b.o.s.c.h. - einsam

b.o.s.c.h. - einsam
Major Records / ALIVE (2010)
(13 Stücke, 62:38 Minuten Spielzeit)

Das Kai (Programmierung, Synthesizer, Gesang) und Lutz (Gitarre) – die Gründungsmitglieder des Projektes - unter anderem von Bands wie The Prodigy, Front Line Assembly, Killing Joke, Kraftwerk, Nitzer Ebb und Rammstein beeinflusst sind, kann man schon nach den ersten Tönen des Debütalbums „Einsam“ von b.o.s.c.h. erkennen. Bereits 2006 gegründet, legen die beiden jedoch erst im Jahr 2010 ihr Debüt vor, bei dem mit Loz (Schlagzeug, Samples Keyboards), Diggie (Bass) und Max (Gesang) drei weitere Musiker zur Band gestoßen sind.


Eigentlich wurde b.o.s.c.h. vor vier Jahren als reines Spaßprojekt gegründet, ohne einen Anspruch auf Professionalität zu stellen. Das ist allerdings in keinster Form zu spüren, ganz im Gegenteil. Kompromisslos gehen die Protagonisten bei ihrer Musik vor, die eine Mischung aus elektronischen, Computer generierten Sounds und knallhartem Schlagzeugrhythmus mit Gitarren sowie einem fast Doomartigen Gesang darstellt. Dabei ist es vor allem die brachiale Wucht, die sie in die Nähe zu Acts wie Rammstein bringt.

Los geht es mit dem Kracher „Soweit“, bei dem kaum Luft zum atmen bleibt. Das hat einiges, was auch bei Rammstein durchscheint. Während in „Soweit“ in englisch gesungen wurde, geht es im zweiten Track „God“ vornehmlich auf deutsch weiter. Sehr elektronisch ist der Track, bei dem kraftvoller, teils heftiger Gesang im Gegensatz zur Musik steht.

In „Einsam“ schreit Max seinen Text raus und wieder hab ich das Gefühl, als würde ich die brennenden Bühnen von Rammstein sehen. Nach diesen ersten heftigen Songs geht es in „Mehr“ recht elektronisch zu. Ein pulsierender Sequenzerrhythmus gibt den Rhythmus vor. Düstere Gesangslinien und brachiale Gitarrenriffs stehen hier im Kontrast zu den tollen Sequenzen, bilden dadurch aber eine inspirierende, faszinierende Sogwirkung. Fast wie ein Punksong mit einem Speedrhythmus kommt „Schmerz“ rüber.

Sehr abwechslungsreich geht es hier, trotz der ähnlichen Zusammenstellung verschiedner Stile zu, denn in „Neon“ kommen wieder die typischen Ingredienzien von Industrial, Metal, Gothic und Rock zusammen, die auch bei Rammstein zu finden sind. Und in diesem Stil geht es auf dem Album weiter. Der letzte fast zehnminütige Hidden-Track (auf der CD sind 12 Titel angegeben, es gibt aber ein 13. Stück) ist allerdings wieder so eine Unart, die sich bei manchen Bands auftut. Er beginnt mit fast vier Minuten Stille. Da frage ich mich immer, was soll das? Wer hat Lust so lange zu warten, bis die nächsten Töne erklingen?

An meiner Beschreibung einiger Titel kann man schon ablesen, dass die Nähe zu Rammstein wirklich frappierend ist. Allerdings sorgen weitere stilistische Elemente dafür, dass hier ein eigenständiges Produkt entstanden ist. Wer aber auf Musik von Rammstein steht, der ist hier genau richtig.

Stephan Schelle, Mai 2010

   

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