Billy Sherwood – The Art Of Survival

Billy Sherwood – The Art Of Survival
Eigenvertrieb / www.billysherwood.com (2012)
(9 Stücke, 53:41 Minuten Spielzeit)

Der Musiker und Produzent Billy Sherwood dürfte so manchem Prog-Rock-Freund bekannt sein, hat er doch unter anderem die Alben „Keys To Ascension“ und „Keys To Ascension 2“ der Proglegende Yes produziert und gehörte bei den Studioproduktionen „Open Your Eyes“ und „The Ladder“ selbst zur Band. Auch bei den Formationen Conspiracy und Circa: arbeitete Sherwood mit einigen Yes-Musikern zusammen. Aber auch Solo ist der US-Amerikaner bereits mehrfach in Erscheinung getreten.


Ende 2012 erscheint mit „The Art Of Survival“ sein mittlerweile sechstes Soloalbum. Leider kenne ich seine anderen Soloalben nicht, so dass ich nichts zur Entwicklung Sherwoods sagen kann.

Billy Sherwood hat sein neuestes Album quasi im Alleingang fertig gestellt. Alles Songs stammen aus seiner Feder, er hat sie komplett selbst eingespielt, aufgenommen, gemixt und produziert. Das Billy Sherwood eine Zeit lang mit den Yes-Musikern unterwegs war, ist in seinen Songs an der ein oder anderen Stelle herauszuhören, tritt aber nicht dominant hervor. Vielmehr ähneln seine Songs dem Stil aktueller britischer Progbands wie zum Beispiel It Bites.

Neun Songs mit Laufzeiten zwischen 3:55 und 7:55 Minuten finden sich auf dem Album wieder, das mit dem Song „The Military Industrial Complex“ sehr melodiös und verspielt beginnt. Während die Gitarre entfernt an Yes erinnert, ist es der Gesang von Sherwood, der mich an It Bites & Co. denken lässt. Neben Prog mit eingängigen Melodien hat Billy den Track mit einigen jazzigen Klangtupfern gewürzt.

„Drone Deciphers“ besticht durch ein sehr schönes Bassspiel, das sich durch den Hintergrund zieht sowie herrlichen Satzgesang und eingestreute Soundeffekte. Immer wieder treffen nostalgische Sounds auf moderne Produktionstechnik, wie zum Beispiel in „Whose Side Are We On?“, das sehr verspielt und komplex wirkt. Dadurch verströmt die Musik aber auch eine gewisse Faszination. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Billy sehr harmonisch zu Werke geht.

Ein sehr schöner Dialog aus E-Gitarre, Schlagzeug und Keyboard eröffnet das Stück „Faith That We Belong“, das mit fast acht Minuten das längste Stück des Albums ist. Nach etwa zwei Minuten wird daraus dann aber eine herrliche Midtemponummer die balladeske Züge annimmt. Sehr akzentuiert setzt Billy in diesem Stück auch wieder den Bass ein, während seine Stimme zu Chorgesängen aufgeschichtet wird. Das Stück lässt Billy darüber hinaus genügend Zeit für ausufernde Soli z. B. an der E-Gitarre. Durch die Länge des Stückes finden sich aber auch Struktur- und Rhythmuswechsel wieder.

„Chosen By Divinity“ lässt aufgrund der Struktur auch eine gewisse Nähe zur Musik von Peter Gabriel zu, auch wenn mir bei diesem Stück wieder It Bites in den Sinn kommen. Aber irgendwie hinkt der Vergleich auch, es ist halt die Stimmung die Billy hier erzeugt, die mich ansatzweise an die vorgenannten Musiker erinnert. Eine knackige Rocknummer im AOR-Stil mit angedeuteten Anleihen an Emerson, Lake & Palmer ist das folgende „Humanity“. Und auch die restlichen drei Stücke sind in dem stilistischen Umfeld der oben beschriebenen Songs gehalten.

„The Art Of Survival“ liefert sehr melodischen Progrock im Stile britischer Bands wie It Bites & Co. Dazu gibt Billy noch eine Prise Yes und Jazz hinzu, was ein sehr wohlschmeckendes Gericht ergibt. Ein sehr schönes Album des Produzenten und Multiinstrumentalisten.

Stephan Schelle, Dezember 2012

   

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