Atsuko Chiba – Water, It Feels Like It’s Growing
Mothland (2023)

(6 Stücke, 36:16 Minuten Spielzeit)

Atsuko Chiba stammt aus Montreal. Mit ihrer Band bietet sie eine kohärente und hypnotische Mischung aus Post-Rock, Progressive Rock und Krautrock und webt dabei einen reichhaltigen Klangteppich zusammen, mit schrägem Songwriting.


Nach zwei frühen Veröffentlichungen, die improvisierte Sessions zeigen, nahm Atsuko Chiba ihr erstes komplettes Album mit dem Titel „Jinn“ im Jahr 2013 auf. Die Künstlerin ließ 2016 zwei weitere EPs folgen: „Figure And Ground“ und „The Memory Empire“. Am 12. April 2019 veröffentlichten Mothland ihren zweiten Longplayer „Trace“, der eine neue Tiefe in ihrer bereits vielfältigen Klangpalette offenbart und bietet eine elegante Balance zwischen Geradlinigkeit und Psychedelia.

Atsuko Chiba über das neue Album: „Im Gegensatz zu unserem letzten Album, auf dem es um Introspektion, Raumzeit und die persönliche Reise ging, beziehen sich die Themen des neuen Albums auf unsere Umwelt und unsere Reaktion auf sie. Obwohl wir nicht streng politisch sein wollen, stammen unsere Referenzen von hochpolitischen Bewegungen und Ideen. Teilung und Gruppenideologie werden stark thematisiert. Ein Paradebeispiel ist die Bewaffnung des Vokabulars, um uns abzulenken, zu verdrängen und zu entfremden und uns zu zwingen, an allen Fronten Partei zu ergreifen. In unseren Texten kommt auch unsere angeborene Liebe zu allen Lebewesen stark zum Ausdruck und beinhalten ein hoffnungsvolles, wenn auch etwas gewalttätiges Plädoyer für Veränderung.“

Auf dem Album „Water, It Feels Like It’s Growing“ wird experimenteller Rock in sechs Stücken mit Laufzeiten von 2:42 bis 7:48 Minuten Länge geboten.

Sehr atmosphärisch mit psychedelischem, krautigem Einschlag zeigt sich das eröffnende, 6:34minütige „Sunbath“. Das kommt recht hypnotisch daher und wirkt wie ein atmosphärisches Stück von Bands wie Crippled Black Phoenix & Co. Die Band spielt mit der Dynamik, was den Spannungsbogen hoch hält, auch wenn einiges leicht monoton wirkt.

Mit einem schönen Groove und Keyboardsounds beginnt dann das 6:39minütige „So Much For“. Und dieser Rhythmus treibt das Stück voran. Darauf setzt die Band dann mehrstimmige Gesangslinien, die manchmal etwas durcheinander wirken, aber einen gewissen Reiz verströmen. Ein ungewöhnlicher Track.

Sanfte Synthieflächen führen dann in das 4:47minütige „Shook (I’m Often)“ ein. Sobald der Rhythmus einsetzt wird es rockig/poppig mit Post-Rock-Einschlag. Das hat etwas Hypnotisches und Betörendes. „Seeds“ ist mit 7:48 Minuten Spielzeit der erste Longtrack. Ein wabernder Synthsound und flächige Sounds bilden hier den Unterboden für diesen wunderbaren Track, auf den dann der Gesang gesetzt wird. Im weitern Verlauf kommt noch ein akzentuierter Schlagzeugrhythmus hinzu. Ein klasse Song mit herrlichen Synthpassagen.

Nach dem rockigen, 2:42minütigen „Link“ endet das Album dann mit dem zweiten Longtrack, dem 7:47minütigen Titelstück. Hier treffen sanfte Melodielinien auf Postrock und psychedelische Parts.

„Water, It Feels Like It’s Growing“ von Atsuko Chiba ist ein klasse Album in der Schnittmenge aus Post-Rock, Progressive Rock und Krautrock mit psychedelischen und elektronischen Elementen. Hypnotisch und eingängig zugleich.

Stephan Schelle, Februar 2023

   

CD-Kritiken-Menue