Broach – My Darkest Hour

Broach – My Darkest Hour
Rockport Records / Rough Trade (2012)
(11 Stücke, 40:52 Minuten Spielzeit)

„My Darkest Hour“ heißt das Debütalbum einer neuen Band bestehend aus fünf jungen Musikern, die sich den Namen Broach gegeben haben. Hört man das Album, dann ist man zunächst von seiner Reife und und Ausgefeiltheit überrascht. Der Pressetext sagt dazu: Sie klingen nach ausverkauften Open-Air-Festivals und Stadionkonzerten! Nach feinstem und höchst radiokompatiblem Rock US-amerikanischer Prägung. Nach umjubelten Clubkonzerten in L.A. Nach Kraft, Willen und Überzeugung. Kurzum: Sie klingen nach Erfolg! Aber, ob man es glaubt oder nicht: Broach rocken den Chiemgau!


Jawohl, Andi Kofler (Gesang), Daniel Beutel (Gitarre), Sebastian Reiter (Gitarre), Stefan Haider (Bass) und Tabias Beutel (Schlagzeug) kommen aus Süddeutschland, aus einer Region, die von Volksmusik mit Schunkeleinlagen geprägt ist. Eine Region, in der man Weißwurst und Brezeln erwartet und jetzt Rock vom Feinsten aufgetischt bekommt.

Zehn Stücke mit Laufzeiten zwischen 2:57 und 4:40 sowie ein 40sekündiges Intro zeigen, dass sich das süddeutsche Quintett nicht lange bei der Vorrede aufhält. Mit dem sehr schön gemachten „Intro“, das klingt, als würde man mit einem Radio einen Sender mit guter Musik suchen,  starten die Jungs in ihr Debütalbum. Nachdem die richtigen Klänge (ein Gitarrenlauf) gefunden sind, legen Broach mit „Awake“ mächtig los. Sofort knallen sie dem Hörer eine mächtige Wand aus Gitarren und Schlagzeug um die Ohren. Dann setzt Andi’s Gesang im Metalstil ein. Das klingt unglaublich reif und professionell. Andi rotzt seinen Text raus wie ein „Alter“. Schon dieser erste Song ist sehr einnehmend und hält gefangen. Das liegt vor allem an der intelligenten Art, wie die Jungs ihre Instrumente einsetzen.

Dass Andi es auch ganz anders kann, zeigt er im folgenden, kraftvollen „Falling“, das eine Mischung aus Metal, Grunge und Independent ist. Das die Jungs mit Punk angefangen haben ist nicht mehr zu erkennen, dazu sind die Stücke zu melodisch und ausgereift. Zu den Vorbildern der jungen Musiker zählen Bands wie Nickelback, Creed und Godsmack. Aber auch Pop und Pop-Rock haben sie beeinflusst. Andi’s Stimme wandelt sich in diesem Stück, so als wären zwei Sänger an den Mikros. Und das macht er wirklich spielerisch, während seine Mitstreiter den musikalischen Unterboden traumwandlerisch bereiten.

Noch eine Spur gesetzter geht es dann im Song „Raining“, der auch als erstes aus dem Album als Single ausgekoppelt wird, zu. Der Song hat eine eingängige Melodie, die sich auch durch Andi’s Gesang sehr schnell im Ohr festsetzt. Ein toller Song der - entgegen den ersten Songs - kommerzieller klingt. Nach diesem eingängigen Stück geht es wieder treibend und druckvoll im nächsten Track „Breakdown“ zur Sache. Der Song strotzt nur so vor Energie, die man als Hörer vor den Boxen förmlich vibrieren spürt. „Last Dance“ ist dann noch eine leichtere Nummer mit Akustikgitarre, die im Refrain aber von voluminösen Metalgitarren abgelöst wird. Diese Kombination geht ebenfalls gut ins Ohr und macht einfach nur Spaß. Und auch „Broken“ vermittelt eine sehr einfühlsame Stimmung, bei der dieses Mal aber die Metalelemente im Schrank bleiben.

Und dann haben die Bayern noch eine Coverversion im Gepäck, die wirklich gelungen ist. So kraftvoll hat Phil Collins’ „In The Air Tonight“ noch nie geklungen. Broach ist eine wirklich klasse Version geglückt, die die Grundmelodie erhalten hat, aber durch den Metalrhythmus und die harten Gitarren ein ganz neues Gesicht bekommt, das dem Song wirklich gut zu Gesicht steht.

Der Pressetext verspricht in der Tat nicht zuviel, denn das Debütalbum von Broach lässt wirklich aufhorchen, präsentiert sich doch hier eine Band aus fünf jungen Musikern, die wissen was und wo sie hinwollen. Broach haben das Potenzial ganz groß raus zu kommen, das ist auf „My Darkest Hour“ klar zu hören. Diesen Namen sollte man sich merken und das Album unbedingt antesten. Ich persönlich bin sehr gespannt, wie es mit diesem süddeutschen Fünfer weitergeht. Tolles Album !!!

Stephan Schelle, Februar 2012

   

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