District 97 – Trouble With Machines

District 97 – Trouble With Machines
The Laser’s Edge / Alive! (2012)
(CD: 7 Stücke, 55:08 Minuten Spielzeit,
DVD: 11 Stücke, 86 Minuten Spielzeit)

District 97 nennt sich eine US-amerikanische Band, die bereits im Jahr 2006 von Schlagzeuger Jonathan Schang, Keyboarder Rob Clearfield, Bassist Patrick Mulcahy und Gitarrist Sam Krahn gegründet wurde. Zunächst spielte die Band Instrumentalrock, was sich aber durch den Wechsel an den Gitarrensaiten - seit 2008 ist Gitarrist Jim Tashjian für Krahn in der Band - und vor allem dem Eintritt der Sängerin Leslie Hunt komplett geändert hat.


Ihr Debüt feierte die amerikanische Progressive Rock-Band im Jahr 2010 mit dem ersten Album „Hybrid Child“, dem am 21.09.2012 nun mit „Trouble Witch Machines“ das zweite Werk folgt. Und neben der CD ist dem Album auch noch eine 86minütige DVD beigefügt, auf der die Band beim 2011’er Rites Of Spring-Festival zu sehen ist.

Im Laufe der Jahre haben sie zahlreiche Auftritte absolviert, bei denen auch bekannten Musiker wie Bill Bruford, Kansas oder John Wetton ihr Talent nicht verborgen bleib. Dies hatte zur Folge, dass auf dem Stück „The Perfect Young Man“ vom neuen Album John Wetton als Gastsänger auftaucht.

Sieben Stücke sind auf der CD enthalten, von denen vier gleich jenseits der Sieben-Minuten-Marke liegen. Los geht es mit dem Stück „Back And Forth“, bei dem die weibliche Stimme von Leslie schnell hervorsticht und so das Novum dieser Band offenbart, denn Sängerinnen im Progressive-Bereich sind mittlerweile immer noch Mangelware. Leichter Metaleinschlag und Progressive-Rock vermischen sich hier mit recht komplex gesungenen Texten. Anspruchsvolle und komplexe Instrumentalpassagen, bei denen auch schon mal gefrickelt wird, treffen auf ebenso komplexe, aber auch eingängige Gesangslinien.

„Open Your Eyes“ ist mit seinen 4:25 Minuten ein recht kurzer Song, der gut ins Ohr geht, was vor allem an der sehr angenehmen Stimme von Leslie und der moderaten Komplexität liegt. Mal singt Leslie kraftvoll, dann wieder recht zart und zerbrechlich. Auch im dritten Song „The Actual Color“ ist das große Plus die Stimme von Leslie, die klar und deutlich rüberkommt, während die Instrumente wieder einen eher komplexen Ansatz aufweisen.

Im zehnminütigen „The Perfect Young Man“ treffen dann die Stimmen von Leslie Hunt und John Wetton aufeinander. Ein klasse Longtrack, der so manches Zitat von anderen Bands aufweist und bei dem Leslie stimmlich an Ann Wilson von der Band Heart heranreicht. Es dauert aber gut drei Minuten bis John zum Mikro greift. Und von Humor zeugt, dass ein „alter Hase“ im Showgeschäft über einen perfekten jungen Mann singt. Stimmlich ergänzen sich Leslie und John sehr gut in diesem tollen Longtrack, der die üblichen Breaks und Wechsel aufweist und darüber hinaus zahlreiche Soli zu bieten hat.

Die Cellistin Katinka Kleijn vom Chicagoer Symphony Orchestra ist dann noch bei dem Stück „Read Your Mind“ in Passagen zu hören und verleiht dem Stück ein ganz besonderes und etwas melancholisches Flair. Den Abschluss bildet dann das sehr abwechslungsreiche und mitreißende fast 14minütige „The Thief“. Bei diesem Stück tauchen auch schon mal einige jazzige aber auch sehr ruhige und einfühlsame Passagen auf. Dem stehen dann druckvolle, metallastige Schlagzeugrhythmen und Gitarrenriffs gegenüber.

Die DVD bietet einen 86minütigen Livemittschnitt von ihrem Auftritt aus Mai 2011 beim Rites Of Spring-Festival. Von den elf Stücken, die sie im Liverepertoire haben, stammen „The Actual Color“, „The Thief“, „The Perfect Young Man“ (hier ohne John Wetton) und „Back And Forth“ vom aktuellen Werk, der Rest scheint von ihrem Debütalbum zu stammen. Der Auftritt wurde mit mehreren Kameras gefilmt und bietet eine ruhige und moderate Schnittfolge, die das Anschauen des Gigs sehr angenehm macht. Allerdings agiert die Band auch eher unaufgeregt und überlässt ihrer Frontfrau, die nach viereinhalb Minuten zur Band stößt, die Bühne. Und Leslie macht nicht nur stimmlich eine gute Figur.

„Trouble With Machines“ bietet tatsächlich noch Neues im Progressiverock-Bereich. Das liegt an den Songs, aber vor allem auch an Sängerin Leslie Hunt, die dem Genre sichtlich gut tut. Und mit der mitgelieferten DVD bietet diese Veröffentlichung wirklich eine Menge für’s Geld. Sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, August 2012

   

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