Cast - Vigesimus
Progressive Promotion Records (2021)

(10 Stücke, 76:43 Minuten Spielzeit)

Die aus Mexiko stammende Band Cast gründete sich bereits vor 43 Jahren. Seither sind 16 Studioalben und zahlreiche Livemitschnitte veröffentlicht worden. Im Jahr 2017 fand die Band mit Progressive Promotion Records ein neues Label. Die erste Veröffentlichung war dort das Album „Power And Outcome“. Am 05.03.2021 folgt nun das nächste Studioalbum beim deutschen Label. Es trägt den Titel „Vigesimus“.


Das internationale Band-LineUp, bestehend aus Musikern mit Wohnsitz in Mexiko, Chile und Italien hat sich nicht verändert und so hat die Band das Album in der Besetzung Alfonso Vidales (Keyboards), Claudio Cordero (Gitarre), Roberto Izzo (Violine), Carlos Humarán (Bass), Antonio Bringas (Schlagzeug), Bobby Vidales (Gesang) und Lupita Acuña (Gesang) eingespielt. Das Cast mit zwei Sängern (einer männlichen und einer weiblichen Gesangsstimme) agieren, macht die Songs umso faszinierender. Beide Stimmen ergänzen sich hervorragend ob abwechselnd oder im Chor.

Die CD erscheint in einem vierseitigen Digipack und enthält ein zwölfseitiges Booklet in dem alle Songtexte abgedruckt sind. Zehn Stücke sind auf dem randvollen Album zu finden, deren Laufzeiten zwischen 5:16 und 10:44 Minuten Spielzeit liegen. Allein vier Stücke knabbern an oder überschreiten dabei die Zehn-Minuten-Marke.

Das Album beginnt mit dem 5:31minütigen Instrumental „Ortni“ in einem bombastischen, wuchtigen Stil. Fette Riffs und stakkatoartiges Schlagzeug empfängt den Hörer als erstes. Grandios, was das Septett in dieser eröffnenden Ouvertüre bietet. Nach wenigen Momenten treffen die druckvollen metalartigen Gitarrenriffs und Schlagzeugrhythmen auf voluminöse, symphonische Keyboardpassagen. In den ruhigeren Momenten kommt eine von Claudio Cordero gespielte Akustikgitarre auf, die filigran gespielt wird. Teilweise fegt er in unglaublichem Tempo darüber. Dann fügt Roberto Izzo noch einen Violinensolo hinzu. Das ist ein Beginn, der einem im wahrsten Sinne des Wortes die Schuhe auszieht. Ich bin auch nach mehrfachem Hören immer noch hin und weg.

Nahtlos schließt sich dann der erste Song „Black Ashes And Black Boxes“ (6:18 Minuten) an, übernimmt die Stimmung des Openers und macht daraus ein explosives Prog-Gemisch mit leichtem Folkrock-Anstrich. Hier zeigt sich erstmals die sehr gute Kombination aus beiden Gesangsstimmen.

Durchatmen kann man dann im nächsten Song, dem 9:43minütigen „The Unknown Wise Advis“, bei dem Cast zunächst das Tempo und den Druck rausnehmen. Der Song beginnt zunächst als Midtemponummer und steigert sich dann aber im weiteren Verlauf. Nach zwei Minuten kommt ein unwiderstehlicher Rhythmus auf, der dem Sound noch mehr Volumen verleiht. Roberto Izzo’s Violine sorgt darüber hinaus für einen etwas mediterranen Touch. Dieser, wie auch die anderen Songs sind außerdem von herrlichen Soli durchzogen.

Das 5:16minütige Instrumental „Maley“ wurden neben den symphonischen Synthies metalartige Gitarrenriffs sowie ein teils stakkatoartiges Schlagzeug spendiert und das Ganze mit leicht jazzigen Elementen gewürzt. Hier glänzen alle an ihren Instrumenten. Die restlichen Stücke werden von Cast in qualitativ gleicher Form fortgeführt.

Die Stücke auf „Vigesimus“ haben keine Schwachpunkte, sondern fesseln vom ersten Ton an. Was zum einen an den Kompositionen liegt. Zum anderen sind es aber auch die beteiligten Musiker die traumwandlerisch zusammenwirken oder solieren sowie der transparente und fette Sound. Neben der technischen Finesse weisen die Songs zudem auch Herz und Seele auf. Wenn ein Album in dieser Qualität vier Jahre Zeit braucht, dann ist jede Minute richtig investiert und macht das Warten erträglich.

Das Album „Vigesimus“ besticht durch tolle Songs und einen druckvollen, fetten Sound, den man sich in voller Lautstärke oder den Kopfhörer gönnen sollte. Damit ist der Band Cast um ihren Mastermind Alfonso Vidales ein grandioses Progrockwerk gelungen, das qualitativ an seinen Vorgänger anschließt. Den symphonischen Prog haben sie auf dem neuesten Output um metalartige Riffs und Schlagzeugkaskaden erweitert. Roberto Izzo’s Violinenspiel verleiht dem Sound darüber hinaus die gewisse Würze und Eigenständigkeit. „Vigesimus“ ist eine absolute Empfehlung, die das Herz der Proggies höher schlagen lässt.

Stephan Schelle, März 2021

   

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