DeWolff – Orchards/Lupine

DeWolff – Orchards/Lupine
RE Music Records (2011)
(11 Stücke, 54:57 Minuten Spielzeit)

Das aus den Niederlanden stammende Trio DeWolff, bestehend aus Pablo van de Poel (Gesang, Gitarren), Luka van de Poel (Schlagzeug, Perkussion, Backgroundgesang) und Robin Piso (Hammondorgel, Keyboards, Piano, Bass, Backgroundgesang) veröffentlichte am 11. Januar 2011 nach ihrer selbst betitelten EP aus dem Jahr 2008 und ihrem 2009’er Debütalbum „Strange Fruits And Undiscovered Plants“ ihr neuestes Werk „Orchards/Lupine“. Darauf führen sie ihren selbst betitelten „Psychedelichardgroovin ’funkyrock’n’rollin’ hotbluesdrivin’ hellhounding supersweetsixtiesexplosion” Stil fort.


Mit „Diamonds“ beginnt das Album. Es zeigt zunächst Mellotronsounds á la Barclay James Harvest und vereint sie mit retromäßigen Gitarrtenpattern, die nach Wüstenrock klingen. Auch der Gesang scheint nicht aus diesem Jahrhundert zu sein.

DeWolff verstehen es perfekt den Retrosound der 60er und 70er mit modernster Soundtechnik ins neue Jahrtausend zu transportieren. Ihr Stil ist so vertraut und doch neu. Herrliche Gitarrenduelle auf einem Boden retromäßiger Orgelklänge (rücken ein wenig in die Ecke von Manfred Mann) und trockenem Schlagzeugspiel, bilden beispielsweise den Hauptbestandteil von „Evil And The Midnight Sun“. Und gesanglich erinnert Pablo in einigen Passagen an Marc Bolan.

Es folgt die einschmeichelnde atmosphärische Ballade „Everything Everywhere”. Ein Stück bei dem einfach alles so unglaublich zerbrechlich und zart klingt, auch Pablos Stimme. Nach etwa zwei Minuten legt dieses Stück dann einen kraftvollen Zwischenspurt ein um aber sogleich wieder in die zuvor gehörte Zartheit zurückzufallen. Ein tolles Stück, das mit seinen 7:19 Minuten keine Sekunde zu lang geraten ist. Toll sind auch die Effekte, die Pablo in der zweiten Hälfte mit seiner Gitarre zaubert.

Bluesig – wie die frühen Jethro Tull – wirkt das recht kurze „Who Are You Or The Magnificence Of Loving A Million Strangers”. Bezeichnend, das der kürzeste Track auch den längsten Titel verpasst bekam. Orientalisch geht es auf „Love In C Minor” zu, das Led Zeppelin artige Züge aufzuweisen hat (Rhythmus und Gitarre). Lieblich folgt „Higher Than The Sun”, das vor allem durch die Synthies einen Symphonic Rock Touch, verbunden mit einigen folkigen Strukturen bekommt. Ein toller Bluesrocker ist dagegen „Pick Your Bones Out Of The Water”. „Seashell Woman” hat dagegen einige Bluesrock orientierte Momente zu bieten die auch von Deep Purple & Co. stammen könnten. Vor allem die Orgel verstärkt diesen Eindruck. Und auch die restlichen Stücke stehen dem in nichts nach.

DeWolff machen auf „Orchards/Lupine“ da weiter, wo sie auf „Strange Fruits And Undiscovered Plants“ aufgehört haben. Hatte mich das Vorgängeralbum schon überzeugt, so kann mich das neue Werk gleichermaßen gefangen nehmen. Auch der zweite Longplayer hat die gleich hohe Empfehlungsstufe wie sein Vorgänger.

Stephan Schelle, Februar 2011

   

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