Dewa Budjana - Zentuary
Favored Nations (2016)
(12 Stücke, 101:01 Minuten Spielzeit)

Der balinesische Gitarrist Dewa Budjana ist bereits eine Ikone in seiner Heimat im Bereich des Jazzrock. Und durch seine zahlreichen Veröffentlichungen hat er sich mittlerweile auch einen Namen in allen anderen Teilen unseres Globus gemacht. Das führte auch dazu, dass er bei seiner neuesten Produktion, die den Titel „Zentuary“ trägt, namhafte Gastmusiker wie Bassist Tony Levin, Gitarrist Guthrie Govan und Gary Husband (Schlagzeug und Keyboard) für sich gewinnen konnte. Daneben hat auch noch das tschechische Symphonieorchester bei zwei Stücken mitgewirkt.


Wer jetzt meint, dass die Stücke von Heimatklängen Dewa’s durchzogen wären, der irrt. Über weite Strecken ist nicht zu erkennen, dass es sich bei der Produktion um einen balinesischen Künstler handelt. Vielmehr hat Dewa Budjana den westlichen Jazzrock eingeatmet und verpasst ihm eine ganz eigene Note. Und das hat wirklich Klasse.

CD 1 beginnt mit dem ethnischen „Dancing Tears“, das über 9:12 Minuten eine asiatische Atmosphäre mit jazzigen Elementen verbindet. Nachdem gut eine Minute Worldmusic geboten wurde, entwickelt sich das Stück zu einem hervorragenden Jazzrocktrack, der die ethnischen Elemente perfekt einbindet.

In Stücken wie „Solas PM“ zeigt sich die Klasse Budjana’s der wunderbare Melodien mit langen Soli verbindet. So sorgt beispielsweise Danny Markovich am Saxophon für eine ganz besondere Note, denn er liefert ein hinreißendes Solo im zweiten Teil des Stückes. In „Lake Takengon“ verbindet Budjana dann erneut Jazzrock mit Worldmusic in einer sehr ansprechenden Art und Weise.

Im fast neunminütigen „Suniakala“ kommt dann erstmals das tschechische Symphonieorchester zum Einsatz. Budjana erzeugt hier eine ruhige, fast ambiente Stimmungslage. Sehr gut kommt hier auch Tony Levins Bassspiel rüber. Daneben gibt es noch proggige Gitarrenparts zu bewundern. Ein echtes Highlight des Albums. In „Dear Yulman“ beweist Dewa Budjana welch Könner er an der Gitarre ist. Vor allem ab Minute Vier gehört ihm die Bühne und er zelebriert seine akzentuierte Spielweise aufs Eindrucksvollste.

Beim letzten Track der ersten CD, „Rerengat Langit (Crack In The Sky)“ kommt dann wieder eine Spur Worldmusic ins Spiel. Das liegt vor allem an dem zauberhaften Flötenspiel von Saat Syah und den zart gesungenen Passagen von Risa Saraswati. Eine wunderschöne, verträumte Jazzrocknummer, die im letzten Drittel noch mit einem Pianosolo aufwartet.

CD 2 beginnt dann mit dem sehr schönen, melodiösen „Pancaroba“, das sich im weiteren Verlauf steigert und recht rockig sowie teilweise proggig daherkommt. In „Manhattan Temple“ setzt dann mit Tim Garland ein weiterer Saxophonist ein Ausrufezeichen. Und auch Gary Husband fegt wieder beeindruckend über die Tasten seines Keyboards, als wollte er einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen. „Uncle Jack“ bietet dann Freejazz bei dem sich Jack Dejohnette am Piano austobt. Da liegt wohl Nahe, woher der Tracktitel abgeleitet ist. Den Abschluss bildet dann das 2:51minütige Titelstück, bei dem das tschechische Symphonieorchester ein weiteres mal zu hören ist. Das wirkt wie ein symphonischer Soundtrack an dessen Ende Dewa Budjana mit seiner E-Gitarre einen Kontrapunkt setzt.

Die DoppelCD kommt in einem sechsseitigen Papersleeve daher. Was besonders positiv auffällt, ist, dass die einzelnen CDs noch einmal in Papierschutzhüllen verpackt sind, was vor Kratzern schützt. Ansonsten bietet das Innenleben einige Fotos und Texte. Daneben erscheint das Album noch als 3LP-Set auf 180 Gramm Vinyl.

Nicht erst mit dieser Veröffentlichung zeigt der balinesische Musiker Dewa Budjana das er zur Elite des Jazzrocks gehört. Er unterstreicht dies aber mit „Zentuary“ noch einmal eindrücklich.

Stephan Schelle, Dezember 2016

   

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