Marco Bernard & Kimmo Pörsti - Gulliver
Seacrest Oy (2020)
(6 Stücke, 62:17 Minuten Spielzeit)

Marco Bernard und Kimmo Pörsti stellen zwei Drittel des Musikprojektes The Samurai Of Prog dar. Die beiden veröffentlichen Anfang 2020 ein Album unter ihren Namen mit dem Titel „Gulliver“, bei dem sie sich thematisch mit dem Roman „Gullivers Reisen“ des irischen Schriftstellers, anglikanischen Priesters und Politikers Jonathan Swift beschäftigen. Unter dem Titel befindet sich auf dem Cover auch noch kleingedruckt der Schriftzug The Samurai Of Prog. Auch die schöne Aufmachung des Albums stammt wie bei The Samurai Of Prog von Ed Unitsky.


Schaut man in die Liste der Musiker, die neben den Texten der Songs auch bei den einzelnen Stücken im wieder sehr schön gemachten 20seitigen Booklet angegeben sind, so findet man auch den Dritten im Bunde der Samurai Of Prog (Steve Unruh), allerdings nur bei einem Stück. Das wird wahrscheinlich der Grund sein, warum Bernard und Pörsti das Album unter ihrem Namen veröffentlichen.

Während Maroco Bernard den Bass und Kimmo Pörsti Schlagzeug und Percussion spielen, haben sie sich - wie bei The Samurai Of Prog üblich - zahlreiche musikalische Mitstreiter an die Seite gestellt. Darunter unter anderem Steve Unruh (Gesang, Violine) und Marek Arnold (Saxophon).  

Musikalisch sind Bernard & Pörsti nicht weit von The Samurai Of Prog entfernt und zeigen auf den sechs Stücken von „Gulliver“, die zwischen 3:11 und 17:53 Minuten Spielzeit variieren, Einflüsse von Bands wie Genesis, ELP oder Yes.

Den Beginn macht das 7:42minütige „Overture XI“, das mit Spinettklängen beginnt. Nach wenigen Momenten setzen Trommelschläge und Flöte ein, die nach einem Marsch klingen und nur kurze Zeit später vom klassischen Progrock abgelöst werden. Das klingt sehr symphonisch und ist im Prog der 70’er Jahre angesiedelt, was sofort gut ins Ohr geht. Man hat das Gefühl mit den Musikern in diesem ersten instrumentalen Stück auf eine imaginäre Reise zu gehen. Herrliche Soli durchziehen diesen ersten Track.

Dem folgt dann das fast 18minütige „Lilliput Suite“, das sehr voluminös und abwechslungsreich angelegt ist und aus sechs Teilen besteht. Im Part „Inside The Emperor’s Palace“ schälen sich auch einige folkige Elemente heraus und die Keyboards zeigen eine Mischung von ELP und Yes. Auch die Gitarren sind ein ums andere Mal an Steve Howe’s Stil angelegt.

Atmosphärisch mit herrlichen Gitarren- und Keyboardkaskaden beginnt danach das 8:43minütige „The Giants“, das hier gar nicht bedrohlich klingt. Marek Arnold bringt mit seinem Saxophon eine leicht jazzige Note in das Instrumentalstück. Auf 14:30 Minuten bringt es „The Land Of The Fools“, bei dem streckenweise Genesis-Feeling („A Trick Of A Tale“-Phase) aufkommt. In den Gesangspassagen von Alessandro Di Benedetti weist der Track dann aber in eine andere Richtung.

Im zehnminütigen Stück „Gulliver’s Fourth Travel“ verziert dann Steve Unruh mit seiner Violine das Stück, das damit auch Elemente von Kansas aufweist. Steve (englisch) und Stefano Galifi (italienisch) teilen sich in diesem Stück den Gesang. Den Abschluss bildet dann das 3:11minütige, instrumentale, furiose „Finale“.

Mit „Gulliver“ ist den beiden Musikern Marco Bernard und Kimmo Pörsti ein tolles Progressive Rock-Album gelungen, das nicht weit von ihrem Bandprojekt The Samurai Of Prog entfernt ist. Eine Empfehlung für alle Proggies.

Stephan Schelle, Februar 2020

   

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