Beatnik – Phase 7

Beatnik – Phase 7
Eigenvertrieb / Eargasm Wreckords (2011)
(7 Stücke, 72:23 Minuten Spielzeit)

Marcel Aegerter, der als Beatnik firmiert, kommt aus der Schweiz und hat dort ein Internetforum, das sich mit Rockmusik im weitesten Sinne beschäftigt. Auch CDs sind über einen Shop zu erwerben. Seit 2006 veröffentlicht Marcel Aegerter unter dem Namen Beatnik Rockmusik. „Phase 7“ ist der mittlerweile vierte Longplayer unter diesem Namen (Big Daddy Beatnik’s Blues Unlimited nicht mitgerechnet). Ursprünglich sollte die Platte schon 2009 fertig werden, doch es hat bis Anfang 2011 gedauert.


Zahlreiche Musiker hat er bei den Veröffentlichungen seines Projektes versammelt, Marcel selber übernimmt bei den Liedern jeweils den Gesang und steuert auch zahlreiche Teile zu den Songs bei. Auf dem 2008’er Vorgängeralbum „Kaleidoscopia“ waren so illustre und bekannte Gastmusiker wie Alex Conti, Matthias Ulmer und Raoul Walton mit dabei. Das LineUp der aktuellen CD lautet: Marcel „Beatnik“ Aegerter (Gesang), Carmine Cutri (Gitarre), Sebastian Storm (Gitarre), Daniel „The Fretless” Winterberg (bundloser Bass), Adrian Larcher (Schlagzeug) Bernd Flöer (Keyboards) und Hans Peter Küng (Keyboards). Daneben sind noch die Gastmusiker Ramona Schleiss (Cello), Monika Grasse (Stimme) und Philipp Zumbrunnen (Soundeffekte) dabei.

Sieben Songs enthält die randvolle CD. Vier der Songs sind allein schon jenseits der sieben Minuten Marke angelegt (der längste bringt es gar auf 28:26 Minuten), was für ausufernde Tracks spricht.

War auf „Kaleidoscopia“ noch eine Spur Blues enthalten, finden sich die Tracks auf „Phase 7“ eher im Bereich des Melodic-, Psychedelic- und Progressive Rock wieder. Die Scheibe beginnt mit dem achteinhalbminütigen Instrumental „Watercolours“, das mit herrlichen E-Gitarren im floydschen Stil, verbunden mit atmosphärischem Schlagzeugspiel und Keyboardsounds, die an Querflöte erinnern aufwartet. Mit diesem Stück haben Beatnik einen sehr schönen Track an den Anfang gesetzt, der wie eine Overture in das Album leitet.

Auch der zweite Track „Abecho (Stop This World)“ beginnt mit Gilmour-artigen Gitarren. Sehr eingängig schmeichelt sich der Song im Ohr ein und zeigt eine glasklare Produktion, für die mal wieder kein geringerer als Eroc das Mastering übernommen hat. Proggig und folkig mit mehrstimmigem Gesang zeigt sich dieser Song.

Mit Naturgeräuschen und schrägen Gitarrentupfern beginnt das zehneinhalbminütige „Sooner Or Later“. Die Akustikgitarre nimmt in den ersten drei Minuten einen großen Raum ein und zeigt verschiedene Motive. Dann kommen Perkussion hinzu und durch die Naturgeräusche hat man das Gefühl im Dschungel zu stehen. Nach wenigen Momenten setzten dann die anderen Instrumente ein und Marcel startet seinen Gesang. Was zunächst wie eine sanfte Nummer wirkt, geht später in einen Rocksong über, der immer mehr an Dynamik gewinnt. Marcel’s Stimme nimmt im Verlauf einen Stil an, der durch sein Vibrato sehr stark an Roger Chapman erinnert.

Danach ist mal wieder Zeit für ein Instrumental. Es heißt „Vishnu’s Dance“ und ist dem Titel entsprechend sehr indisch angehaucht, was durch den Einsatz einer Sitar hervorgerufen wird. Akustikgitarre, Perkussion und Piano sorgen für eine entsprechende Atmosphäre. Mit „Evening Over Rooftops“ folgt nun eine Coverversion eines Songs der Edgar Broughton Band. Hier kommt so ein bisschen Endsechziger-Feeling auf, das aber durch den modernen Klang ins Hier und Jetzt transportiert wird.

Das zentrale Stück ist „Mind Trap“ das mit mehr als 28 Minuten der längste Track des Albums ist. Auch dieses ist ein Instrumentaltitel der neben den bisherigen Elementen über weite Strecken auch psychedelische Sounds hervorhebt. Nach dem psychedelischen Anfang entwickelt sich das Stück langsam zu einem hypnotischen Longtrack, der neben Prog- und Krautrock auch noch symphonische, jazzige und experimentelle Elemente aufweist. Durch ständige Rhythmus- und Strukturwechsel hält das Stück über die komplette Länge seine Spannung aufrecht.

Mit dem Stück „The Decision Is Yours“ klingt durch seinen Mix aus mediterranem und asiatischem Gitarrenspiel, Perkussion und Piano recht proggig. Die Stimmen, die hier zu hören sind sind etwas abgedreht und könnten so auch auf einem Eroc-Album zu finden sein. Dazu steht im totalen Gegensatz der Sound, der nach Worldmusic klingt. Das ist spannend, psychedelisch und intensiv zugleich.

Für eine Eigenproduktion ist das Album nicht nur hervorragend produziert, auch das Layout mit den ansprechenden Fotos und dem 16seitigen Booklet machen eine Menge her. So müssen CDs aufgemacht sein, dann hat der Käufer auch etwas in der Hand. „Phase 7“ ist ein atmosphärisches Rockalbum, das zwischen Progressive-, Art-, Melodic-, Psychedelic- und Krautrock mit ethnischen und jazzigen Elementen pendelt. Ein klasse Album, das man unbedingt antesten sollte. Weitere Infos bekommt man unter www.beatnik.ch.

Stephan Schelle, April 2011

   

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