Circusfolk – Making Faces

Circusfolk – Making Faces
Pretty Little Hairdo Productions (2007)
(8 Stücke, 37:38 Minuten Spielzeit)

In den letzten Jahren hat sich vor allem Skandinavien als Brutstätte guten Prog- und Artrocks entwickelt. Mit der finnischen Band Circusfolk, die sich im Jahr 2004 in Helsinki gründete und nach zwei EP’s im Jahr 2007 ihren ersten Longplayer unter dem Titel „Making Faces“ auf den Markt bringt, erblickt eine weitere junge Band das Licht der Progbühne, die nach eigenen Angaben ihre Wurzeln in Gruppen wie Porcupine Tree, Spock’s Beard, Pink Floyd, King Crimson und Rush haben. Mit „Haven“, mit dem sie einen Wettbewerb bei einem heimischen Radiosender gewannen, öffneten sich die Finnen Türen für weitere Möglichkeiten, die bisher in der Aufnahme von „Making Faces“ ihren Höhepunkt findet.


Das Album wurde in der Formation Ari Honkanen (Gitarre, Gesang), Eevertti Kettunen (Gitarre, Gesang), Pekka Pietarinen (Bass), Daniel Porschen (Schlagzeug) und Chalotta Falenius (Violine) eingespielt. Neben sechs bisher unveröffentlichten Stücken bietet die CD auch noch mit „The Fool“ und „Haven“ zwei Tracks der vorhergehenden EP’s, die sich auf dem aktuellen Silberling in neuen Versionen präsentieren. Die Laufzeiten der acht Stücke liegen zwischen 3:19 und 6:22 Minuten.

„Submarina“ heißt der Opener des Albums, der jedoch aus den Tracks etwas herausfällt. Dieser Titel ist elektronisch und experimentell. Da schweben und flirren aus dem Hintergrund einige Synthiesounds heran, es kommen Geräusche, teils recht bedrohlicher Art dazu, was sich dann zu einer Klangcollage entwickelt. Erst zum Ende hin kommt durch Gitarrenlicks ein Anflug von Struktur in den Track. Diese Gitarrenbearbeitung bildet dann auch den nahtlosen Übergang zum zweiten Stück „If“. Und jetzt entfaltet sich der rockige, mit psychedelischen und proggigen Elementen bespickte Sound der Finnen vor dem Ohr des Hörers. Der Song besticht durch die filigrane Bearbeitung der Instrumente und der vertrackt angelegten Songstruktur.

„Step Away“ ist eine sehr rhythmisch, rockige Nummer mit Melodie- und  Rhythmuswechseln. Streckenweise recht eingängige Passagen wechseln sich mit Breaks ab. In diesem Stück sind dann auch Anleihen an die Vorbilder zu erahnen. Nach diesem recht rockigen Song geht es in „The Fool“ zunächst recht beschaulich zu. Schlagzeug und Violine legen zu Beginn den Klangteppich aus, auf dem dann ein sehr stimmiger und getragener Gesang für Gänsehaut sorgt. Und die Leadgitarre pendelt irgendwo zwischen sägendem Hardrock und Steven Wilsons Stil. Gut gefällt mir auch der Dialog im Mittelteil zwischen E-, Akustikgitarre und Violine, bevor der Song dann an Druck gewinnt. Die sechseinhalbminütige Midtemponummer gehört für mich eindeutig zu den Highlights des Albums.

„Where In The Outside In“ ist ein Stück, das zunächst mit Disharmonien spielt und etwas von King Crimson (ist nicht meine Baustelle) hat. Mit dem fast fünfminütigen „Haven“ kommt dann schon eher wieder etwas für mich, denn dieses Stück weist Ähnlichkeiten zu „The Fool“ auf. Violine, eine schöne Melodielinie und harmonischer Gesang machen aus diesem Stück wieder etwas Besonderes. „Haven“ ist für mich das zweite Highlight des Albums, vor allem wenn das Stück nach gut zwei Minuten an Fahrt gewinnt. Bei diesem Titel treten aufgrund der Rhythmusbreaks auch Ähnlichkeiten zu den deutschen Sieges Even zu Tage.

Bei „Rhubarbed Wire“ verarbeiten die Finnen Rush-ähnliche Sounds und auch die Gitarrenarbeit erinnert an einigen Stellen wieder an die deutsche Formation Sieges Even. Mit dem balladesken „Strangers“ schließt dann die CD. Hier kommen dann retromäßige Hammondsounds zum Einsatz.

„Making Faces“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album, bei dem vor allem die beiden Stücke „The Fool“ und „Haven“ herausstechen. Wegen dieser beiden Stücke lohnt sich meines Erachtens die Anschaffung. Ob die Versionen der Stücke so unterschiedlich zu den EP’s sind, kann ich allerdings nicht sagen. Das Album hat, wie gesagt seine Stärken, aber auch mit „Submarina“ und der Stilvielfalt, bei der aus meiner Sicht irgendwie der rote Faden verloren geht, so seine Tücken. Am besten man beschafft sich über die Bandeigene Seite www.myspace.com/circusfolkband einige Eindrücke, denn dort kann man sich einige der Songs anhören.

Stephan Schelle, Februar 2008

   

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