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Connor
Selby – The Truth Comes Out Eventually
Ein britischer
Troubadour startet weltweit durch Ich hatte bis Mitte Mai 2024 noch nie etwas von dem britischen Barden Connor Selby gehört oder gesehen. Dann eröffnete er aber den zweiten Tag beim 31. Internationalen Blues Festival Schöppingen und überraschte mich. Der etwas schüchtern und introvertiert wirkende junge Barde aus Essex hat schon ein bewegtes Leben an vielen Orten dieses Globus hinter sich und ist ein großer Hoffnungsträger des britischen Blues.
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Connor wurde 2020, 2021
und 2022 bei den UK Blues Awards verdient zum Nachwuchskünstler des
Jahres gewählt und 2025 Traditioneller Blues Artist des Jahres. Außerdem
hat er in seiner kurzen Karriere bereits eine beeindruckende Liste von
Auftrittsorten und Konzerten vorzuweisen. Aber Lobes-Hymnen aus allen
Richtungen ist die eine Seite, die andere ist, was wird tatsächlich
geliefert. Beispielsweise mit dem bei Provogue Records Ende August
erscheinenden dritten Album „The Truth Comes Out Eventually“ von dem
aufstrebenden britischen Troubadour Connor Selby. Es geht lässig und
entspannt mit dem 5-minütigen „Someone“ los, mit punktgenauen Gebläse
und ordentlichen und dichten Hintergrundgesang und ein passgenaues
Gitarren-Solo darf auch nicht fehlen. Zuletzt geht Connor volle Pulle,
zusammen mit der Orgel kreischt er mit Stimme und Gitarre um die Wette.
Connor explodiert förmlich am Mikrofon!! Die Band erinnert mich hier sehr
stark an einige Kompositionen von Jan Hirte’s Blue Ribbon, die
Klangstruktur von Connor‘s Stimme an Stef Rosen. Mit „All Out Of
Luck“ geht es in diesem Stil weiter. Diese beiden mitreißenden Lieder
gleich zur Eröffnung zeigen Connor ganz im Stil eines klassischen Bandführers.
Und das steht ihm, obwohl er noch so jugendlich wirkt, gut zu Gesichte.
Mit der Ballade „The Truth Comes Out Eventually“ wird etwas Tempo
rausgenommen, aber die musikalische Qualität bleibt auf höchsten Niveau. „(I Am) Who I Am“,
ein echt rollender Blues-Rocker mit allen vorbezeichneten Attributen,
Connor zeigt was er an den Gitarren so kann, bleibt aber immer tief im
Gruppengefüge, man hat wieder das Gefühl, hier musiziert eine Big-Band.
Mit „I Won't Be Hard To Find“, einer gefühlvollen
Country-Rock-Ballade, tragen Slide-Gitarre, Orgel, Piano ausgewogen dieses
schöne Lied mit Gänsehautfaktor. Die zweite Hälfte des
Albums „The Truth Comes Out Eventually“ beginnt wieder etwas rockiger
mit „I'll Never Learn“, wir sind damit vom Tempo zurück am Beginn des
Albums. Mit dem ruhigen „Amelia“ nimmt er wieder etwas Tempo raus,
reduziert akustisch Bass und Gitarre und Stimme im Dialog, klasse gemacht,
einfach, gut und schön. Mit „It Hurts To Be In Love“ geht es zurück
in den Big-Band-Modus mit phänomenalen Orgel-Solo. Daran knüpft auch
„What Else Is There To Say“ an, zu Beginn und zum Schluss zwei
Big-Band-Kracher. Zuletzt mit „Songbird“ eine 3-minütige atmosphärische
Ballade im Stil Frau-Mann-Duo, ein echt starker Abschluss. Schon die
Wiederholtaste gedrückt und es geht wieder von vorne los. Ein durchgängig
erwachsenes Rock-Album mit zehn ausdruckstarken Kompositionen, jedes
einzelne Lied hat seinen eigenen Charakter, alles erstklassig produziert
und von einer erfahrenen Mannschaft eingespielt. Vergleiche könnte ich
nun dutzendweise nennen, aber es ist gar nicht nötig. Denn Connor Selby
hat unter seiner schönen Stimme, erinnert an die frühe Zeit von Eric
Clapton als Solist, einen wunderbaren Klangteppich gelegt, der jede seiner
Kompositionen über das gesungene Lied trägt. Auch wenn es abgedroschen
klingt, so könnte Nick Drake heute auch klingen, wenn er seine inneren Kämpfe
überwunden hätte. Denn der Unterschied ist die positive Grundstimmung
dieser zehn Lieder, die sich schon beim ersten Durchlauf in den Gehörgängen
festklammern und sich dort gemütlichen einrichten. Wieder ein starkes
Ausrufezeichen von der britischen Insel. Roland Koch, August 2025 |
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