Baby Kreuzberg - Speak Of The Devil
Timezone Records (2019)

(10 Stücke, 58:01 Minuten Spielzeit - inkl. Download)

Baby Kreuzberg ist das Pseudonym des Berliner Gitarristen und Sängers Marceese Trabus. Als ich ihn vor einigen Monaten live erleben konnte, war ich vor allem von seiner Vielseitigkeit sowie seiner Gitarrenarbeit beeindruckt. Diese Vielfalt findet sich nicht nur in den Produktionen, die er unter seinem Pseudonym veröffentlicht, sondern findet sich auch u.a. in der Musik die er unter dem Namen Marceese und mit der Band Yer International Humbug Musik in den unterschiedlichsten Stilen macht. So hat er beispielsweise im Jahr 2018 das Kiss-Album „Hottern Than Hell“ im Alleingang auf sehr ansprechende Weise eingespielt (ein absoluter Tip für Kiss-Fans).


Nach dem 2016’er Debütalbum unter dem Namen Baby Kreuzberg („Twang Twang“) erscheint am 01.11.2019 das zweite Album mit dem Titel „Speak Of The Devil“. Das Album erscheint als Gatefold-Vinyl und enthält eine Downloadcard, mit der drei Bonustracks downgeloaded werden können.

Das es drei Jahre zwischen den Veröffentlichungen dauerte, ist der Tatsache geschuldet, das Marceese über 100 Solo-Konzerte gespielt hat und darüber hinaus mit seiner Desertrock-Band Red Stoner Sund ein Doppelalbum herausgebracht, drei Kiss-Cover-CDs veröffentlichte und seine Kinderlieder-Band Raketen Erna vorangetrieben hat. Dies zeigt schon seine musikalische Bandbreite, in der sich der Berliner Musiker bewegt.

Auch auf dem neuesten Album von Baby Kreuzberg hat Marceese wieder einen bunten Blumenstrauß unterschiedlicher musikalischer Stile vereint. Den Beginn macht die Bluesnummer „You Can’t Bring Me Down“, bei der Marceese nur von einem stampfenden Schlagzeug und Gitarre begleitet wird. Das klingt sehr gut und absolut authentisch und Marceese macht sich diese Stilrichtung zu Eigen. Dem stellt er mit „The Root Of Evil“ einen Song entgegen, der von einem Rockabilly-Rhythmus getragen wird. Hauptinstrumente sind die Gitarre und Bass, die von einem mit Besen bearbeiteten Schlagzeug vorangetrieben werden.

„Down By The Lake“ ist dann eine wunderbare Akustikgitarrenballade im Singer/Songwriter-Genre. Das Stück handelt von einem Serienkiller. Erneut macht Marceese im nächsten Song bereits eine weitere Kehrtwende und bietet nun Stoner-/Garagerock im Umfeld von Queens Of The Stone Age. Knackige Riffs bestimmen hier das Bild dieses straighten Rocksongs. Melancholisch wird es dann bei der intimen Pianoballade „It’s The End“, die von atmosphärischen Gitarrensounds im Hintergrund begleitet wird.

„Twilight“ bietet dann Westernsound mit einer herrlichen Gitarre und einem rockigen Refrain der schnell ins Ohr dringt. Ein klasse Song. Bluesrock kommt dann in „Thank You“ auf, in dem Marceese mit einem Veranstalter abrechnet und dort klare Worte findet. Folkig mit Singer-/Songwriter-Flair zeigt sich das von der Akustikgitarre getragene „What The Fuzz?“, das einen Abgesang auf die Rechtsextremen darstellt.

Balladesk zeigt sich dann auch das Akustikgitarrenstück „Cold Heart“. Mit der swingenden an Rockabilly angelehnten Nummer „Two Kinds Of People“ endet dann das offizielle Album.

Drei Songs sind dann nur als download erhältlich. Zum einen die Rock’N’Roll-Nummer „Be Nobody“, der Desetrocksong „Girl With Spanish Eyes“ und dem live aufgenommenen „Looking For A Change“, das Marceese mit bluesgetränktem Rock zeigt. Sein Gitarrenspiel erinnert dabei streckenweise an Jimi Hendrix. In den Song webt er dann noch einen Part des „Star Wars“-Soundtracks ein und verschwurbelt ihn genau so gekonnt wie seinerzeit Hendrix die amerikanische Nationalhymne bei seinem Woodstock-Gig. Einfach genial.

Auf dem neuesten Output von Marceese Trabus unter dem Pseudonym Baby Kreuzberg beweist der aus Berlin stammende Gitarrist und Sänger eine große musikalische Bandbreite. Nicht nur seine eindringliche Gesangsstimme überzeugt, auch sein variationsreiches Gitarrenspiel ist von aller erster Güte. Eine tolle Scheibe, die größere Beachtung finden sollte.

Stephan Schelle, September 2019

   

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