Deadsoul Tribe - A Lullaby For The Devil

Deadsoul Tribe - A Lullaby For The Devil
insideout/spv (2007)
(10 Stücke, 53:46 Minuten Spielzeit)

Am 24.08.2007 erscheint unter dem Titel „A Lullaby For The Devil“ das mittlerweile fünfte Album von DeadSoul Tribe. Die Gruppe um den ehemaligen Musiker der Band Psychotic Waltz, Devon Graves (aka Buddy Lackey), hat zwar immer schon eine etwas härtere Gangart angeschlagen, doch auf dem neuen Album haben sie noch mal eine Schüppe draufgelegt. Wieder mit dabei Adel Moustafa (Schlagzeug), Roland Ivenz (Bass) und Rollz Kerschbaumer (Rhythmusgitarre).

Den musikalischen Weg, den sie auf den bisherigen Alben, vor allem den letzten drei, gegangen sind, wollen die vier nun durch die Weiterentwicklung ihres Stiles verlassen und etwas Neues beginnen, wie Devon selbst sagt.


Zehn Songs befinden sich auf dem neuen Album. Los geht es mit „Psychosphere“ das gleich mit der markanten Basslinie, die man von der Band kennt, beginnt. Gitarren flirren und dann setzten Metal mäßige Gitarrenriffs ein, und ab geht die Post. Auch sehr markant ist das trocken gespielte Schlagzeug von Adel. In einer Deathmetal artigen Weise singt Devon den Track. Das hat schon was düsteres, geht ab recht gut ab. Auch mir als nicht Metalfan ist das nicht zu hart. Beim Abschluss dieses Titels, wenn die kurze Pause zum nächsten Song einsetzt, kommt einem die Welt plötzlich so leer und ruhig vor.

„Goodbye City Life“ heißt der nächste Track, der recht verhalten und orchestral anfängt. Das hat was von einem Soundtrack. Posaunen erklingen im Hintergrund, während die Gitarren im Vordergrund kräftig sägen. Wenn dann der Gesang einsetzt, entwickelt sich eine herrliche Ballade, bei der Devons Gesang nur von Akustikgitarre und Klavier begleitet wird. Diese sehr schöne melodiöse balladeske Phase wechselt sich mit den harten Metalriffs und Doomartigem Gesang ab. Beides bildet einen entsprechenden Kontrast zueinander.

Mit „Here Come The Pigs“ geht es dann wieder temporeich weiter, denn die Riffs haben einen ganz schönen Speed drauf. Sehr gut gefällt mir die frickelig gespielte E-Gitarre. Durch die eingewobenen gesprochenen Texte wirkt der Song wie die Untermalung zu einer Dokumentation. Es folgt mit „Lost In You“ eine sehr schöne Midtemponummer mit kraftvollem Refrain, die vor allem durch die Melodie überzeugen kann. Das ist DeadSoul Tribe pur.

„A Stairway To Nowhere“ erinnert mit seinem anfänglichen Rhythmus stark an Peter Gabriel. Sehr schöne sanfte E-Gitarren eröffnen den Track, Dann setzt Devon’s Stimme in einer Art ein, wie man sie von Tim Bowness her kennt. Das Stück klingt dadurch stark nach dem Steve Willson-Projekt No-Man. Ein ausgesprochen guter Song, auch wenn er nicht typisch nach DeadSoul Tribe klingt.

Bei „The Gossamer Strand“ spielt Devon Querflöte während eine Klavierlinie im Hintergrund für Atmosphäre sorgt, was den Titel zunächst in die Richtung von Jethro Tull führt. Die einsetzende E-Gitarre bringt diesen Instrumentaltrack dann in die Nähe von Gitarristen á la Blackmore, Satriani etc. Aber Deadsoul Tribe würzen diesen Track noch mit reichlich druckvollen Gitarren, was ihn dadurch sehr abwechslungsreich macht. „Any Sign At All“ ist dann wieder ein typischer DeadSoul Tribe-Song mit einem hypnotischen Gesang und einer langsam vorantreibenden Basslinie, die vom markanten Schlagzeug begleitet wird.

Mit sanfter Akustikgitarre und einem E-Gitarreneinsatz, wie man ihn von „The Sky Moves Sideways“ von Porcupine Tree her kennt, so startet „Fear“. Dann setzt der Gesang ein, dem technisch einiges an Volumen hinzugefügt wurde, was einem Satzgesang nahe kommt. Was zunächst als beatleske Nummer wirkt, entpuppt sich als guter Rocksong im Midtempo.

Damit jetzt aber keine Langeweile für die Metalfreaks aufkommt, schieben die vier mit „Further Down“ gleich wieder einen Metal-Kracher mit heftigen Gitarrenriffs hinterher. Der Song geht richtig ab.

Das Titelstück haben Devon & Co. an das Ende der CD gesetzt. Es beginnt mit Klavier und Gesang, der zunächst an die etwas balladesken Porcupine Tree erinnert, dann aber schnell in Richtung Metal driftet.

Auch wenn DeadSoul Tribe einen Gang höher geschaltet haben (Haben sie das eigentlich wirklich? An einigen Stellen sicherlich, aber sie sind auf dem Album m. E. eher vielschichtiger als härter geworden) so wird es die Fans doch freuen, dass die markanten Elemente wie Gesang, Bass und trocken gespieltes Schlagzeug als Erkennungszeichen geblieben sind. Devons Stimme zeigt dabei ein weit reichendes Spektrum. Mal klingt er düster, ja sogar diabolisch, dann wiederum schmeichelt er sich mit fast liebevollem Gesang in die Gehörgänge ein. DeadSoul Tribe ist ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Album gelungen, das einige Höhepunkte auch für nicht Metalfans hat. Mir hat das Album vor allem durch seine Vielseitigkeit gefallen.

Die Erstauflage (10.000 Stück) ist, neben den Songs zusätzlich einen Multimediapart mit 4 Live-Akustikstücken, davon 2 Songs von Psychotic Waltz, ausgestattet.

Stephan Schelle, August 2007

Dass Devon Graves' fünfter Deadsoul-Tribe-Streich eine leichte Kursänderung mit sich bringen würde, kündigte der Wahl-Österreicher bereits kurz nach Veröffentlichung des letzten Albums "The Dead Word" an und nun kann man endlich das Ergebnis begutachten. Was hat sich also getan im Hause Graves & Co? Ein paar Veränderungen springen schon beim ersten Hören ins Ohr – so etwa die deutliche härtere Gangart in "Psychosphere" oder "Here Come The Pigs" und das progressiver denn je ausgerichtete "Goodbye City Life" (absolutes Highlight!). Auch das rein instrumentale "The Gossamer Strand", das prinzipiell nichts anderes als ein in epischer Breite aufgeführtes Querflötensolo darstellt, bringt noch mal zusätzliche Abwechslung ins Deadsoul-Tribe-Repertoire.

Trotzdem müssen sich Fans der Combo aber keine Sorgen machen, da genügend "alte" Trademarks nach wie vor vorhanden sind. Allein Devons einzigartige Stimme (auch wenn er seine Gesangslinien heuer teilweise etwas derber schmettert) identifiziert jede der Kompositionen eindeutig als aus dem Hause Graves stammend, und die typischen dominanten Bass-Linien und Gitarren-Licks sind nach wie vor an Bord. Lediglich das auf der letzten Scheibe auf die Spitze getriebene Tribal-Drumming wurde fast gänzlich aus dem Programm genommen.

Wie auch immer: Songs wie das hypnotisch-geheimnisvolle "A Stairway To Nowhere", das treibende "Further Down The Spiral" und die beiden eingängigen "Lost In You" und "Fear" (mit großartigem Refrain) sind typisch genug, um Freunde der Band nicht zu vergraulen und frisch genug, um neue Hörerschichten erschließen zu können. Genau das kann man letztendlich über die gesamte Platte sagen, die unbedingt in ihrer Gesamtheit und mit Geduld erschossen werden sollte – erst dann entfaltet sich ihr kompletter, üppiger Reiz.

Lars Schneider, September 2007

 

   

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