Atomic Neon - Change

Atomic Neon - Change
Black Rain Records (2011)
(13 Stücke, 72:26 Minuten Spielzeit)

Mit „Change“ legt die aus Deutschland stammende, dem Cold Wave und Dark Wave zuzuordnende Band Atomic Neon ihr zweites Album vor. Zwei Jahre nach dem Debüt „Darkenia“ erscheint das zweite Werk am 11. Februar 2011. Atomic Neon ist eine der beeindruckensten Cold Wave-Bands der neueren Zeit. Wie kaum eine andere Formation verstehen es die Musiker die Melancholie des Wave der 80er Jahre mit der Verlorenheit in der Moderne des neuen Millenniums zu verbinden.


Die sechs Musiker der Band haben sich allesamt Pseudonyme zugelegt, die da wären Rio Black (Gesang), Trickser (Gitarre), MoV (Keboards), Karol (Schlagzeug), Meikel X (Gitarre) und Salvina, die einzige Frau in der Formation (Bass).

„Change“ ist voller Gefühl und Seele, ein Album welches persönlicher nicht sein könnte („I Am Black“, „Alien“) aber auch genug Platz lässt für jeden der sich darin finden will. Verzerrte Gitarren, sphärische Keyboardparts, düstere Bassläufe und ein eindringliches Schlagzeug untermalen den klagenden Gesang. Es ist ein ehrliches Album, dunkel, melancholisch und voller Schmerz!

Wie eine Abwandlung von Tönen des Soundtracks zum Film Star Trek mutet der Beginn des Openers „Alien“ an. Ich warte förmlich bei diesen Keyboardsounds darauf, dass eine Stimme sagt: „Der Weltraum …“. Doch dann setzt ein pulsierender Rhythmus ein und ein melancholischer Song nimmt seinen Lauf. Das, was jetzt als erstes Auffällt, ist Rio’s Nähe zu Sänger Robert Smith von The Cure. Schon dieses erste Stück hat soviel Herzschmerz zu bieten und nimmt sofort gefangen, dass man sich nicht wieder aus dieser Umklammerung lösen kann.

Es folgt mit „Empty“ ein flotter Song, der etwas zerbrechlich wirkt. Rockiger und recht dreckig wirkt dann das Titelstück. Vor allem der Refrain wird so richtig dahin gerotzt. Das wirkt allerdings an einigen Stellen etwas disharmonisch. Da schiebt sich „She“ mit seiner wunderbaren, zerbrechlichen Stimmung schon eher wieder unter die Haut. Das einzige Stück in deutscher Sprache ist „Welt ohne Farbe“, das neben Wave – durch den deutschen Gesang - auch eine Spur NDW versprüht. Unverständlich ist mir allerdings, warum es zu diesem Song als einzigen keinen Abdruck des Textes im zwölfseitigen Booklet gibt.

Wie ein Lied aus einer Spieluhr beginnt „BoOom“, ein Stück der einen Walzer- mit Waverhythmus kombiniert und mich irgendwie an Songs der Stranglers erinnert. Ein Cello-Sound verstärkt in „Last Light“ die melancholische Stimmung noch mal um ein Vielfaches. Hier kann man sich so richtig runter ziehen lassen. Den Abschluss bildet dann „Alone“ sowie ein „Hidden Track“. Leider ist es zu einer Unart verkommen, derartige versteckte Tracks durch eine längere Pause (hier sind es mehr als vier Minuten Stille) zu verbinden. Wer aber aushält, der bekommt einen treibenden Track, der von elektronischen Elementen nur so strotzt. Dazu ein technoartiger Rhythmus, der das Stück tanzbar macht. Wow, was für ein Track am Ende der CD. Den sollte man aber auch einzeln anwählen können, was aber leider nicht geht.

Atomic Neon bewegen sich auf „Change“ im Fahrwasser von Bands wie The Cure. Wer also Bands dieser Machart mag, der bekommt hier eine ordentliche Portion Melancholie und Trübsinn mit rockigem Einschlag, in die man sich fallen lassen kann.

Stephan Schelle, Februar 2011

   

CD-Kritiken-Menue