Devin Townsend Project - Ki

Devin Townsend Project - Ki
InsideOut / SPV (2009)
(13 Stücke, 66:45 Minuten Spielzeit)

Der Gitarrist und Sänger Devin Townsend macht seit Jahren durch sein unglaublich virtuoses, innovatives und kreatives aber auch manchmal schräges und heftiges Gitarrenspiel – das nicht immer leicht zu konsumieren ist – auf sich aufmerksam. Neben Bandprojekten hat er auch bereits eine Reihe an Soloveröffentlichungen herausgebracht. Sein neuestes Werk, das am 22.05.2009 erscheinen wird, trägt den Titel „Ki“ und ist der Start einer vierteiligen Albenreihe, die unter dem Namen Devin Townsend Project präsentiert wird.


Kern des Projektes ist lediglich Devin Townsend selbst, der bei jedem Album die beteiligten Musiker neu auswählen will, um den entsprechenden Themen eine angemessene Stimmung zu verpassen. Neben Devin, der außer dem Gesang auch die Gitarre zupft, sind bei dem ersten Album Duris Maxwell am Schlagzeug (er spielte zuvor schon mit Heart, Jefferson Airplane, The Temptations und sogar mit Jimi Hendrix), Dave Young an den Keyboards (er arbeitet seit Jahren mit Devin zusammen) und Jean Savoie am Bass (war Mitglied in einer Beatles-Coverband) mit dabei.

Bisher habe ich immer einen großen Bogen um diesen wahnwitzigen Gitarristen und seine Gitarrenwände gemacht, da mir der Sound einfach zu heftig war. Doch mit „Ki“ betritt er für ihn ganz neue Wege, mit denen die eingefleischten Fans teilweise zu kämpfen haben werden, dafür aber viele Musikfreunde, die sich bisher nicht an seine Musik gewagt haben, gewonnen werden können.

Die CD startet mit dem knapp 1 ½ minütigen „A Monday“, das mit seinen sanften Riffs atmosphärisch in das Album einleitet. Das folgende „Coast“ ist ein sehr melodischer Song mit tollen Gitarrenlicks, in denen es auch mal bluesige Ansätze zu hören gibt. Dieser sehr zarte Song, hat unter der direkten Oberfläche einen ungeheuren Spannungsbogen, der mich sofort zu fesseln weiß. Devin’s Gesang ist bei diesem Stück sehr gefühlvoll angelegt, was hervorragend zu dem Song passt. Für mich mit der beste Song des Albums.

Etwas härtere Riffs deutet dann das folgende „Disruptr“ an, ohne aber den Härtegrad groß zu steigern. Vielmehr strahlt dieser Song eine unterschwellige Bedrohung aus, die etwas unheimlich wirkt. Das liegt zum einen an den düsteren Riffs, zum anderen an der Doom artigen Gesangsweise. Im nächsten Track „Gato“ steigert sich Devin weiter und der düstere Sound wird um härtere Riffs verstärkt. Das klingt schon mehr nach dem Townsend, den man kennt.

Devin spielt auf dem Album mit den unterschiedlichen Stimmungen, Lautstärken, Stilelementen und Sounds und bringt so Abwechslung in sein neues Werk. Nach dem düsteren „Gato“ kommt mit „Terminal“ wieder eine unwiderstehliche Ballade, die auch von O.S.I. hätte stammen können. Gerade in Momenten wie diesen zeigt das Album - aus meiner Sicht - seine Stärken, denn diese Songs erzeugen Gänsehaut. „Heaven Send“ bringt dann wieder filigrane Riffs und ein dezentes, akzentuiertes Schlagzeug, das eine eigentümlich fesselnde Wirkung erzeugt. Ziemlich funky geht es in „Ain’t Never Gonna Win …“ zu, in „Winter“ und „Ki“ wird eine Atmosphäre geschaffen die nach einem sanften Alan Parsons klingt, „Trainfire“ bringt gar Rock ‚N’ Roll/Boogie á la Elvis Presley (versetzt mit heftigen Gitarren und Doom artigem Gesang). „Lady Helen“ ist eine Ballade, die unter die Haut geht, „Quiet Riot“ zeigt Singer/Songwriter Qualitäten (versprüht einen Flair von Simon & Garfunkel) und das abschließende „Demon League“ ist eine atmosphärische Gitarrennummer erster Güte.

Obwohl das Album nicht mehr die Aggressivität früherer Werke aufweist sprüht es doch immer noch an vielen Stellen voller Intensität und Dynamik. Man spürt, dass es unter dieser recht ruhigen Oberfläche brodelt und genau diese Spannung macht das Album aus. Mir gefällt „Ki“ sehr gut, vor allem dann, wenn sich Devin auf seine musikalisch/melodischen Stärken verlässt. Man kann gespannt sein, welche Stimmungen er auf den folgenden drei Alben erzeugen wird. „Ki“ ist jedenfalls ein starkes Album, das die richtige Mischung zwischen Härte und Einfühlsamkeit aufweist.

Stephan Schelle, Mai 2009

   

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