Birth Control
– Here And Now Nach dem Tod ihres langjährigen Masterminds Bernd „Nossi” Noske im Jahr 2014 hat wohl niemand mehr damit gerechnet, jemals neues Material von der Krautrocklegende zu bekommen. Ihr Überhit „Gamma Ray“ bleibt unvergessen und wird wohl auf Ewig mit Birth Control in Verbindung stehen. Am 18.03.2016, zwei Jahre nach dem Tod Noske’s erscheint nun mit „Here And Now“ ein Album mit komplett neuem Material. Was kann man also erwarten, wenn der Kopf der Band fehlt? Aber halt, was steht denn da im LineUp, das dieses Album eingespielt hat. Bernd Noske Gesang und Schlagzeug. Wie kann das sein? |
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Alle
Songs stammen aus der Feder von Keyboarder Sascha Kühn. Den Anfang macht
das mit 8:17 Minuten längste Stück des Albums, „Lost In The Sea“.
Mit für Birth Control typischen Rhythmen und dem retromäßigen
Keyboardsounds sowie kraftvollem Bass beginnt der Opener. Wenn dann Nossis
wohl bekannte Stimme einsetzt, dann kommt sofort ein bisschen Wehmut ob
des Verlustes des Musikers, aber auch wohlige Freude über die neuen Stücke
auf. Herrliche
retromäßig – anfangs auch an Uriah Heep erinnernd – kommt der zweite
Song „12 Steps“ rüber. Der Song besticht auch durch Tempowechsel. Und
im Mittelteil gehen Gitarre und Keyboard wieder in Uriah Heep-Manier einen
Dialog ein. Ein Rock’N’Roll-mäßiges Piano setzt zunächst in „Me
And My Car“ Akzente, das sich im Verlauf zu einer eingängigen
Rocknummer mausert, die im Ohr bleibt. Sehr schön ist auch das
Gitarrensolo im Mittelteil des Songs. Zum Ende hin veredelt dann noch ein
Saxophonsolo von Albie Donnelly das Stück. Soul
kommt dann gar in „Run Away With Me“ auf, das mit einigen atmosphärischen
Sounds á la Steely Dan garniert wird. Hier beweisen Birth Control eine
Menge Feingefühl auch für sanfte Songs. Mit einer herrlichen
Gitarrenmelodie, die vom Bass perfekt unterstützt wird, startet das
Instrumentalstück „The Witch“. Stilistisch erinnert das ein wenig an
Gary Moore & Co. Mit Funk- und leichten Jazzrockelementen wartet dann
„Rat In My Flat“ auf. Das ebenfalls sehr soulige „Truth Is Mine“
ist der einzige nicht von Nossi gesungene Song. Hier ist dann Peter Föller
am Mikro zu hören. Vom
Piano begleitet beginnt der letzte Song des Albums, „Live In The Here
And Now“. Nossi singt hier, „Lebe im hier und jetzt und blicke nicht
zurück“. Das stimmt zwar, aber man sollte diesen ausdrucksstarken
Musiker nicht vergessen und mit Freude auf die wunderbaren Momente, die er
uns geschenkt hat, zurückblicken dürfen. So endet die CD dann doch etwas
melancholisch, denn der letzte Song wirkt wie ein Abschiedslied. Nach gut
vier Minuten dieses siebenminütigen Stückes ändert sich aber die
Stimmung von einer melancholischen Ballade zu einem symphonischen
Rocksong. Ein Finale Grande. Mit
„Here And Now“ hat Bernd „Nossi“ Noske posthum einen großartigen
Nachlass hinterlassen. Nicht zu vergessen seine Mitstreiter, vor allem
Sascha Kühn, aus dessen Feder die Songs stammen. Mit dem Album haben
Birth Control ein richtig gutes Spätwerk abgeliefert. Damit ist das
Kapitel der Band aber nicht beendet, denn in 2016 gehen Birth Control mit
Sänger Peter Föller (war in der Zeit von 1973 bis 1977 am Mikro der
Band) und Schlagzeuger Manfred „Manni“ von Bohr (hat die Felle in der
Zeit von 1977 bis 1980 bereits bearbeitet) auf Tour. Ich bin mir ganz
sicher dass das bewegende Momente werden und das aktuelle LineUp sehr würdevoll,
im Angedenken an Bernd „Nossi“ Noske die Gigs spielen wird. Stephan Schelle, März 2016 |
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