Blind Ego – Liquid Live
Gentle Art Of Music / Soulfood (2017)
(10 Stücke, 73:48 Minuten Spielzeit)

Blind Ego ist bekanntlich das Projekt von RPWL-Gitarrist Kalle Wallner. Insgesamt drei Alben hat er mit dieser Band, die in unterschiedlichen Formationen eingespielt wurden, bisher veröffentlicht. In 2017 sind Blind Ego dann in der Besetzung Kalle Wallner (Gitarre), Scott Balaban von Amon Ra (Gesang), Dante-Mitglied Julian Kellner (Gitarre), Sylvan Bassist Sebastian Harnack und ex-Dreamscape-Schlagzeuger Michael Christoph auf Tour gegangen um das neuestes Werk, „Liquid“, live auf die Bühnen unseres Landes zu bringen.

Mit diesen Musikern hat Wallner die perfekte Formation für die Liveumsetzung seiner Stücke gefunden. Das haben sie beispielsweise eindrucksvoll im Sommer 2017 auch beim Night Of The Prog-Festival auf der Loreley bewiesen, bei dem sie in dieser Verfassung eine Headlinerstellung verdient hätten.

Alle die dort waren und alle die es leider versäumt haben können sich ab dem 10.11.2017 im heimischen Wohnzimmer von der Liverperformance dieser Band überzeugen, denn Gentle Art Of Music veröffentlicht dann „Liquid Live“, das neben einer CD mit dem Mitschnitt der Loreley auch noch eine DVD mit einem Livekonzert aus Hamburg enthält. Mir lag zur Besprechung die Promoversion vor, in der nur die CD zu finden war.

Das Cover zeigt Kalle Wallner an der Gitarre, auf den eine Wasserfontäne zurollt. Und Vorsicht ist wirklich geboten, denn wenn man „Liquid Live“ auf einer Anlage mit guten Boxen abspielt, dann überrollt einen förmlich die Kraft dieses Livekonzertes wie eine Welle, da passt das Cover perfekt.

Fast das komplette Loreley-Konzert wurde auf den Silberling gepackt. Nur „What If“ fehlt. Allein sieben der zehn Songs sind vom aktuellen „Liquid“-Album, das bis auf zwei Stücke vertreten ist.

Kalle und Co. legten bei ihrem Auftritt gleich mächtig los und starteten mit „A Place In The Sun“ ein fulminantes Konzert, das auch vor dem heimischen Lautsprecher gefangen nimmt. Introartig beginnt der Track und es wird hier schon deutlich, dass die Zuschauerreaktionen perfekt aufgenommen und mit in die Stücke eingebunden wurden, was den Livecharakter merklich erhöht und streckenweise zur Gänsehaut führt. Beim Hören wird man schlagartig wieder auf den Felsen hoch über dem Rhein katapultiert und erlebt diese magische Atmosphäre erneut.

Bestens aufgelegte Musiker und eine hervorragende Setlist, die nur so vor mitreißenden Songs strotze und mit umwerfenden Soli aller Beteiligten durchzogen war, machten dieses Konzert und jetzt diese CD einzigartig. Die ganze Kraft die Kalle mit seinen Mitstreitern auf der Loreley verbreiteten kommt auch auf der CD rüber. Man spürt förmlich wie die Band über die Zuschauer hinwegrollt und sie mit auf einen energetischen Trip nimmt.

Scott Balaban zeigte sich während des Auftrittes als perfekter Frontmann und Rampensau, der mit dem Publikum interagierte und die Fäden in der Hand hielt. Das kann man auch auf der CD hören. Auch bei dem Stück „Blackened“, das im Original von Subsignal Sänger Arno Menses gesungenen wird macht er eine super Figur. Daneben glänzte neben Kalle der Dante-Gitarrist Julian Kellner durch wunderbare Soli. Und auch die Rhythmussektion aus Sylvan-Basser Sebastian Harnack und Schlagzeuger Michael Christoph standen dem in Nichts nach.

Dieses Livealbum ist atemberaubend und ein Pflichtkauf für alle Fans von Blind Ego und melodischem Prog mit Metalelementen. In dieser Verfassung sollten Kalle & Co. in der ersten Liga spielen. Es ist zu hoffen, dass sie mit diesem Statement durchstarten. Live sind sie wieder im Frühjahr 2018 zu sehen. Meine Empfehlung: unbedingt hingehen.

Stephan Schelle, Oktober 2017