Deep Purple -
Infinite Seit nunmehr 15 Jahren ist die Besetzung der Hardrocklegende Deep Purple konstant. In dieser Zeit hatte es das Quintett aber bisher nur auf drei Studioalben gebracht. Das letzte ist mittlerweile auch schon fast vier Jahre her. Am 07.04.2017 wird nun aber das lang erwartete vierte Studiowerk dieser Formation erscheinen. Es trägt den Titel „Infinite“. Mit diesem Titel, frei übersetzt „unendlich“, könnte allerdings mit Blick auf das Alter der Beteiligten von einem letzten Werk ausgegangen werden. |
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Neun
Eigenkompositionen sowie die Coverversion des The Doors-Stückes
„Roadhouse Blues“ finden sich auf dem Silberling, der mit einem schön
gemachten 24seitigen Booklet verziert wurde. Besonders die Fotos der Band
sowie im Innenteil das Foto mit dem Eisberg und den darin stilisierten
Konterfeis der Musiker begeistern (hier kommen sofort Erinnerungen an das
Album „Deep Purple In Rock“ hoch). Da haben der Fotograf Jim Rakete
und das Grafikbüro Dirk Rudolph ganze Arbeit geleistet. Auf
„Infinite“ sind herrliche Rocksongs mit teilweise leichtem
Bluesrockeinschlag zu finden, die an die Glanzzeiten der Band zurückreichen.
Besonders gut gefällt mir, dass die Songs so komponiert wurden, dass Ian
Gillan sich mit seiner wärmer gewordenen Stimme (er kommt aufgrund seines
Alters naturgemäß nicht mehr in die Höhen seiner Blütezeit) bestens
einbringen kann. Die Stücke sind ihm förmlich auf den Leib geschrieben
worden. Auch die Orgelparts von Don Airey sind im Verhältnis zum Vorgänger
leicht ausgeweitet worden, ohne dass die Gitarrenarbeit von Steve Morse
darunter leiden musste. Die Stücke und somit auch das ganze Album wirken
unglaublich homogen und stimmig. Schon
der Opener „Time For Bedlam“, der mit Synthiefläche und mit Vocoder
verfremdeter Stimme beginnt, bringt das Albumartwork und die Musik in
direkten Bezug. Nach wenigen Momenten kommen dann aber die typischen
Sounds und Zutaten ins Spiel, die wir so von Deep Purple lieben und die
Magie, die die Band zu verströmen in der Lage ist, bahnt sich ihren Weg.
Das Don Airey an den Tasten ein richtig Guter ist, das stellt er seit
Jahren unter Beweis. Auf dem neuen Album glaubt man den seligen John Lord
zu hören (was eigentlich ungerecht ist, denn Don imitiert nicht, sondern
spielt seine ganze Klasse aus, indem er äußerst variantenreich agiert).
Ein Top-Einstieg in das Album. „Hip
Boots“ ist ein etwas getragener Song, in dem die Band den Drive eine
kleine Spur rausnimmt. Ein Song der an die 70’er erinnert und mit klasse
Soli bestückt ist. Ohrwurmmäßig schleicht sich dann „All I Got Is
You“ in die Gehörgänge. Ein richtiger Knaller. Mit „The
Surprizing“ gibt es noch einen - für die Band untypischen - atmosphärischen
Song auf dem Album, der eine ungewöhnliche Faszination verströmt und im
Mittelteil fast schon einen symphonischen, soundtrackartigen Part mit
Pianolinie bereithält. Eine schöne Version von „Roadhouse Blues“
(mit Ragtime Piano), bei der die Musiker richtig Spaß gehabt haben müssen
(man höre nur die Zwischenansagen von Ian) beschließt dann dieses
wunderbare Werk. Mit
„Infinite“ ist der Rocklegende Deep Purple ein tolles Alterswerk
gelungen, das aus meiner Sicht noch besser als „Now What?“ ist. Mit
einem derart guten Werk hätte ich in der Tat nicht mehr gerechnet, denn
seit Mitte der 80’er waren sie nicht mehr so gut. Es bleibt zu hoffen,
dass es nicht der letzte Studiooutput der Band ist. Und wenn doch, dann
haben sie am Ende noch mal richtig Klasse bewiesen. Hut ab!!!! Stephan Schelle, April 2017 |
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