Daymoon –
Cruz Quebrada Daymoon ist eine Band aus Portugal um ihren Leader Fred Lessing. „Cruz Quebrada“ heißt das mittlerweile dritte Album der Band, was soviel wie gebrochenes Kreuz bedeutet und gleichzeitig der Name eines Strandabschnittes eines Lissabonner Vorortes ist. Der Titel hat aber auch noch eine andere Bedeutung, denn Fred Lessing verarbeitet auf diesem Konzeptalbum den Tod seiner Frau Inês, die im Jahr 2012 an Darmkrebs verstorben ist. |
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Neben
Multiinstrumentalist Lessing (Gesang, Gitarren, Bass, Flöte Keyboards,
Percussion, Baroque Recorder, African Xylophon, Anklung, Blues Harp, Field
Recordings) gehören noch André Marques (Schlagzeug, Percussion,
Keyboards, Gesang, Bass, Field Recordings), Bruno Evangelista (Gesang) und
Adriano Pereira (Klarinette) zur Band. Daneben wirkten noch zahlreiche
Gastmusiker mit. Mit
Geräuschen beginnt der Opener, das 2:28minütige „Cruz Quebrada“.
Gesang und Atmosphäre erinnern zunächst an Pink Floyd / Roger Waters,
doch abrupt bricht ein akustisches Gewitter über den Hörer ein, wenn
Fred die Worte „Stop the world, the woman is dead“ spricht. Zum Ende
hin wird das Stück ruhiger und leitet mit einer melancholischen
Melodielinie aus. Das ist ein sehr bedrückender Beginn und macht die
ganze Gewalt, mit der ein derartiges Ereignis in ein Leben brechen kann,
deutlich. Diese zweieinhalb Minuten stellen schon die Essenz Lessing’s
Erfahrung dar. Nach dem ersten Einlegen der CD war ich nicht sicher, ob
ich das weiterhören wollte. Es
folgt „Fish Dissected“, das mit Spinett/Klavier artigen Klängen
beginnt. Anfangs ist dieser Track noch recht harmonisch/melancholisch und
geht in einen kurzen Teil über, der gar an Mike Oldfield erinnert. Doch
sobald dann die Klarinette einsetzt wird es verschroben und leicht schräg.
Man hat das Gefühl als würde hier Rockmusik mit traditioneller
portugiesischer Folklore vermischt. Auch das Arrangement ist jetzt, obwohl
sich der Song nach der Klarinetteneinlage wieder harmonischer zeigt, etwas
konfus. Allerdings wird das genau die Stimmung von Lessing widerspiegeln.
Streicher sind in „Where It Hurts Most“ zu hören. Wehmut sowie eine
Spur Roger Waters machen sich zwischendurch breit. Weiter geht es mit
„Shipwreck“, das einige floydige Momente mit druckvollem Progrock
verbindet. Das anderthalbminütige „Over The Cliff“ ist eine
Soundcollage aus teils sägenden Gitarrenklängen. Es wirkt verstörend.
Lessing scheint hier am Scheideweg gewesen zu sein, an dem er sich
entscheiden muss weiterzuleben und loszulassen. Mit dem nicht leicht
verdaulichen, 15:24minütigen „Thyme“ endet der erste Teil des Album.
Dieser Longtrack ist eine wahre Achterbahn der Gefühle und nicht leicht
verdaulich. Herrliche Passagen, deren Gitarren an Genesis erinnern stehen
im Kontrast zu Noiseartigen, folkloristischen Teilen. Im
zweiten Teil „The River“, dessen neun Stücke nahtlos ineinander übergehen,
werden dann auch die Klangfarben heller und der Gesamteindruck
optimistischer. Verschiedene Instrumente sorgen für unterschiedliche
Stimmungen, die mal in Singer/Songwriter, Folk, Rock mit Pink Floyd und
Roger Waters-Anleihen oder gar jazzige Passagen gehen. Sehr schön ist zum
Beispiel „I, Abraham“. Unterlegt wird das alles mit zahlreichen
Einspielungen, wie Stimmen oder Geräusche, die von Lessing und Marques
aufgenommen wurden. „Cruz
Quebrada“ ist ein intensives Album. das man am Stück hören muss.
Manchmal verstörend, dann wieder proggig und harmonisch, so wechseln sich
die Parts in den Stücken ab. Das Album ist nicht leicht zu konsumieren
und man muss sich darauf einlassen. Ich empfehle zunächst einmal Probe zu
hören. Stephan Schelle, Mai 2016 |
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