Barrett Elmore - Woodlands

Barrett Elmore - Woodlands
Trial Records (2012)
(11 Stücke, 46:23 Minuten Spielzeit)

Barrett Elmore ist nicht etwa der Name eines Musikers, es ist die Bezeichnung einer Band aus Schweden, die sich im Jahr 2008 gegründet hat. Ein klein wenig kann man die musikalische Ausrichtung der Band vom Namen ableiten, wenn man Barrett mit dem britischen Musiker Syd Barrett in Verbindung bringt. Und tatsächlich liegen die Einflüsse bei Barrett Elmore deutlich in der psychedelischen Phase von Pink Floyd & Co.


„Woodlands“ haben die vier Schweden, das sind Mikaela Eriksson (Gesang), Claes Mikael Svensson (Schlagzeug, Perkussion, Backgroundgesang), Max Karlström (Bass, Gesang, Orgel, Harmonika, Synthesizer) und William Friman (Gitarre, Piano, Orgel), ihr Debütalbum benannt, das am 13.04.2012 bei Trail Records erscheint.

Die CD beinhaltet zehn kürzere Tracks mit Laufzeiten von 1:30 bis 5:03 Minuten sowie einen Bonustrack, der es auf zwölf Minuten bringt. Entstanden sind die Stücke in den Jahren 2010 und 2011.

Auch wenn sich die Band im Wald hat fotografieren lassen und weite Teile des Covers sehr Erdverbunden sind, so zeigt sich doch ihre Musik von der sehr psychedelischen Seite.

Mit dem knapp zweiminütigen „Entrance“ betritt der Hörer den Soundkosmos von Barrett Elmore. Zunächst hört man Vogelzwitschern und man wähnt sich in einem Wald, dann kommen wunderbare psychedelische Sounds durch Piano, Orgel, Schlagzeug und E-Gitarre auf, die einen in die späten 60’er transformieren, als Bands wie Pink Floyd sehr psychedelisch zu Werke gingen. Aber halt, so altbacken klingt dieser Opener gar nicht (und auch nicht der Rest des Albums). Das nächste Stück „The Creek“ beginnt mit Wasserrauschen und einer Art Hackbrettsound, auf das ein Echo gelegt wurde. Eine Akustikgitarre ergänzt diese zarte Atmosphäre, die aber schnell durch psychedelischen Rock abgelöst wird. Jetzt erklingt auch das erste Mal Mikaela’s sanfte Stimme, die sich wunderbar in diesen psychedelischen Sound einfügt. „The Creek“ ist eine verträumte Nummer, die sanft dahingleitet.

„I See A Man“ ist mit seinen knapp anderthalb Minuten nur ein psychedelisches Zwischenspiel, das man aus meiner Sicht noch weiter hätte ausbauen können/sollen. So stellt es quasi das Vorspiel für den nächsten, mystischen Track „The Nixie“ dar. In diesem Song haucht Max den Text ins Mikro, was dem Track eine gewisse Magie verpasst. Irgendwie scheint einen diese Musik (Melodie, Klangfarben und Gesang) zu hypnotisieren, denn sie kommt zeitlupenartig aus den Boxen geschwebt.

„Drowning“ ist eine wilde Psychedelic-Nummer mit einigen Echoeffekten. Da werden zu Beginn verzerrte Lachgeräusche durch den Raum geschickt, dann sorgen Gitarre und Schlagwerk für den Rock-Charakter, während Max Gesang mit seiner Verzerrtheit stark an die 60’er Jahre erinnert. Mit einem Donnerschlag - wie sollte es auch anders sein - beginnt „Storm“. Dieser Track wirkt teils recht experimentell (vor allem in den ersten Momenten), erwächst sich dann aber zu einem treibenden Instrumentalstück mit hohem Spannungsbogen. Es folgen weitere vier Stücke, bevor dann das zwölfminütige „Psilocybe Semilanceata“ den Abschluss darstellt.

Dieser letzte Track vernebelt noch einmal völlig die Sinne und ist aus meiner Sicht das Highlight des Albums. Ein pumpen, gefolgt von Synthieklängen, die an Pink Floyd der „Meddle“-Phase erinnern, starten in den Longtrack. Dann wird diese Stimmung von einer Pianomelodie abgelöst, die wiederum in ein Stimmengewirr und einen Akustikgitarrenteil übergeht. Man wird als Hörer von dieser ganz eigentümlichen Klangfolge gefangen genommen. Das plötzlich auftauchende, explodierende Schlagzeug, dem eine meditative Synthielinie folgt, klingt, als wären verschiedene Puzzel-Teile zu einem Ganzen zusammengefügt worden. Irgendwie sind einige Stellen disharmonisch eingebunden, was aber wieder den großen Reiz daran ausmacht. Dann kommen im nächsten Moment wieder herrliche Harmonien zum Vorschein, die einen in die Magie dieses Track’s eintauchen lassen.

„Woodlands“ ist ein gutes Debüt des schwedischen Quartetts Barrett Elmore, das seine Bezüge zu der psychedelischen Phase von Pink Floyd nicht verleugnen kann. Zwar bieten die Schweden auch nicht grundlegend anderes, aber vor allem der ambiente Ansatz wie im Bonustrack „Psilocybe Semilanceata“ ist es, der diese Musik so faszinierend macht. Auf jeden Fall mal antesten.

Stephan Schelle, April 2012

   

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