Baby Kreuzberg
- Speak Of The Devil Baby Kreuzberg ist das Pseudonym des Berliner Gitarristen und Sängers Marceese Trabus. Als ich ihn vor einigen Monaten live erleben konnte, war ich vor allem von seiner Vielseitigkeit sowie seiner Gitarrenarbeit beeindruckt. Diese Vielfalt findet sich nicht nur in den Produktionen, die er unter seinem Pseudonym veröffentlicht, sondern findet sich auch u.a. in der Musik die er unter dem Namen Marceese und mit der Band Yer International Humbug Musik in den unterschiedlichsten Stilen macht. So hat er beispielsweise im Jahr 2018 das Kiss-Album „Hottern Than Hell“ im Alleingang auf sehr ansprechende Weise eingespielt (ein absoluter Tip für Kiss-Fans). |
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Das
es drei Jahre zwischen den Veröffentlichungen dauerte, ist der Tatsache
geschuldet, das Marceese über 100 Solo-Konzerte gespielt hat und darüber
hinaus mit seiner Desertrock-Band Red Stoner Sund ein Doppelalbum
herausgebracht, drei Kiss-Cover-CDs veröffentlichte und seine
Kinderlieder-Band Raketen Erna vorangetrieben hat. Dies zeigt schon seine
musikalische Bandbreite, in der sich der Berliner Musiker bewegt. Auch
auf dem neuesten Album von Baby Kreuzberg hat Marceese wieder einen bunten
Blumenstrauß unterschiedlicher musikalischer Stile vereint. Den Beginn
macht die Bluesnummer „You Can’t Bring Me Down“, bei der Marceese
nur von einem stampfenden Schlagzeug und Gitarre begleitet wird. Das
klingt sehr gut und absolut authentisch und Marceese macht sich diese
Stilrichtung zu Eigen. Dem stellt er mit „The Root Of Evil“ einen Song
entgegen, der von einem Rockabilly-Rhythmus getragen wird.
Hauptinstrumente sind die Gitarre und Bass, die von einem mit Besen
bearbeiteten Schlagzeug vorangetrieben werden. „Down
By The Lake“ ist dann eine wunderbare Akustikgitarrenballade im
Singer/Songwriter-Genre. Das Stück handelt von einem Serienkiller. Erneut
macht Marceese im nächsten Song bereits eine weitere Kehrtwende und
bietet nun Stoner-/Garagerock im Umfeld von Queens Of The Stone Age.
Knackige Riffs bestimmen hier das Bild dieses straighten Rocksongs.
Melancholisch wird es dann bei der intimen Pianoballade „It’s The
End“, die von atmosphärischen Gitarrensounds im Hintergrund begleitet
wird. „Twilight“
bietet dann Westernsound mit einer herrlichen Gitarre und einem rockigen
Refrain der schnell ins Ohr dringt. Ein klasse Song. Bluesrock kommt dann
in „Thank You“ auf, in dem Marceese mit einem Veranstalter abrechnet
und dort klare Worte findet. Folkig mit Singer-/Songwriter-Flair zeigt
sich das von der Akustikgitarre getragene „What The Fuzz?“, das einen
Abgesang auf die Rechtsextremen darstellt. Balladesk
zeigt sich dann auch das Akustikgitarrenstück „Cold Heart“. Mit der
swingenden an Rockabilly angelehnten Nummer „Two Kinds Of People“
endet dann das offizielle Album. Drei
Songs sind dann nur als download erhältlich. Zum einen die
Rock’N’Roll-Nummer „Be Nobody“, der Desetrocksong „Girl With
Spanish Eyes“ und dem live aufgenommenen „Looking For A Change“, das
Marceese mit bluesgetränktem Rock zeigt. Sein Gitarrenspiel erinnert
dabei streckenweise an Jimi Hendrix. In den Song webt er dann noch einen
Part des „Star Wars“-Soundtracks ein und verschwurbelt ihn genau so
gekonnt wie seinerzeit Hendrix die amerikanische Nationalhymne bei seinem
Woodstock-Gig. Einfach genial. Auf
dem neuesten Output von Marceese Trabus unter dem Pseudonym Baby Kreuzberg
beweist der aus Berlin stammende Gitarrist und Sänger eine große
musikalische Bandbreite. Nicht nur seine eindringliche Gesangsstimme überzeugt,
auch sein variationsreiches Gitarrenspiel ist von aller erster Güte. Eine
tolle Scheibe, die größere Beachtung finden sollte. Stephan Schelle, September 2019 |
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