Ayefore – Smoking Gum Evidence

Ayefore – Smoking Gum Evidence
Just For Kicks Music (2008)
(11 Stücke, 67:17 Minuten Spielzeit)

Ayefore nennt sich das Quartett Daniel Boersch (Gitarre, Gesang), Joern Klein (Schalgzeug), Tunc Yomolcay (Bass, Gesang) und Howard Scarr (Keyboards, Gesang und Soundeffekte), das im Frankfurter Raum beheimatet ist. Mit „Smoking Gum Evidence“ legen die vier, die ihre Musik selbst als „Stoner-Prog“ bezeichnen, im Frühjahr 2008 ihr Debütalbum vor.


Humor haben die Süddeutschen jedenfalls, denn auf dem Booklet, dass einen Affen in rotten Ringelstrümpfen auf einem Baum zeigt, ist auf der Frontseite der Hinweis „vorne“ und auf der Rückseite „hinten“ angebracht. Wer hätte das erkannt?

Ayefore machen einen knallharten Rock der sich von hinten anschleicht und sich dann brutal durchs Rückenmark schlägt. So wie bei den ersten Sekunden des Openers „Spread Life“, die noch recht ruhig, fast mediterran klingen, aber schnell in raue Gitarrenriffs und diese dreckige Gesangsstimme wechseln. Zunächst hab ich mich erschrocken, denn dieser Stilwechsel kam so abrupt für mich, dass ich es erst nicht fassen konnte. Hier werden unterschiedliche Stilelemente von Artrock, Progrock, Hardrock oder Metal miteinander vermischt und ergeben ein Neues Soundgewand. Diese erste Duftmarke, die die Frankfurter da setzen, zieht sich durch weite Strecken des Albums.

„My Diamond“ ist von etwas mehr Ruhe beseelt und nicht so knüppelhart, aber hat trotzdem noch eine gewisse Grundhärte. Hier treffen Hard- und Metalelemente sowie Artrock auf orientalische Klänge. Klingt da ein bisschen türkisches Flair durch? Auch beim Titelstück finden wir die türkischen Klänge. Und bei „Floaters“ ist auch ein Hauch Krautrock implementiert. „Fox Devils Wild“, das soll doch sicherlich eine freie Übersetzung von Fuchsteufelswild sein, bietet dann erstmals mit der Hammondorgel einige Retrosounds, die sie in ihren harten Song mischen.

Ein bisschen aus dem Rahmen fällt das Instrumental „Go Yellow“, das weniger auf Metal und Hardrock, sondern eher auf Prog mit einigen funkigen Passagen basiert. Das trocken gespielte Schlagzeug in „Dry Too Long“ läutet dann wieder etwas rockigere Klänge ein, die aber wieder mehr im Prog zu Hause sind, denn neben den vertrackten Songstrukturen lugt auch eine Art Mellotron-Sound aus dem Gitarrendickicht.

Für mich war dieser Sound erst etwas verwirrend, denn er war mir zunächst etwas überladen, konnte sich aber nach kurzer Zeit für mein Gehör besser entfalten. Nach mehrfachem Hören entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung zu den Songs.

Nicht ganz nachvollziehen kann ich aber das die CD einen 12. und 13. Track enthält, von dem die Nummer zwölf aus fast zehnminütiger Stille besteht, was ich beim besten Willen nicht verstehen kann, denn ich bin kein Freund von Hiddentracks, zu denen man sich erst durch eine lange Zeit der Stille kämpfen muss. Zum Glück kann man den Track aber skippen. Der letzte „Hidden“-Track scheint mir ein von Tunc komponiertes und eingespieltes Stück zu sein, denn er klingt neben seiner sehr proggigen Art orientalisch sowohl vom Sound, wie vom Gesang. Im gut gemachten Booklet ist leider kein Hinweis darauf zu finden.

„Smoking Gum Evidence“ ist ein Erstling dessen Charme man sich erst erarbeiten muss. Beim ersten Durchgang wird man, wie ich, vielleicht noch etwas irritiert sein, um dann im nächsten schon viel klarer zu sehen bzw. zu hören. Man sollte dem Album auf jeden Fall mehrere Durchgänge gönnen, dann wird man so manche Freude an dieser frischen Art des „Stoner-Prog“ haben. Ein erfrischendes Album, das durch den Einsatz von orientalischen Klängen den Brückenschlag zwischen Abend- und Morgenland vollzieht.

Stephan Schelle, Juni 2008

   

CD-Kritiken-Menue