Buchwald - Escape From What Life Is
Sireena Records / Broken Silence (2023)

(9 Stücke, 37:00 Minuten Spielzeit)

Buchwald nennt sich das Soloprojekt von Gitarrist, Songschreiber und musikalischem Kopf der Post-Punk- und Dark-Wave-Band Remain In Silence, Andreas Buchwald. Er hat sein erstes Soloalbum eingespielt, das den Titel „Escape From What Life Is“ trägt und am 28.04.2023 beim deutschen Label Sireena Records erschienen ist. 


Die neun Tracks des Albums sind Stationen einer Reise durch die Dämmerung, bei der ungewiss ist, ob sie in den Tag oder in die Nacht übergeht. Sie spiegeln eine Phase einschneidender persönlicher Erfahrungen im Leben von Buchwald wider. Sie handeln von Vergänglichkeit, Verlust, Aufbruch und der Kraft der Imagination.

Die CD erscheint in einem vierseitigen Papersleeve und enthält ein zwölfseitiges Booklet mit allen Texten.

Das Album startet mit dem Song „What Colour Has Your Pain?“, das auf die elektronische New-Wave-Tradition verweist. Der Song hat was von Depeche Mode & Co., ist aber eine Spur düsterer und Buchwalds Stimme ist hier verfremdet. Im Refrain wird dann die Dynamik angezogen. Ein mysteriöser, melodischer Track.

Das folgende „Rituals“ hat eine mysteriöse Rhythmik, die laut Pressetext an Voodooklänge erinnert. Das ist spannend und auch Buchwald passt hier seinen Gesang an, der in einen spannungsgeladenen Sprechgesang mündet. Ebenfalls ein mysteriöses Bild zeichnet der Song „Dark Clouds“, der darüber hinaus eine düstere Ausstrahlung versprüht.

Mit minimalistischen elektronischen Sounds beginnt dann das Stück „Nightbird“. Orgelklänge, eine reduzierte Rhythmik und „nackter“ Gesang bauen mit ihrer Reduziertheit doch eine gewisse Dynamik und Spannung auf. Recht rockig wirkt dagegen das Instrumental „Corridor“ und fällt damit ein wenig aus dem Rahmen.

Es folgt das 2:17minütige „Artefacts“. Über einem herzrasend schnellen Rhythmus schwebt eine geisterhafte Melodie und bildet den Soundtrack zu einer Selbsterkenntnis, in dem alle Gewissheiten zu schwinden scheinen und der Abgrund nur einen Schritt entfernt zu sein scheint, performt von einem ungewöhnlichen Gastsprecher: „Big G“ Perrineau von der britischen Disco-Band Eruption. So beschreibt es der Pressetext und das trifft es auch sehr gut.

Rauschende und wabernde elektronische Klänge, die sich wie Maschinen anhören, starten in das Stück „Slow Poison“. Dann setzt ein Schlagzeugrhythmus ein und es kommt wieder diese elektronische New-Wave-Stimmung auf, die mit industriellen Klängen verwoben wird. Das sehr ruhige und nur von Piano- und Keyboardklängen (nach einigen Minuten auch mit Streichersounds) untermalte „Neverland“ wirkt melancholisch und nostalgisch. Das Ende stellt dann der Titeltrack des Albums dar, der weitaus heller und hoffnungsvoller klingt, als die Stücke zuvor. Das ist auch gleich das Highlight des Albums, das durch eine sehr eingängige Melodie glänzt.

Andreas Buchwald, der unter seinem Nachnamen sein erstes Soloalbum unter dem Titel „Escape From What Life Is“ herausgebracht hat, ist ein facettenreiches, dunkel schillerndes Werk gelungen, bei dem die Sounds und der Gesang für Intensität sorgen.

Stephan Schelle, Mai 2023

   

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