Boogie Belgique - Machine
Boogie Belgique Records / PIAS (2022)

(12 Stücke, 56:54 Minuten Spielzeit)

Boogie Belgique nennt sich eine in 2012 von Oswald Cromheecke gegründete belgische Band. Ergänzt wurde das Projekt im Laufe der Jahre durch Emily Van Overstraeten, Cedric Van Overstraeten, Aiko Devriendt, Ambroos De Schepper und Martijn Van Den Broek. Der Sound von Boogie Belgique ist eine Mischung aus elektronischer Musik und Jazz, mit Anklängen an Bonobo, Wax Tailor und Quantic. Die Musik variiert zwischen entspannenden, intimen Stimmungen und energiegeladenen, tanzbaren Grooves. Die Musik von Boogie Belgique ist geprägt von Melancholie, Vintage-Samples und Big-Band-Live-Atmosphäre.


„Machine“ ist das mittlerweile sechste Album der Band. Das Album zieht musikalisch und politisch eine Parallele zu den 1930er Jahren. Der Sound des Albums ist eine Hommage an die des Jahrzehnts von Croonern, Big Bands und Swing. Die Band setzt dieses Konzept in ihrem Highlight „Wonder“ um, einem modernen Crooner-Song, der von Harold Orlobs Hit „I Wonder Who’s Kissing You Now“ beeinflusst ist. Ähnliches gilt für den Song „Fly“. Neben diesen Songs, die an die 30er Jahre erinnern und mit modernen Sounds und Rhythmen versehen sind, sind die restlichen Stücke von tanzbaren Beats bestimmt, die ein ums andere Mal auch an Acts wie Daft Punk erinnern, sich aber wesentlich rauer darstellen. Es finden sich sowohl Instrumentalstücke wie auch gesungene Songs auf dem Album.

Boogie Belgique warnt seine Hörer vor gefallenen Königreichen („Tales of Old“) und den Gefahren ihres immer weiterwachsenden Konsums in der heutigen Zeit („Risk“). Ob in der Boogieman-Ikone der Band oder in Songs wie „Mercury“ (benannt nach einem Himmelskörper, der seinen Planetenstatus verloren hat), Boogie Belgique kehrt immer wieder zu diesen Themen zurück: Sehnsucht nach einer vergangenen Ära, urbaner Verfall, öffentliches Unbehagen und in Ungnade gefallene Gesellschaften.

Die Nähe zu Daft Punk wird im funkigen Opener „Avenoir“ schon deutlich, das zwar noch recht beschaulich mit Keyboards und Gesang beginnt, aber sobald nach 0:50 Minuten der Rhythmus einsetzt und eine funkige Gitarre sich hinzugesellt, wird es sehr tanzbar. Das verströmt eine tolle Atmo. Auch die eingesetzten Bläsersounds, die eine Distanz zu Daft Punk herstellen, sorgen für den besonderen Reiz und einen leicht jazzigen Unterton. Ein hypnotischer Einstieg in das Album.

„Pepper’s Ghost” beginnt ebenfalls recht ruhig, kommt aber schon nach 0:20 Minuten zu einem funkigen Beat mit herrlichen Bläsersätzen. Das hat ähnliches Flair wie der Eröffnungstrack. Mit „Wonder” kommt dann der erste Song, der an die 30‘er Jahre angelehnt ist. Hier klingt der Gesang wie aus diesem Zeitalter und auch die anfänglichen Bläser und Keyboardklänge unterstreichen dies zunächst. Nach etwas mehr als einer halben Minute kommt aber zusätzlich ein dubbartiger Beat auf, er den Track ins Hier und Jetzt transformiert, ohne den Charme der 30‘er zu vernachlässigen.

Der Beginn von „Risk“ feat. Yassin Joris hat durch die Streichersounds etwas von einem James Bond-Titeltrack. Neben poppig/jazzigen Klanglandschaften besitzt der Song aber eine weitere Strahlkraft. Ein klasse Song. Auch der Beginn des folgenden „Tales Of Gold“ könnte aus meiner Sicht einen guten Bond-Soundtrack darstellen.

Nach Spieluhrartigem Beginn und leichtem Rauschen, das an das Abspielen einer alten Vinylscheibe erinnert, treffen wieder tanzbare Beats auf leicht jazzige Bläsersounds. Dann kommt ein sanfter Gesang auf der das Ganze in sanfte Popgefilde gleitet, die wieder einen leicht nostalgischen Touch besitzen, bis dann nach etwa zweieinhalb Minuten dieser unwiderstehlich/funkige Beat/Gitarrenpart einsetzt.

Im Song „Fly“ fühlt man sich durch den Gesang zu Beginn wieder in die 30’er Jahre versetzt um im nächsten Moment durch die funkige Gitarre und dem tanzbaren Beat erneut eine Prise Daft Punk zu bekommen. Und doch klingt der Track sehr eigenständig. In dem Stück „Admiral“ kommen dann Reggae bzw. Ska-Rhythmen auf, die mit orchestralen Synthklängen vermischt werden und einen ganz besonderen Reiz verströmen. Das abschließende Titelstück verströmt zu Beginn recht unterkühlte, maschinelle Sounds um dann aber wenig später wieder recht funky mit jazzigen Elementen fortgesetzt zu werden.

Die Band Boogie Belgique hat mit „Machine“ ein außergewöhnliches Album veröffentlicht, das zwischen 30’er Jahre Sounds, melodischem Jazz, Pop und Funk mit Anleihen an Daft Punk hin- und herpendelt. Eine gelungene Mischung, die Spaß macht.

Stephan Schelle, November 2022

   

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