Crippled Black Phoenix – White Light Generator

Crippled Black Phoenix – White Light Generator
Green Recordings / Mascot Label Group (2014)
(13 Stücke, 70:55 Minuten Spielzeit)

Die aus dem britischen Bristol stammende Band Crippled Black Phoenix veröffentlicht rechtzeitig zu ihrem zehnjährigen Bandbestehen ihr neuestes Album „White Light Generator“. Crippled Black Phoenix, die seit Jahren in wechselnden Besetzungen mit Ausnahme des festen Bestandteils und Bandgründer Justin Greaves an den Start gehen, haben damit ihren sechsten Longplayer auf dem Markt.


Neben den üblichen Verdächtigen Justin Greaves (Gitarre, Gesang), Mark Furnevall (Keyboard, Gesang), Christian Heilmann (Bass), Ben Wilsker (Schlagzeug), Karl Demata (Gitarre, Gesang) und Daisy Chapman (Keyboard, Gesang) hat sich das Line Up um den neuen Sänger und Gitarristen Daniel Änghede erweitert. Auch Belinda Kordic (die bereits auf den letzten beiden Alben zu hören war und mit Justin Greaves in der Band Se Delan spielt) und Chrissie Caulfield (Violine), die die Band regelmäßig auf ihren Tourneen begleitet, sind als Gastsänger und -musiker wieder mit von der Partie.

Für eine CD eher ungewöhnlich ist das Album in zwei Hälften unterteilt. Die ersten sieben Songs (von denen nur die ersten sechs einen Titel besitzen) sind zur „Black Side“ und die restlichen sechs zur „White Side“ gebündelt worden.

„Ich wollte ein klanglich einfacheres Album machen“, so Bandgründer Justin Greaves. „Gute Songs, die sich mehr um das Gefühl drehen als um musikalisches Können. Ein Album, das auf dem natürlichen Analogsound aufgebaut ist. Wir haben zwar schon immer auf diese Art und Weise gearbeitet, doch dieses Mal haben wir uns noch weniger in die Produktion eingemischt. Ich denke, das Ergebnis ist sehr gut geworden. Wenn Ihr die älteren, weicheren und weniger sauberen Sounds mögt, wird Euch das gefallen.“

Mit dem Opener des neuen Albums, „Sweeter Than You“ führen die Briten den Hörer aber zunächst in die Irre, denn was da aus den Boxen kommt klingt wie eine sanfte Country-Folk-Nummer, die gar nicht typisch ist für die Band, pflegt sie doch ansonsten eher schweren Progressive- und Artrock. Doch schon im zweiten Stück „No! Part 1“, dem direkt „No! Part 2“ folgt, geht die Band wieder im gewohnten Stil zu Werke. Eine hypnotische Pianopassage, die mit ebenso fesselnden aber dezenten Gitarrenklängen verziert ist, packen den Hörer um dann nach einer Minute in die typischen schweren Gitarrensounds und Rhythmen überzugehen. Jetzt ist man vollständig im Soundkosmos der Band gefangen. Atmosphärisch und doch bleischwer lastet der Sound auf dem Hörer. Er lässt sich nicht wegschieben, man bleibt gefangen. Surreal geht es in „Part 2“ mit weiblichen Chorgesängen weiter, die dann aber nach einigen Minuten auch wieder in Crippeld Black Phoenix-Stil umgewandelt werden. Das ist atmosphärischer, alternativer Progressiverock der besonderen Art. In diesem fast zehnminütigen Stück wechseln dann auch schon mal die Rhythmen und Strukturen und enden in einem sehr bedrohlich wirkenden Part. So geht es in der ersten Hälfte weiter. Den Schlusspunkt bildet das Stück „______“, das bedrohliche Drones und eine düstere Erzählerstimme zu bieten hat.

Wesentlich heller, freundlicher und melodischer geht es dann in der zweiten Hälfte, beginnend mit „Northern Comfort“ weiter. Die Gitarren sind nicht mehr so schwer wie im ersten Teil, treiben die Songs aber trotzdem ganz schön voran, so wie man das von der Band gewohnt ist. „Wake Me Up When It’s Time To Sleep“ ist ein zeitlupenartiger Song, der gar Pink Floyd artige Züge aufweist. Das ist berauschend.

Es macht Spaß zwei Seiten von Crippeld Black Phoenix auf einem Album zu genießen. Mit „White Light Generator“ haben sie ein weiteres Meisterwerk des Genres produziert. Man darf gespannt sein, wie sie die neuen Stücke in diesem Jahr auf die Bühne bringen werden. Ein Highlight darunter wird ihr Auftritt in der Balver Höhle beim German Kultrock Festival sein, das ihnen die richtige Kulisse für ihren Sound liefern wird.

Stephan Schelle, Februar 2014

   

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