Blacksmith Tales – Pathway To Hamlet’s Mill
Aereostella / Immaginifica (2024)

(8 Stücke, 45:46 Minuten Spielzeit)

Blacksmith Tales ist ein italienisches Sextett, bestehend aus Stefano Sbrignadello (Lead- und Backgroundgesang), Beatrice Demori (Lead- und Backgroundgesang), Marco Falanga (Gitarre, Bass), Simone Morettin (Schlagzeug), Luca Zanon (Piano, Moog, Hammondorgel, Synthesizer) und Davide Del Fabro (Piano, Backgroundgesang). Im Herbst 2024 ist ihr zweites Album herausgekommen, das den Titel „Pathway To Hamlet’s Mill“ trägt.


„Die Wurzeln des Projekts Blacksmith Tales liegen in den 1990er Jahren, als ich bereits auf dem Klavier die Grundlagen für fast alle Tracks geschrieben hatte, die das Konzept des ersten Albums „The Dark Presence“ ausmachen, inspiriert von den zahlreichen Lesungen jener Zeit“: sagt David Del Fabro, der eine Zeit lang in Coverbands von Rush, Genesis, Pink Floyd, Kansas, Gentle Giant spielte. Nach Jahren der Untätigkeit kam der Anstoß, die Songs zu fixieren und aufzunehmen, woraufhin sich David an Luca Zanon für eine mögliche Zusammenarbeit wandte und sofort Begeisterung erntete. Unter Einbeziehung einiger guter Musiker, mit denen er zusammenarbeitet, wurde so Blacksmith Tales geboren. Der Name ist eines von Davids Lieblings-Wortspielen, das allerdings von Luca erfunden wurde, der mit seinem Nachnamen Del Fabro spielt: Blacksmith bedeutet genau genommen Schmied.

Drei Jahre nach ihrem Debüt „The Dark Presence“, ist „Pathway To Hamlet's Mill“ das zweite Album der Gruppe um David Del Fabro, der wie schon beim Vorgänger für Konzept, Musik und Texte verantwortlich zeichnet. Thema und Leitmotiv des Albums ist das Buch Hamlet's Mill von Giorgio de Santillana und Hertha von Dechend, das sich auf revolutionäre Weise mit dem Mythos als einer Form der Bewahrung des Wissens der Alten und der Struktur der Zeit beschäftigt. Eine Zeit, die nicht mehr linear und folgerichtig ist, sondern von Zyklen und Todesfällen geprägt ist, die in den Himmel geschrieben sind („Dance To The Stars“), in einen Strudel, der sich um sich selbst dreht und die Zeit zermahlt („Key To The Temple“). Die Reise von „The Dark Presence“ geht weiter, mit starken Verbindungen zur Kultur des alten Ägypten, die mit neuen Nuancen und Bedeutungen angereichert wird. Jedes Stück, mit Ausnahme von „Interlude“, wird von einem kurzen Zitat begleitet, das als Einleitung dient und den Schlüssel zum Lesen und Interpretieren des Textes liefert. Eine interessante Neuheit stellt die auf Italienisch gesungene Ballade „C'è casa a trenta miglia“ dar, in der sich die melancholischen Erinnerungen des Autors an eine Kindheit, die nicht mehr zurückkehren kann, mit einer Vision einer möglichen Zukunft verbinden.

Das längste Stück, das neunminütige „Hamlet's Mill Overture“ eröffnet das Album der italienischen Band. Schon nach wenigen Momenten zeigt sich in welche Richtung das Album geht, nämlich in den Progressive Rock, der sowohl druckvolle wie auch Neo-Prog-Anteile besitzt. Hier wird das Stück zunächst vom Schlagzeug und Bass nach vorn getrieben, während Keyboard und Gitarren für den melodiösen Part sorgen. Das ist schon mal ein klasse instrumentaler Einstig in den Song, bei dem nach etwas mehr als vier Minuten dann der Gesang einsetzt, der recht heavy klingt und eine weitere Note ins Spiel bringt. Das Stück wird dann am Ende durch ein Keyboardsolo, das rhythmisch unterlegt ist, abgerundet.

Satzgesang und Violinenartige Klänge eröffnen dann „Key To The Temple“. Hier mischen sich hardrockige Klänge mit sanfteren, teils symphonischen und folkartigen Parts. Beatrice Demori bringt mit ihrer weiblichen Gesangsstimme dann noch einen Kontrapunkt zum druckvollen Gesang von Stefano Sbrignadello. Das besitzt auch eine leichte Metal-Note.

„C'è Casa a 30 Miglia“ ist ein balladeskes Stück, das mit perlenden Klängen und einem schönen Gitarrenpart beginnt. Während die anderen Stücke auf Englisch gesungen werden, interpretieren Blacksmith Tales diesen sanften und verträumten Song in ihrer Landessprache. Die beiden Gesangsstimmen ergänzen sich dabei sehr gut.

Spinett- und Pianoklänge starten dann den nächsten Song „The Flame Within“. Schnell wechselt das Ganze aber in einen proggigen Hardrockpart. Die Orgel bietet darüber hinaus 70’er-Jahre-Feeling. Ein gut ausgestaltetes Stück, das melodisch und druckvoll mit herrlichen Soli aufwartet. Dabei kommt auch wieder Hardrock in den proggigen Sound. Im Mittelteil steigert sich Beatrice‘ Gesang in sakrale Höhen. Sehr gut präsentiert sich auch der Instrumentalteil in der zweiten Hälfte.

Mit „Interlude: a Guide Through The Path“ kommt dann ein nur gut anderthalbminütiges Zwischenspiel. Das verträumte Stück wird vom Keyboard mit Pianoartigen Klängen dominiert.

Nach diesem sanften Zwischenspiel geht es in „Descent of God“ wieder mit proggigen und teils metalartigen Sounds weiter. Das geht zunächst recht druckvoll los. Stefano Sbrignadello interpretiert den Text mit einer ausdrucksstarken Gesangsstimme während im Refrain dann auch Beatrice in einen Chorgesang mit ihrem Gesangspartner einsteigt. Mit überzeugenden, fesselnden Instrumentalpassagen glänzt das Stück im weiteren Verlauf.

Recht elektronisch zeigt sich dann das sehr melodiöse „The Pendulum“, das wieder recht proggig rüberkommt, aber gut ins Ohr geht. Aufgewertet wird der Song noch durch ein schnelles Gitarrensolo. Im Mittelteil mischen sich atmosphärische Keyboardklänge mit einer tiefen Erzählstimme. Danach kommt ein Gesangspart, der Progrock mit Musical artigen Elementen verbindet.

Zum Abschluss bietet die Band dann noch mit „Dance Of The Stars“ eine Mischung aus Progressive Rock und Folk. Das liegt vor allem an den Violinen- und Flötenartigen Klängen. Ein sehr eingängiges Stück und sehr schöner Abschluss des Albums.

„Pathway To Hamlet’s Mill“ der italienischen Band Blacksmith Tales ist ein gelungenes Album, das Progressive Rock mit weiteren Elementen wie Neo-Prog, Hardrock und Folk miteinander verbindet.

Stephan Schelle, Januar 2025

   

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