Beardfish - Mammoth

Beardfish - Mammoth
Superball Music / insideout (2011)
(7 Stücke, 52:25 Minuten Spielzeit)

Die aus Schweden stammende Progressive Rockband Beardfish ist bekannt für komplexe und außergewöhnliche Alben. Ihre Musik in eine Sparte zu stecken fällt schwer, denn die Musik ist auf jedem Album anders und lässt sich kaum in Worte fassen. Ende März erscheint der neueste Output des schwedischen Vierers Rikard Sjöblom (Gesang, Gitarren, Keyboards, Perkussion), David Zackrisson (Gitarren, Backgroundgesang, Synthesizer), Robert Hansen (Bass, Backgroundgesang) und Magnus Östgren (Schlagzeug) unter dem Namen „Mammoth“.


Nachdem Kopf der Band, Rikard Sjöblom, bevor er selbst anfing Musik zu machen King Crimson’s Meisterwerk „In The Court Of The Crimson King“ für sich entdeckte, ändert sich vieles in seinem Leben. Er entdeckte die Musik der 70er, besonders Progrockbands wie King Crimson, Gentle Giant, Camel, Genesis, Frank Zappa und viele andere. „Die anderen Typen in der Band kannten diese Gruppen bereits aus den Plattensammlungen ihrer Väter“, bemerkt Sjöblom. Nach der Entdeckung des Progressive Rock begann Rikard seine eigenen Songs im Fahrwasser dieses grandiosen und klassischen Musikstils zu schreiben. „Du kannst Lieder verfassen, die zehn Minuten lang sind, du musst dich nicht auf Vers-Chorus-Vers beschränken. Ich mag die Freiheit des Prog, du kannst machen, was du willst“, freut sich der Hauptkomponist, Sänger, Gitarrist und Keyboarder von Beardfish.

Und genau diese Vielfalt an Musikern findet sich auch in den Songs von Beardfish wieder. Doch wie kommt man darauf, ein Album „Mammoth“ zu nennen? „Wir saßen bei mir Zuhause und guckten Kinder-Cartoons der 80er. Plötzlich erschien dieses große wollene Mammut auf dem Fernsehschirm und unser Gitarrist David Zackrisson sagte: „Ich liebe Mammuts. Sie sind wahrscheinlich meine Lieblingstiere.“ So kürte das Quartett „Mammoth“ zum Albumtitel. „Einiges in unseren Texten kann auf die Eiszeit bezogen werden. Keiner weiß, welche heutigen Tiere überleben werden, in diesen Zeiten, in denen es ziemlich kalt wird. Und das Mammut ist bereits ausgestorben.

Das ist eine Parallele zu den Menschen, die selbstzerstörerisch sind“, findet Rikard. Im Großen und Ganzen hält Sjöblom ihre neue Musik für etwas härter und rauer als auf früheren Platten. „Anlässlich des Songs „And The Stone Said If I Could Speak” holten wir sogar einen Typen ins Studio, der das Metal-Gröhlen beisteuerte. Wir alle mögen Metal und haben in unserer Jugend viel davon gehört.“ Stilistisch reicht „Mammoth“ von riff-getragenem Hard Rock („The Platform“) zu ausgereiften Epen wie dem bereits erwähnten „And The Stone Said If I Could Speak”“, das ein swingendes Saxophon enthält. Daneben erklingen Songs mit leichten Melodien („Tightrope“), komplexer Rock („Green Waves“) und sogar ein kurzes Pianosolo von Rikard Sjöblom. Darauf folgt „Akakabotu“, das von schwedischem Jazz der 60er beeinflusst wurde sowie das hymnisch rockende „Without Saying Anything (feat. Ventriloquist)“, das in Wahrheit zwei Songs kombiniert.

„Mammoth“ ist in der Tat ein Album von Beardfish, auf dem die Band wieder neue Songs präsentiert, ohne auf bisher bewährtes zurückzugreifen. Sie klingen immer frisch, neu und anders, das ist ein Prädikat, dass sie sich in den letzten Jahren verdient haben. Allerdings macht es das Konsumieren auch nicht immer einfach, denn die Stücke sind sehr komplex und von ständigen Rhythmus- und Strukturwechseln durchzogen. „Mammoth“ präsentiert sich rockiger und druckvoller als das letzte Album „Destined Solitaire“.

Für Freunde einfacher melodischer Rockmusik wird der Genuss des Albums nicht so einfach sein. Wer aber auf komplexe Musik steht – ganz in der Tradition von Bands wie King Crimson, kombiniert mit einer Spur Härte – der bekommt auch mit „Mammoth“ wieder ein außergewöhnliches Album.

Stephan Schelle, März 2011

   

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