Bingo Crowd - Manners
Crispin Glover Records / Stickman Records (2025)

(10 Stücke, 40:01 Minuten Spielzeit)

Bingo Crowd ist eine norwegische Band, die aus Andreas Elvenes, Svein Segtnan und Eivind Brønstad besteht. Mehr ist aus den spärlichen Infos der CD, die in einem vierseitigen Digipak am 12.09.2025 erscheint, nicht zu erfahren. Was sofort auffällt, ist der Sound, der an Acts des Mute-Labels wie zum Beispiel Depeche Mode & Co. erinnert.


„Der Gesamtsound erinnerte mich an die frühen Mute/Factory Records-Platten, die ich liebte und mit denen ich aufgewachsen bin“, sagt Moulder (Anmerkung: Alan Moulder hat das Album gemischt) über seine Entscheidung, trotz der ständigen Beanspruchung seiner Zeit durch Bands wie Nine Inch Nails, Interpol und Queens of the Stone Age mitzumachen. „Aber“, fügt er hinzu, „sie haben ihr eigenes Ding hinzugefügt, das es aktuell macht, und das gefällt mir.“

Die drei Männer von Bingo Crowd = Andreas Elvenes, Svein Segtnan & Eivind Brønstad sind tief in den Wäldern von Snåsa aufgewachsen, einer kleinen Gemeinde in einer der am dünnsten besiedelten Gegenden Norwegens, in der sich die lokale Wirtschaft zwangsläufig auf die Holzfällerei und Forstwirtschaft konzentriert. Als ich im vor-digitalen Zeitalter aufwuchs, fand populäre Musik ihren Weg hierher vor allem durch Mixtape-Kassetten, die im örtlichen Eisenbahncafé gespielt wurden - und das Phänomen Mute/Factory Records, auf das sich Moulder bezieht, hat es nie so weit abseits der ausgetretenen Pfade geschafft.

Stattdessen begann das, was wir heute als Bingo Crowd kennen, als hartes und schweres norwegisches Metal-Trio, das auf massiven Gitarrenriffs aufbaute, was damals in Snåsa als Rockmusik galt. Alles schön und gut, bis Gitarrist Svein Segtnan zufällig ein Stück elektronischer Musik von Brian Eno hörte und so fasziniert war, dass er sich einen analogen Synthesizer zulegte. Völlig unvertraut mit der synthielastigen Popmusik der 1980er Jahre, schufen Bingo Crowd ein eigenes musikalisches Paralleluniversum. Sie marschierten zu ihrem eigenen Rhythmus und nahmen schließlich eine Single auf, die 2006 die erste Veröffentlichung auf Crispin Glover Records wurde.

Auf dem Album befinden sich zehn herrliche Songs im Synthesizer-Pop-Stil, der teils schwermütige Melodien aufweisen. Dann wiederum zeigt sich das Trio als sehr rhythmisch und druckvoll.

Gestartet wird mit dem vierminütigen „Observatory“, das Elemente der Musik von Bands Marke Depeche Mode aufweist. Besonders fällt auch die dunkle und angenehme Gesangsstimme auf, die auch an Dave Gahan & Co. erinnert. Dieser erste Song geht gleich gut ins Ohr und hat einen angenehmen Groove.

Einen kraftvollen geloopten Rhythmus besitzt dann das viereinhalbminütige „Voloop“. Auch in diesem Song sind Depeche Mode & Co., nicht weit entfernt und besitzt darüber hinaus einen leichten Gothictouch. Ein klasse Song, der richtig abgeht. Zum Ende hin baut die Band dann eine Wall Of Sounds auf. Es folgen weitere Stücke im Stil von Depeche Mode & Co.

„Litljtatlj“ beginnt recht mystisch und ambient und wechselt nach einigen Minuten in einen balladesken Part. Das Stück „Nature Guy“ besitzt einen Retrocharme, der von Sounds und Rhythmen getragen wird, die man von frühen Computern oder Konsolenspielen her kennt. Das wirkt aber alles andere als verstaubt, ganz im Gegenteil. Der Refrain hat darüber hinaus einen unglaublich voluminösen Sound. Mit „Pyramide“ hat die Band dann noch einen Instrumentaltrack auf dem Album

Das Album endet mit dem sehr schönen „Portamento Mori“, einer Hommage an das letzte Studioalbum von Depeche Mode, das den Titel „Memento Mori“ trägt? Wohl eher nicht, denn die Band vermischt hier atmosphärischen Electropop mit heftigem Noise-Einschub, der nach gut einer Minute einsetzt und einen heftigen Metaleinschlag besitzt. Man sollte hier die Anlage nicht zu sehr aufdrehen, da sonst die Gefahr besteht die Boxen zu zerschießen.

Die norwegische Band Bingo Crowd wandelt auf ihrem neuesten Album „Manners“ auf den Spuren des Electropop von Bands wie Depeche Mode. Das machen die Protagonisten Andreas Elvenes, Svein Segtnan und Eivind Brønstad aber ganz hervorragend, in dem sie herrliche Melodien mit elektronischen Sounds und Rhythmen verbinden.

Stephan Schelle, September 2025

   

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