilen versammelt, der das Album recht abwechslungsreich macht. An einigen Stellen blitzen dann auch Ähnlichkeiten zu anderen Bands auf, ohne diese aber zu kopieren. Vielmehr nutzt die Band diese Klänge um damit ihre eigenen Musik zu würzen. Ein gelungenes Werk.

Stephan Schelle, Februar 2023

   

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