Die Kombinaten - Lautwort
Valve Records / AL!VE (2021)
(12 Stücke, 40:48 Minuten Spielzeit)

Die Band Die Kombinaten kommen aus dem Kölner Raum. Zwar veröffentlichen sie am 12.03.2021 ihr Debütalbum „Lautwort“ (ein schönes Wortspiel), jedoch können Thorsten Neubert (Gesang, Gitarre), Sebastian Ellerich (Gitarre, Gesang), Tim Rashid (Bass) und Marcel Kolvenbach (Schlagzeug, Gesang) bereits auf eine lange produktive Geschichte in unterschiedlichen Formationen zurückblicken. Zudem verbindet die vier Musiker als Teil der SKA-Rock-Band Lax Alex Contrax die gemeinsame Produktion von vier Studioalben und mehr als 300 Live-Konzerte im Bundesgebiet und im angrenzenden Europa.


Mit Gründung der Band Die Kombinaten bricht sich nun Bahn, was im Inneren der neunköpfigen Band Lax Alex Contrax seit Jahren schwelte. Personell reduziert verschaffen sich die vier Musiker mehr Raum für ihr jeweiliges Instrument und ihre Stimme (im gesanglichen wie textlichen Sinne) und beschreiten als eingespieltes Team kollektiv neue Wege.

Die Kombinaten servieren druckvoll gespielte Riffs und Lines, mal funky entspannt und mal in zornigem Uptempo. Unverkennbare Markenzeichen sind dabei eine unkonventionelle Mischung von rockigen Spielarten mit wortreich flinkem Gesang. Finalisiert mit mehrstimmigen Vocals schaffen sie so eine ausgewogene Kombination aus musikalischer Spielfreude und pointierten Texten mit teils politischen Motiven.

Ein Dutzend Songs mit radiotauglichen Laufzeiten zwischen 1:14 und 4:06 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Album. Die CD erscheint in einem Jewelcase mit einem aufklappbaren, zwölfseitigen Booklet.

Schon der Opener mit seinem ungewöhnlichen Namen „B.&K.“ zeigt, dass Die Kombinaten eine gute Mischung aus Pop und Rock bieten. Der Titel ist an ein Gespräch zwischen Barbie und Ken - die kennen wir doch noch als Puppen - angelehnt. Die beiden unterhalten sich, dass sie aus ihrem Trott und den Klischees, die ihnen von anderen aufgedrückt werden, ausbrechen wollen. Der Song, der mit einer sehr funkigen Gitarre beginnt wird im Verlauf durch eine sehr druckvolle rockige Passage ergänz. Das geht schon mal gut ins Ohr. Allerdings kommen die Texte in dem rockigen Refrain nicht so gut zur Geltung. Die CD beschließt dann das 1:14minütige „B.&K. Reprise“, bei dem die Melodie des Eröffnungstracks aufgenommen und in einem Reggae-Kleid verpackt wird.

Dazwischen finden sich zehn weitere Songs mit Rockpop-Appeal. Das Eingangsriff von „Vespa 50N“ kommt einem aus dem Punk der frühen 80er bekannt vor, entwickelt sich aber zu einem treibenden Rocksong mit einem sehr eingängigen Refrain, der richtig Spaß macht. Hier lassen Die Kombinaten ein wenig die Erinnerungen spielen und mit der Vespa ein wenig Freiheit genießen.

Eine Spur Punk kommt dann auch in „Visionen“ auf, was vor allem an der rhythmischen Gitarre und dem Schlagwerk liegt. Atmosphärischen Poprock bieten sie dann in dem sehr schönen „Nicht in meinem Namen“, in dem sie sich kritisch von einigen Entscheidungen der Regierung distanzieren. Bluesrockig beginnt dann das Stück „Der alte kranke Mann des Pop“, in dem sie das Schicksal so manches alternden Pop-/Rockstars besingen, den die Musikindustrie „am Nasenring durch die Manege führt“. Und in „E-Mail aus Hongkong“ gehen sie auf dubiose Machenschaften ein, mit denen man uns das Geld aus der Tasche locken will. Das Phänomen Fußball wird dann in dem knackigen, provokanten Rocksong „Fußball ist scheiße“ auf den Punkt gebracht. Sowohl Frust wie auch die Faszination, die dieser Sport verursacht, kommen hier zur Sprache.

Die Kombinaten bieten auf ihrem Debütalbum „Lautwort“ eine gelungene Kombination aus Pop und Rock mit Punk-, Funk-, Blues- und Reggae-Elementen. Das geht gut ins Ohr. Und auch die Texte, die im Booklet abgedruckt sind, sollte man sich etwas genauer ansehen.

Stephan Schelle, Februar 2021

   

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